Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Von Gates und Spielberg lernen

Florian Langensche­idt erklärt, warum in Zeiten des Fachkräfte­mangels Werte in der Wirtschaft wichtig sind

- Von Oliver Helmstädte­r

NEU-ULM/ULM - Als Urenkel eines berühmten Verlegers, Bestseller­autor, Journalist und Mitgründer des Deutschen Buchpreise­s kennt er sie alle. Und so kann Florian Langensche­idt dem „Who’s Who“der regionalen Unternehme­rwelt im Businesscl­ub der Ratiopharm-Arena berichten, worauf Berühmthei­ten wie Regisseur Steven Spielberg oder Microsoft-Gründer Bill Gates am meisten stolz sind. Nicht etwa darauf, als erfolgreic­hster Filmemache­r der Welt zu gelten oder der reichste Mensch der Welt zu sein. Nein, sagt der Wörterbuch-Erbe, in der zweiten Lebenshälf­te verschiebe sich die Sicht der Dinge.

Sowohl Gates als auch Spielberg würden ihre wahre Zufriedenh­eit aus ihren Wohltaten ziehen: Spielberg finanziert eine gemeinnütz­ige Organisati­on, die Aussagen von Überlebend­en der Shoah für Bildungszw­ecke archiviert und Gates spendet regelmäßig zielgerich­tet Milliarden für gute Zwecke. Vor diesem Hintergrun­d lobt Langensche­idt eine neue Initiative des Clubs der Industrie. Unter dem Titel „Leitkultur in Unternehme­n“will der Zusammensc­hluss von Mittelstän­dlern aus Ulm und Neu-Ulm eine „wertorient­ierte Unternehme­nskultur“auf die Fahnen schreiben. Was Langensche­idt als Grundsatzr­eferent beflissen in einen großen Zusammenha­ng stellt, dessen regionale Bedeutung fasst Gerd Stiefel, als Vorsitzend­er des Clubs der Industrie, zusammen: „Im Wettbewerb um Fachkräfte werden Werte immer wichtiger.“Er selbst habe das als Chef der Burlafinge­r Firma Fritz Stiefel schon vor Jahren erkannt. Und so sind Unternehme­nswerte wie Respekt und Toleranz auf einem Schaubild im Eingangsbe­reich der Firma verewigt.

Unter Zuhilfenah­me eines externen Moderators hätten die Mitarbeite­r 2013 gemeinsam mit der Chefetage eine werteorien­tierte Leitkultur erarbeitet, in der Grundzüge eines auskömmlic­hen Miteinande­rs fixiert sind. „Es zahlt sich unendlich aus, wenn man morgens in das Unternehme­n geht und es Sinn macht“, sagt Stiefel und hört sich dabei fast ein bisschen an wie Bill Gates. Die Stimmung im Unternehme­n sei nicht zuletzt durch die Leitkultur sehr gut, der Krankensta­nd niedrig, wichtige Kräfte blieben der Firma treu und kompetente­r Nachwuchs bewerbe sich.

Mit im Boot von „Leitkultur im Unternehme­n“ist auch Birgit SoukupBilg­er, Initiatori­n und geschäftsf­ührende Gesellscha­fterin von „Be CEO – The global Shift“, einer Initiative, die eine werteorien­tierte Ausbildung junger Menschen zu potenziell­en Führungskr­äften mit gesellscha­ftlicher Verantwort­ung fokussiert. „Es wird zu viel auf Effizienz geachtet und zu wenig auf Menschlich­keit“, sagt SoukupBilg­er und nickt zustimmend, als Langensche­idt erzählt, wie ihn seine kürzlich gestorbene Mutter bei vermeintli­chen Höhenflüge­n wieder auf den Boden holte: „Im Verlauf des Lebens wirst Du merken, dass das Herz wichtiger ist als das Hirn.“In diesem Sinne eines aufrechten Gangs und der Betonung vom Empathie, Solidaritä­t und Ehrlichkei­t habe er auch seine fünf Kinder erzogen. Jeder dieser Werte solle auch in Unternehme­n eine Heimat haben.

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FOTO: ANBR Der Club der Industrie: Moderator David Rohde, Gerd Stiefel, Birgit SoukupBilg­er, Matthias Tries, Florian Langensche­idt und Thomas Kießling.

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