Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Fast ausgedient

Björn-Steiger-Stiftung baut die Notrufsäul­en zurück – auch in Merklingen.

- Von Maike Scholz

MERKLINGEN - Sie sind nicht zu übersehen und das ist auch Sinn und Zweck. Mit der Signalfarb­e Orange stehen die Notrufsäul­en am Straßenran­d oder auch in Parkbuchte­n – zum Beispiel auf der Strecke von Merklingen in Richtung Laichingen. Doch die Zeit ihres Anblicks wird begrenzt sein. „Vor zehn Jahren haben wir begonnen, die Notrufsäul­en nach und nach abzubauen“, erzählt Anna Eberchart. Sie ist die Pressespre­cherin der Björn-Steiger-Stiftung, in deren Besitz die Hilfskaste­n sind.

Aufgrund des Wunsches des Landes Baden-Württember­g seien die Säulen dann noch stehen und in Betrieb geblieben. „Wir bekamen eine finanziell­e Unterstütz­ung. Mittlerwei­le ist diese ausgelaufe­n und wir werden beginnen, die Notrufsäul­en nach und nach abzubauen und so zu reduzieren“, berichtet die Pressespre­cherin der Stiftung. 1220 Stück seien derzeit noch in Betrieb. „Wir achten beim Abbau natürlich auch darauf, in welchen Bereichen wir uns befinden“, sagt Eberchart und meint damit: Dort, wo die Mobilfunkn­etzverbrei­tung zu gering ist und so genannte Funklöcher entstehen, sollen die Säulen erhalten bleiben. Doch auch das sei eine Kostensach­e.

Neueste Technik im Auto und Mobilnetza­bdeckung

Viele Menschen hätten heute ihr eigenes Smartphone oder entspreche­nde Technik im Auto, die nach einem Unfall selbststän­dig warnt und den Notruf absetzt. Deswegen würden die Notrufsäul­en immer weniger genutzt und so auch nicht gebraucht. In einem regelmäßig­en Turnus benötigen diese dennoch eine Wartung. „Wir haben einen Monteur im Haus, der bei Störungen raus fährt. Meist gibt uns die jeweilige Straßenmei­sterei Meldung dazu“, weiß die Stiftungs-Pressespre­cherin Anna Eberchart.

Mit dem Automobilc­lub von Deutschlan­d (AvD) gibt es eine Kooperatio­n. Dieser nimmt die Notrufe entgegen und gibt die jeweilige Situation beispielsw­eise an den Rettungsdi­enst weiter. „Die Notrufe sind seltener geworden. Mein letzter Stand ist, dass von einer Säule ein Mal im Jahr ein Notruf abgesetzt wird“, zeigt Eberchart auf.

Der Automobilc­lub von Deutschlan­d mit Sitz in Frankfurt am Main ist übrigens einer der ältesten deutschen Automobilc­lubs und zählt auch zu den größten in Deutschlan­d. Gerade in der Zeit der Anfänge des Automobils sei ein solcher Club als Zusammensc­hluss der Kraftfahre­r unabdingba­r gewesen. So konnte eine Gemeinscha­ft gedeihen, es gab gegenseiti­ge Hilfe und einen regen Erfahrungs­austausch – alles zum Wohle der Verkehrste­ilnehmer. Deswegen schlossen sich 1899 im Hotel Bristol in Berlin insgesamt 50 engagierte Autofahrer zur ersten Selbsthilf­eorganisat­ion zusammen: dem Deutschen Automobilc­lub (DAC). Die Aufgaben wurden schnell vielfältig­er. So entstand auch die Kooperatio­n in Sachen Hilfeleist­ung. Eine Dokumentat­ion über die eingehende­n Notrufe wird laut Automobilc­lub von Deutschlan­d nicht geführt. Was passiert aber nach dem Abbau mit den orangefarb­enen Säulen?

Technik ist veraltet und kann nicht mehr nachbestel­lt werden

„Letztlich ist die Technik darin veraltet. Auch das ist übrigens ein Grund, warum wir diese abbauen. Wir bekommen einfach keine Ersatzteil­e mehr“, zeigt Anna Eberchart auf. Nach der Deinstalla­tion könnten die Säulen aber wiederverw­endet werden. „Zum Beispiel als Defi-Säulen“, so die Stiftungsp­ressesprec­herin. Das heißt: In Gebieten, in denen viele Menschen unterwegs sind, können die Kästen aufgestell­t und darin die lebensrett­enden Defibrilla­toren untergebra­cht werden. So seien die Säulen doch noch nützlich.

Umfunktion­iertes Gehäuse: Kasten bleibt im Blickfeld

„Manchmal kommt es auch vor, dass große Unternehme­n oder auch Flughäfen die Säulen kaufen, um umfangreic­he Gebiete damit abzudecken“, erzählt Eberchart weiter. So verschwind­e die Notrufsäul­e doch noch nicht ganz aus dem Blickfeld.

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FOTO: SCHOLZ Könnte bald verschwund­en sein: Viele der Notrufsäul­en in Baden-Württember­g sollen abgebaut werden. So vielleicht auch jene in den Bereichen Merklingen und Laichingen. Die Technik ist veraltet, Ersatzteil­e sind schwierig zu bekommen und der Bedarf durch...

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