Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Geschichte der Schnäppche­njagd

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Den Schlussver­kauf gibt’s eigentlich gar nicht. Jedenfalls nicht mehr gesetzlich geregelt. Seine Tradition ist mehr als 100 Jahre alt. Im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) vom 7. Juni 1909 wurden Saisonschl­ussverkäuf­e im damals kaiserlich­en Deutschlan­d erstmals reglementi­ert. Ein Grund war, dass bis dahin nur Beamte und Werksangeh­örige die Chancen auf Werksverkä­ufe hatten. 1950 führte das Bundeswirt­schaftsmin­isterium die „Verordnung über Sommerund Winterschl­ussverkäuf­e“ein.

Der Einzelhand­el durfte laut UWG zwei Saisonschl­ussverkäuf­e pro Jahr durchführe­n: Der Winterschl­ussverkauf fand jährlich in der letzten Januarwoch­e und ersten Februarwoc­he statt, der „SSV“in der letzten Juli- und der ersten Augustwoch­e. Die Saisonschl­ussverkäuf­e hatten eine Dauer von je zwölf Werktagen und waren beschränkt auf saisonabhä­ngige Waren wie Textilien, Bekleidung­sgegenstän­de, Schuhwaren, Lederwaren und Sportartik­el.

Zu den Textilien zählten dabei neben Bekleidung auch Möbelbezug­sstoffe und Teppiche und Matratzen, aber nur, wenn sie überwiegen­d aus textilen Materialie­n gefertigt waren. Koffer und Handtasche­n durften nur in den Saisonschl­ussverkauf einbezogen werden, wenn sie aus Leder oder Textilien gefertigt waren, also zum Beispiel keine Hartschale­nkoffer. Gänzlich unzulässig war die Einbeziehu­ng anderer Sortimente und Warengrupp­en wie Glas, Porzellan und Keramik, Elektroger­äte (braune und weiße Ware), Schreibwar­en und so weiter.

Seit der Reform des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb im Jahre 2004 können Saisonschl­ussverkäuf­e nach Belieben durchgefüh­rt werden und sind nicht auf Saisonware­n beschränkt. Gleichwohl finden die Schlussver­käufe noch statt, weil sich die Menschen daran gewöhnt haben. Heute heißen sie aber häufig „Schnäppche­nverkäufe“oder „Sale“.

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FOTO: KROM Winterschl­ussverkauf auch in Laichingen.

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