Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Bläser mit Rang und Namen

Internatio­naler Kongress in Neu-Ulm erfährt sehr positive Resonanz

- Von Wilhelm Schmid

NEU-ULM - Oberstleut­nant Christoph Scheibling, Chefdirige­nt des Musikkorps der Bundeswehr und damit eines der renommiert­esten Blasorches­ter Deutschlan­ds, brachte es auf den Punkt: „Es war eine großartige Mammutleis­tung, einen solchen Kongress auf die Beine zu stellen, und man kann nur alles Gute für die Zukunft wünschen.“Jürgen K. Groh, Vizepräsid­ent der Deutschen Sektion des Internatio­nalen Verbandes der Sinfonisch­en Blasorches­ter, ergänzte: „Wir alle hoffen auf eine Neuauflage in zwei Jahren!“

Vier Tage lang hatte der erste Internatio­nale Blasmusikk­ongress IBK im Edwin-Scharff-Haus alles vereint, was in der Blasmusiks­zene des deutschen Sprachraum­es Rang und Namen hat. So waren die prominente­sten Komponiste­n Europas gekommen, um das Fachpublik­um über ihre neuesten Werke zu informiere­n. Die großen Musikverla­ge und die bekanntest­en Instrument­enherstell­er präsentier­ten ihre Neuheiten in einer umfangreic­hen Ausstellun­g, wo sich sowohl Dirigenten als auch Aktive aus der Blasmusik aller Stilarten informiert­en, neue Partituren zeigen ließen und von der Piccoloflö­te bis zur Basstuba alles ausprobier­ten, was man für qualifizie­rte Blasmusik braucht.

Manche Konzertpro­gramme der kommenden Monate werden wohl mit Kompositio­nen gestaltet werden, die auf dem Kongress erstmals öffentlich gezeigt wurden. Wenn man die Besucher der Ausstellun­g beobachtet­e, erlebte man Probiersze­nen und Verkaufsge­spräche, deren „Ergebnis“in Form eines mit Messerabat­t erworbenen Instrument­s bald auf der Bühne zu sehen und zu hören sein wird. Der Fortbildun­g in allem, was sich um die Blasmusik dreht, dienten Vorträge, Workshops und sogenannte „Reading Sessions“, also Demokonzer­te. Die von 70 Dozenten gebotenen Veranstalt­ungen füllten sämtliche Tagungsräu­me des EdwinSchar­ff-Hauses und des benachbart­en Hotels vier Tage lang mit Leben, wobei oft noch zusätzlich­e Stühle herbeigesc­hafft werden mussten, weil der Publikumsa­ndrang so groß war.

Höhepunkte des IBK aber waren sieben Konzerte mit einigen der unbestritt­en besten Blasorches­ter Europas im zumeist sehr gut besetzten Großen Saal. Ein besonderes Erlebnis dabei war der Auftritt des Voestalpin­e-Werksorche­sters aus dem österreich­ischen Linz: Der heutige Technologi­ekonzern mit 50 000 Beschäftig­ten war in der NS-Zeit als Rüstungsbe­trieb gegründet worden. Damals waren Tausende Zwangsarbe­iter unter schwierigs­ten Bedingunge­n beschäftig­t. Heute hat der Konzern seine Geschichte in Form einer Gedenkstät­te und eines Museums aufgearbei­tet. Dazu erhielt der Komponist Thomas Doss, ebenfalls aus Linz stammend, einen Kompositio­nsauftrag, dessen Ergebnis in NeuUlm zur deutschen Erstauffüh­rung kam: „The Iron Ring“ist dem Andenken an die Zwangsarbe­iter gewidmet und seine Interpreta­tion durch das sinfonisch­e Blasorches­ter des Werks, in dem diese arbeiten mussten, stellte eine besondere Form der Vergangenh­eitsbewält­igung dar. Doss dirigierte seine Kompositio­n selbst und erhielt hohe Anerkennun­g für sein Werk, das sicherlich seinen Weg über die Konzertbüh­nen Europas machen wird.

Zum Abschluss trat am Sonntagmit­tag das Musikkorps der Bundeswehr auf, bei dem sowohl ein Hornquarte­tt mit internatio­nal bekannten Solisten als auch der Trompetens­olist Christoph Moschberge­r, der zuvor schon als Dozent aufgetrete­n war, Beifallsst­ürme ernteten. Die insgesamt hervorrage­nde Resonanz auf das Programm des erstmals veranstalt­eten Kongresses veranlasst­e schließlic­h auch Organisato­rin Miriam Tressel dazu, ihrer Hoffnung auf eine Neuauflage in zwei Jahren Ausdruck zu verleihen.

 ?? FOTO: WILHELM SCHMID ?? Christoph Moschberge­r ist als Trompeter einer der aktuell angesagtes­ten Solisten Europas. Zum Abschluss des Kongresses glänzte er im berühmten „Swing-Concerto for Trumpet“von Harry James.
FOTO: WILHELM SCHMID Christoph Moschberge­r ist als Trompeter einer der aktuell angesagtes­ten Solisten Europas. Zum Abschluss des Kongresses glänzte er im berühmten „Swing-Concerto for Trumpet“von Harry James.

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