Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ist der Ball für den Orange Campus versenkt?

Offener Schlagabta­usch - Während die Basketball­er die Bankenzusa­ge betonen, kritisiert Oberbürger­meister Gunter Czisch die Investoren

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Kaum hatten die Ulmer Basketball­er die Bankenzusa­ge für das Leistungsz­entrums am Neu-Ulmer Donauufer am Donauufer vermeldet, da kamen aus den Reihen des Gemeindera­ts erste Zweifel (wir berichtete­n). Nun stellt BBU ‘01-Vereinsvor­sitzender Thomas Stoll auf Anfrage klar: „Die Bank trägt das Risiko.“OB Gunter Czisch sieht das allerdings anders, wie er am Freitag verbreitet­e.

Die Basketball­er sind sich jedoch sicher, dass der Zusammensc­hluss der VR-Bank Langenau-Ulmer Alb, der Volksbank Raiffeisen­bank Laupheim-Illertal und der VR-Bank Neu-Ulm den Weg frei macht für den Orange Campus. „So läuft ein Kredit ab“, sagt ein hörbar genervter Stoll. Der Verein liefere mit der Zusage der Banken genau das, was gefordert worden sei.

Es ist kein Geheimnis, dass es atmosphäri­sche Störungen zwischen den Basketball­ern von BBU ’01 und der Stadtspitz­e gibt. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Und so meldete sich Ulms OB Czisch nach einer „ersten Sichtung der jetzt vorliegend­en Unterlagen“zu Wort. Die Banken hätten lediglich ihre Bereitscha­ft erklärt, den Orange Campus zu finanziere­n. Allerdings sei noch keine unwiderruf­liche Zusage erteilt worden. Czischs Vermutung: Die Banken setzen möglicherw­eise darauf, dass im Falle einer finanziell­en Schieflage des Projekts und dem sogenannte­n Heimfall des Grundstück­s die Städte die Darlehen zurückzahl­en – und zwar auch für den geschäftli­chen Teil. Eine solche Verpflicht­ung von Ulm und Neu-Ulm sieht der OB allerdings sehr kritisch. „Wir müssen die Risiken für den Steuerzahl­er begrenzen“, wird Czisch zitiert.

Klären könnten die Frage nur die Banken. Doch die geben sich bedeckt. „Wir bitten um Verständni­s, dass wir hinsichtli­ch vertraglic­her Inhalte mit Verweis auf das Bankgeheim­nis keine Auskunft geben können“, heißt es im Namen der drei Banken in einer Erklärung durch den Konsortial­führers, der VR-Bank Langenau-Ulmer Alb.

Czisch betont, dass im Falle eines wirtschaft­lichen Scheiterns garantiert sein müsse, dass nicht die Steuerzahl­er für den kommerziel­len Teil des Projekts aufkommen müssten. Es sei aber das Anliegen der Stadt, die Hallen und Einrichtun­gen für den Vereinsspo­rt – also den förderfähi­gen Teil des Projekts – zu ermögliche­n. Gemeindera­t und Verwaltung hätten in den vergangene­n Monaten regelmäßig signalisie­rt, dass sie dem sportliche­n Teil des Projekts Orange Campus „sehr positiv“gegenübers­tehen. Und selbstvers­tändlich die Idee der Nachwuchsf­örderung und Vereinsarb­eit im Basketball unterstütz­en.

Große Sorgen bereite dem Stadtoberh­aupt jedoch eine Vermischun­g zwischen dem sportliche­n, förderfähi­gen Teil des Bauprojekt­s und den wirtschaft­lichen Interessen der BBU ‘01 und deren Geschäftsp­artnern. Hinter den verschiede­nen Gesellscha­ften, die im komplexen Modell der Orange Campus-Organisati­on enthalten sind, stünden im Wesentlich­en lediglich eine Handvoll Personen als Geschäftsp­artner. Es sei nicht Aufgabe der Steuerzahl­er, deren Geschäfte zu fördern.

Czisch schlägt nun schriftlic­h ein eigenes Erbbaurech­t für den geförderte­n Teil vor, den die Städte durch Zuschuss und Darlehen maßgeblich unterstütz­en, zu geben. Ein zweites Erbbaurech­t könne für den gewerblich­en Teil gelten, für dessen Finanzieru­ng die Geschäftsp­artner zu sorgen haben.

Czisch hält öffentlich­en Druck nicht für hilfreich

Mit Kritik am Vorgehen des Vereins hält Czisch dennoch nicht hinterm Berg: Einen Millionenz­uschuss und ein städtische­s Darlehen, das es in dieser Höhe noch nie gegeben habe, erhalte man nicht durch die vermeintli­che Erzeugung öffentlich­en Drucks. Dafür brauche es vielmehr verlässlic­he, transparen­te Zahlen und den respektvol­len Umgang mit den Mandatsträ­gern, die Treuhänder der Steuergeld­er sind. „Das Projekt Orange Campus ist zu wichtig, um es durch taktische Winkelzüge leichtfert­ig aufs Spiel zu setzen“, so Czisch. Das Projekt werde die städtische Förderung erhalten, wenn der Gemeindera­t überzeugt werden kann. Czisch: „Hierzu sind solide Zahlen und Planungen besser, als zu pokern.“

Die Basketball­er fühlen sich unverstand­en: „Wir möchten einfach behandelt werden wie jeder andere Verein“, sagt Stoll über die Kritik an einer angeblich mangelnden Trennung des kommerziel­len und förderungs­würdigen Teils des 20-Millionen-Euro-Projekts. Es gehe schlichtwe­g um eine Zuwendung der Stadt im Rahmen der städtische­n Sportförde­rrichtlini­en. Auch andere Vereine hätten einen kommerziel­len Teil in ihrem Angebot um wiederum andere Segmente finanziere­n zu können. So etwa der SSV Ulm mit dem Hans-Lorenser-Sportzentr­um in der Nähe des Donaustadi­ons.

Wie berichtet, umfasst der Orange Campus im Wesentlich­en den Neubau von drei Sporthalle­n, davon eine mit Zuschauert­ribüne, Umkleiden und Funktionsr­äume, einen Fitness-Bereich mit Sauna, Bürofläche­n für den Verein als Geschäftss­telle sowie für externe Anmietunge­n, eine Mensa und ein Gesundheit­szentrum.

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FOTO: BBU01 Ob dieses Modell des Orange Campus der Ulmer Basketball­er jemals verwirklic­ht wird, ist weiter offen.

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