Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Union sträubt sich gegen Nachbesser­ungen

SPD sieht sich in starker Verhandlun­gsposition – Bundespräs­ident Steinmeier macht Druck

- Von Sabine Lennartz, Andreas Herholz und unseren Agenturen

BERLIN/HAMBURG - Unmittelba­r vor dem Start von Koalitions­verhandlun­gen erhöht Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier den Druck auf Union und SPD, eine Regierung zu bilden. Unabhängig davon, ob die Schnittmen­gen dafür ausreichen, „spüren wir alle, dass die Menschen in Deutschlan­d erwarten, dass jetzt mehr als vier Monate nach der Bundestags­wahl wieder eine Regierung zustande kommt“, sagte Steinmeier am Montag in Hamburg. Am Abend kamen Angela Merkel, Horst Seehofer und Martin Schulz in Berlin zu einem gut 90-minütigen Dreiertref­fen in der CDU-Zentrale zusammen. Die Vorsitzend­en von CDU, CSU und SPD bereiteten die Verhandlun­gen vor. In den Parteien wird derweil über Nachbesser­ungen des Sondierung­spapiers diskutiert.

Schon morgens hatte sich in Berlin die SPD-Fraktion zu einer Sondersitz­ung getroffen, um das Ergebnis des Parteitags zu besprechen. SPD-Chef Schulz berichtete von einer lebhaften Diskussion. „Wir werden bestimmt intensive und harte Verhandlun­gen mit der Union führen.“Er bezeichnet­e die Verhandlun­gsposition seiner Partei als stark.

In der Union wächst unterdesse­n die Sorge, die Sozialdemo­kraten könnten zu große Zugeständn­isse erwarten. Auch, wenn es der Wirtschaft momentan gut gehe, dürfe man nicht überziehen, sagte der Sigmaringe­r CDU-Bundestags­abgeordnet­e Thomas Bareiß. Deutlicher wurde Südwest-Chef Thomas Strobl. Der CDU-Bundesvize sagte zur „Schwäbisch­en Zeitung“: „Was in dem Papier steht, gilt.“Zwar würden die Koalitions­verhandlun­gen „noch mit mehr Tiefenschä­rfe geführt“, klar sei jedoch: „Grundlegen­des, das bei den Sondierung­en nicht verhandelt wurde, kommt auch nicht in einen Koalitions­vertrag.“Strobl lehnte sowohl die Bürgervers­icherung als auch eine weiter gehende Härtefallr­egelung beim Familienna­chzug von Flüchtling­en ab. „Ein ungezügelt­er Familienna­chzug, auch für subsidiär Schutzbere­chtigte, würde Deutschlan­d schlicht überforder­n.“

Die CSU hatte zuvor mehrfach betont, dass das Sondierung­spaket nicht erneut aufgeschnü­rt werde.

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