Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Im Bett mit dem 100er
Thomas Müller gelingt beim 4:2 der Bayern gegen Bremen ein besonderes Torjubiläum
MÜNCHEN - Von einem permanent zur Gaudi neigenden Burschen wie Thomas Müller war nach seinem 100. Bundesliga-Tor natürlich nichts anderes als ein lockerer Spruch zu erwarten. Und so ließ er, wie gewohnt schelmisch und ein wenig schief grinsend, nach seinem Doppelpack beim erst am Ende klaren 4:2 (1:1) gegen Werder Bremen verlauten: „Den Tag nehm’ ich mit ins Bett.“Wie das genau funkionieren soll – und was seine Frau Lisa dazu sagt – weiß womöglich auch Thomas Müller nicht. Sehr wohl weiß er aber, dass am Sonntag ein hartes Stück Arbeit nötig war, den 15. Sieg hintereinander gegen die Bremer einzufahren.
Lange tat sich der Serienmeister gegen den Abstiegskandidaten schwer, es brauchte einen doppelten Doppelpack – einen von Robert Lewandowski und eben Thomas Müller, dass sich die Bayern noch einsamer an der Spitze fühlen dürfen.
Am Anfang zu träge
13 Punkte Vorsprung vor dem Spiel, ganz allein an der Tabellenspitze – da kann sich schon mal etwas Trägheit einschleichen. „Ein bisschen ist es uns passiert, wir waren nicht sofort da“, gab Müller zu. Dadurch hatte Werder das seltene Glücksgefühl einer Gastmannschaft, in München in Führung zu gehen. Nach einer kurzen, aber erfolglosen Drangphase der Bayern, schob Jérôme Gondorf dem herauseilenden Sven Ulreich den Ball durch die Beine zum 0:1 ins Tor (25.). Es war nicht die erste Bremer Möglichkeit gewesen, Max Kruse, der das 1:0 durch einen Pass in die Tiefe vorbereitete, hatte bereits den Außenpfosten getroffen (8.).
Es dauerte fast eine Hälfte lang, bis sich die Münchner darauf besannen, dass dieser Nachmittag wieder einmal eine dieser Chancen bot, die sie gerne nutzen: Der direkte Verfolger – dieses Mal RB Leipzig in Freiburg – patzt, die Bayern siegen und vergrößern den Abstand in der Tabelle. Mit Müllers Ausgleichstreffer (41.) schlugen sie gerade noch rechtzeitig den richtigen Weg ein. Eine genaue Flanke Jérôme Boatengs nahm der Kapitän mit der Brust an, entledigte sich so zweier Gegenspieler und traf mit dem Vollspann zum 1:1.
Nach der Pause wählten die Bayern weiterhin den kleinstmöglichen Aufwand, um zum Sieg zu kommen. Trainer Jupp Heynckes gab der Mannschaft mit der Einwechslung von Kingsley Coman und Arturo Vidal nach knapp einer Stunde einen neuen Impuls, Arjen Robben und Javi Martínez verließen das Feld. Vidal hatte sogleich eine gute Chance, zielte aber zu ungenau. Der bis dahin unauffällige Robert Lewandowski machte es besser und erfüllte seinen Auftrag als Mittelstürmer. Eine Ecke von James Rodriguez köpfelte er zum 2:1 (64.) ein. Der Bremer Ausgleich (74.) durch ein Eigentor von Niklas Süle nach einer Ecke Kruses rüttelte die Bayern aber endgültig wach.
An der Außenlinie stand schon Rückkehrer Sandro Wagner bereit. Bevor er ihm aber Platz machte, sorgte Lewandowski per Kopf noch schnell für das 3:2 (76.) nach exakter Müller-Flanke. Der machte dann sechs Minuten vor Schluss mit seinem zweiten Tor des Nachmittags die 100 voll. Für die Vorlage war wieder James Rodriguez verantwortlich, neben Müller einer der besten Spieler an diesem Nachmittag im BayernTrikot. Von Mitspieler Joshua Kimmich erhielt er dafür ein Sonderlob: „Er hat ein sehr gutes Gefühl für den gefährlichen Raum“, sagte der Bösinger. Zum Auftritt der Bayern in der ersten Hälfte sagte Kimmich: „Wir waren einen Tick zu langsam. Wir hatten keine guten Lösungen und haben uns wenige Optionen geboten.“
Jupp Heynckes machte einerseits die gute Leistung der Gäste dafür verantwortlich, dass der Münchner Erfolg lange Zeit fraglich war. „Die Bremer haben sich sehr gut präsentiert. Sie haben nicht wie eine Mannschaft gespielt, die da unten drin steht“, sagte er. Seine Mannschaft habe dagegen „zu behäbig, zu langsam aus der Defensive gespielt“.
Am Ende war es dann aber wie immer: Wenn München und Bremen aufeinandertreffen, ist ein Torspektakel nahezu garantiert. Im Gegensatz zu früher ist aber auch so gut wie sicher, dass die Bayern gewinnen. Das 4:2 am Sonntag war der 15. Sieg gegen Werder in Folge. Dass sich durch den immer weiter wachsenden Vorsprung womöglich eine allgemeine Trägheit einstellt beim Rekordmeister, glaubt Torwart Sven Ulreich nicht: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Heute haben wir uns schwer getan, das war harte Arbeit.“