Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ermittlung­en gegen Neu-Ulmer Polizisten eingestell­t

Was den Beamten vorgeworfe­n wurde und warum der Kripo-Chef noch immer Hausverbot hat

- Von Michael Ruddigkeit

NEU-ULM/KEMPTEN/MÜNCHEN Seit Mai vorigen Jahres haben das Bayerische Landeskrim­inalamt und die Staatsanwa­ltschaft München I gegen drei Neu-Ulmer Kriminalbe­amte ermittelt. Diesen wurde vorgeworfe­n, dass sie bei der Arbeitszei­terfassung geschummel­t hätten. Außerdem sollen sie Dienstwage­n für private Zwecke genutzt haben.

Ihr Vorgesetzt­er, der Chef der Neu-Ulmer Kriminalpo­lizei, soll davon gewusst haben. Deswegen geriet auch er in den Fokus der internen Ermittler.

Seitdem wird die Kripo von einem Kollegen interimsmä­ßig geleitet. Inzwischen hat die Münchner Staatsanwa­ltschaft die strafrecht­lichen Ermittlung­en gegen die NeuUlmer Beamten eingestell­t. Das bestätigte das Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West in Kempten. Ausgestand­en ist die Sache damit für die Kriminalpo­lizisten jedoch nicht.

Denn jetzt läuft ein Disziplina­rverfahren, das von der Rechtsabte­ilung des Polizeiprä­sidiums geführt wird. Das bedeutet: Die drei Beamten und der Dienststel­lenleiter haben zwar nachweisli­ch keine Straftaten begangen, möglicherw­eise haben sie sich aber eines Fehlverhal­tens im Dienst schuldig gemacht. Das könnte disziplina­rische Maßnahmen nach sich ziehen.

Ob an den Vorwürfen was dran ist, soll die interne Untersuchu­ng zeigen. Solange bleibt der Kripochef außen vor. Gegen ihn wurde vor acht Monaten das Verbot der Führung der Dienstgesc­häfte ausgesproc­hen, das nach wie vor Bestand hat. Das ist keine Suspendier­ung, kommt aber einem Hausverbot gleich. Denn der ranghohe Polizist darf nicht nur die Räume der Kripo, sondern sämtliche Dienststel­len bis auf Weiteres nicht mehr betreten. Diese Maßnahme sei notwendig, damit vor Ort neutral ermittelt werden könne, sagte Jürgen Krautwald, der Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/ West. Über die laufenden Ermittlung­en könne er keine weiteren Angaben machen. „Sowohl die Dauer als auch der Abschluss der Disziplina­rverfahren sind derzeit nicht absehbar.“

Im Gegensatz zu ihrem Chef durften die drei unter Verdacht geratenen Kripo-Beamten auch während der Ermittlung­en ihren Dienst verrichten. Einer der Polizisten ist inzwischen im Ruhestand, die beiden anderen arbeiten nach wie vor in Neu-Ulm. Zur Begründung, warum jetzt noch interne Ermittlung­en laufen, obwohl das Strafverfa­hren bereits eingestell­t wurde, sagte Jürgen Krautwald: „Der Maßstab, der an den Beamten gelegt wird, ist sehr hoch. Bürger und Verwaltung müssen sich darauf verlassen können, dass sich der Beamte korrekt verhält.“Zudem bestehe eine Dienst- und Treuepflic­ht gegenüber dem Dienstherr­n.

Bei der Neu-Ulmer Polizei in der Reuttier Straße arbeiten insgesamt 272 Beamte in fünf Dienststel­len, die teilweise für den gesamten Bereich des Präsidiums zuständig sind. In der Kriminalpo­lizeiinspe­ktion, die den Kreis Neu-Ulm und einen Teil des Kreises Günzburg abdeckt, sind 43 Beamte beschäftig­t.

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