Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Männer brauchen ihre Grenzen
Tina Teubner und Ben Süverkrüp zeigen in Ehingen Musikkabarett vom Feinsten
EHINGEN (kö) - Paarprobleme kabarettistisch gesehen sind an sich nicht so neu, doch wie Tina Teubner und Ben Süverkrüp das über mehr als zwei Stunden im Franziskaner machten, war etwas Besonderes. Mit feiner Klinge setzte Tina Teubner ihre Spitzen, ihr Pianist sorgte für mehr als die Hintergrundmusik dazu.
„Ich bin schon lange verheiratet und liebe meinen Mann, habe es nur nicht immer auf dem Schirm“bekannte die Chansonette freimütig. Nicken beim weiblichen Publikum signalisierte sofort Zustimmung. „Männer brauchen Grenzen, ein Mann fühlt sich nur als Mann, wenn er die salopp verschieben kann“, sagte Tina Teubner beim Glas Rotwein über das männliche Geschlecht sinnierend.
Aber auch ihre Geschlechtsgenossinnen wurden nicht verschont. Von vereinsamten aufgespritzten Nerzmantelgespenstern war die Rede, von Frauen die Angst vor Kohlehydraten haben, sich beim gemeinsamen Essen einen Salat mit Putenstreifen bestellen, in seinem Essen herumpicken und scheinheilig fragen, „findest du mich dick“, und wehe er sagt ja. Die bei Frauen so beliebte Ankündigung „wir müssen reden“kam auf den Prüfstand. „Er fühlt sich so gut, dass er euch die Meinung geigen kann, und dann habt ihr, was ihr wollt“, versprach Tina Teubner den Frauen.
„Was macht euch Männer aus, wo seid ihr den Frauen überlegen“, wollte sie von ihrem Pianisten wissen. „Sie haben sich ihre kindliche Freude bewahrt“gab der zur Antwort, nicht gerade nach ihrer Mütze.
Ben Süverkrüp erklärte musikalisch auf ganz hohem Niveau, warum große Komponisten wie Bach, Beethoven und Mozart zu ihren großen Leistungen fähig waren, stand doch bei denen nicht dauernd ein nörgelndes Weib in der Tür. Als Probleme, die in der guten Ehe gelöst werden, nannte er die, die er vorher gar nicht hatte. Tina Teubner, von Haus aus Violinistin, nahm immer wieder mal ihre Geige zur Hand, spielte ein paar Takte und sang dazu.
Mit einer Portion Humor
Mit scharfer Intelligenz und einer guten Portion Humor verpasste sie dem Publikum ihre Wahrheiten. Sie sollten Liebe nicht gleichsetzen mit Nähe, empfahl sie den Damen im Publikum, erst an dem Mann rummachen und dann mit der Freundin drüber reden. Überhaupt die Freundin und ihr Sofa, auf dem so mancher weibliche Kummer stundenlang durchgekaut wird, nahm sie sich immer wieder vor.
„Rummachen hat doch was mit Visionen zu tun, man kann die Männer mit ihren Macken doch nicht einfach allein lassen“seufzte Tina Teubner. „Man müsste als Außenstehende für fremde Paare die Scheidung einreichen können“, fand die Kabarettistin angesichts vieler im gleichen beigen Trainingsanzug mit lila Seitenstreifen dahinvegetierender Paare. Das sei kein Abend, der die Männer zugrunde richten sollte, sagte Tina Teubner beim stürmischen Schlussapplaus, „recht hat nur die Liebe und das Leben“.