Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Fast ausgedient
Björn-Steiger-Stiftung baut die Notrufsäulen zurück – auch in Merklingen.
MERKLINGEN - Sie sind nicht zu übersehen und das ist auch Sinn und Zweck. Mit der Signalfarbe Orange stehen die Notrufsäulen am Straßenrand oder auch in Parkbuchten – zum Beispiel auf der Strecke von Merklingen in Richtung Laichingen. Doch die Zeit ihres Anblicks wird begrenzt sein. „Vor zehn Jahren haben wir begonnen, die Notrufsäulen nach und nach abzubauen“, erzählt Anna Eberchart. Sie ist die Pressesprecherin der Björn-Steiger-Stiftung, in deren Besitz die Hilfskasten sind.
Aufgrund des Wunsches des Landes Baden-Württemberg seien die Säulen dann noch stehen und in Betrieb geblieben. „Wir bekamen eine finanzielle Unterstützung. Mittlerweile ist diese ausgelaufen und wir werden beginnen, die Notrufsäulen nach und nach abzubauen und so zu reduzieren“, berichtet die Pressesprecherin der Stiftung. 1220 Stück seien derzeit noch in Betrieb. „Wir achten beim Abbau natürlich auch darauf, in welchen Bereichen wir uns befinden“, sagt Eberchart und meint damit: Dort, wo die Mobilfunknetzverbreitung zu gering ist und so genannte Funklöcher entstehen, sollen die Säulen erhalten bleiben. Doch auch das sei eine Kostensache.
Neueste Technik im Auto und Mobilnetzabdeckung
Viele Menschen hätten heute ihr eigenes Smartphone oder entsprechende Technik im Auto, die nach einem Unfall selbstständig warnt und den Notruf absetzt. Deswegen würden die Notrufsäulen immer weniger genutzt und so auch nicht gebraucht. In einem regelmäßigen Turnus benötigen diese dennoch eine Wartung. „Wir haben einen Monteur im Haus, der bei Störungen raus fährt. Meist gibt uns die jeweilige Straßenmeisterei Meldung dazu“, weiß die Stiftungs-Pressesprecherin Anna Eberchart.
Mit dem Automobilclub von Deutschland (AvD) gibt es eine Kooperation. Dieser nimmt die Notrufe entgegen und gibt die jeweilige Situation beispielsweise an den Rettungsdienst weiter. „Die Notrufe sind seltener geworden. Mein letzter Stand ist, dass von einer Säule ein Mal im Jahr ein Notruf abgesetzt wird“, zeigt Eberchart auf.
Der Automobilclub von Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main ist übrigens einer der ältesten deutschen Automobilclubs und zählt auch zu den größten in Deutschland. Gerade in der Zeit der Anfänge des Automobils sei ein solcher Club als Zusammenschluss der Kraftfahrer unabdingbar gewesen. So konnte eine Gemeinschaft gedeihen, es gab gegenseitige Hilfe und einen regen Erfahrungsaustausch – alles zum Wohle der Verkehrsteilnehmer. Deswegen schlossen sich 1899 im Hotel Bristol in Berlin insgesamt 50 engagierte Autofahrer zur ersten Selbsthilfeorganisation zusammen: dem Deutschen Automobilclub (DAC). Die Aufgaben wurden schnell vielfältiger. So entstand auch die Kooperation in Sachen Hilfeleistung. Eine Dokumentation über die eingehenden Notrufe wird laut Automobilclub von Deutschland nicht geführt. Was passiert aber nach dem Abbau mit den orangefarbenen Säulen?
Technik ist veraltet und kann nicht mehr nachbestellt werden
„Letztlich ist die Technik darin veraltet. Auch das ist übrigens ein Grund, warum wir diese abbauen. Wir bekommen einfach keine Ersatzteile mehr“, zeigt Anna Eberchart auf. Nach der Deinstallation könnten die Säulen aber wiederverwendet werden. „Zum Beispiel als Defi-Säulen“, so die Stiftungspressesprecherin. Das heißt: In Gebieten, in denen viele Menschen unterwegs sind, können die Kästen aufgestellt und darin die lebensrettenden Defibrillatoren untergebracht werden. So seien die Säulen doch noch nützlich.
Umfunktioniertes Gehäuse: Kasten bleibt im Blickfeld
„Manchmal kommt es auch vor, dass große Unternehmen oder auch Flughäfen die Säulen kaufen, um umfangreiche Gebiete damit abzudecken“, erzählt Eberchart weiter. So verschwinde die Notrufsäule doch noch nicht ganz aus dem Blickfeld.