Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Hensoldt sieht sich im Streit um Kulturgut im Recht
ULM (heo) - Im Streit um die angebliche Entsorgung wesentlicher Teile der AEG-Telefunken-Sammlung meldet sich jetzt der indirekte Telefunken-Nachfolger Hensoldt zu Wort. Die Denkmalschutzbehörden das Landes und der Stadt Ulm haben laut einer Pressemitteilung festgestellt, dass die Sammlung auf dem Gelände der Firma in der Ulmer Weststadt ordnungsgemäß und unversehrt untergebracht ist. Außerdem hätten die Behördenvertreter nach einer Untersuchung des nach Nersingen provisorisch ausgelagerten Materials Hensoldt bescheinigt, dass unter dem ausgelagerten und entsorgten Material kein schützenswertes Kulturgut ist. „Die von verschiedenen Personen erhobenen Vorwürfe, wir hätten Kulturgut widerrechtlich beseitigt, haben sich als haltlos erwiesen“, stellt HensoldtPressesprecher Lothar Belz, fest.
In der vergangenen Woche waren Messgeräte, Mobiliar und Prototypen aus einem provisorischen Lager in Nersingen entfernt und entsorgt worden. Daraufhin hatten ehemalige Ingenieure, die das AEG-TelefunkenMuseum aufgebaut hatten, den Vorwurf erhoben, Hensoldt als Nachfolgeunternehmen von Telefunken habe „wertvolles Kulturgut“unberechtigt verschrottet.
Der Freundeskreis des ehemaligen Museums bleibt bei seiner Darstellung. Hensoldt kenne die frühere Ausstellung nicht und auch nicht die technischen und historischen Zusammenhänge. Aus Sicht des Ulmer Stadtrats und Mitglieds des Freundeskreises, Hans-Walther Roth, zerstörte Hensoldt trotz Dementi Kulturgut. Es sei fragwürdig, dass dem Verein verboten wurde, der Recyclingaktion beizuwohnen.
Außerdem kritisiert Roth, dass die Exponate erst nach der Entsorgung aufgelistet und dokumentiert worden seien. Es sei auch über Wochen ohne Wissen des Denkmalschutzes recycelt worden. Roth fragt: „Was will man vor dem Freundeskreis verbergen, der über die Inventarlisten und das komplette Bildmaterial verfügt?“