Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kim Jong-un geht auf Südkorea zu
USA halten nicht viel von der überraschenden Annäherung
SEOUL (dpa) - Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un will trotz seines harten Kurses im Konflikt um sein Atomprogramm so bald wie möglich Südkoreas Präsidenten Moon Jae-in treffen. Kims Schwester Kim Yo-jong habe Moon in Seoul mündlich eine Einladung überbracht, teilte das Präsidialamt mit. Ein Besuch in Pjöngjang könne „zum nächstmöglichen Zeitpunkt“erfolgen. Moon reagierte zurückhaltend: „Lassen Sie uns die nötigen Bedingungen dafür schaffen“, wurde er zitiert.
SEOUL (dpa) - Trotz seiner Unnachgiebigkeit im Konflikt um sein Atomwaffenprogramm will sich Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un bald mit Südkoreas Präsidenten Moon Jae-in treffen. Bei einem fast dreistündigen Gespräch am Samstag in Seoul übermittelte Kims einflussreiche Schwester Kim Yo-jong eine Einladung nach Pjöngjang, wie der Sprecher des Präsidialamts mitteilte. Ein Besuch könne „zum nächstmöglichen Zeitpunkt“erfolgen, schlug Kim Jong-un vor. Moon, der von Nordkorea einen kompletten Verzicht auf die Entwicklung von Atomwaffen fordert, reagierte zurückhaltend: „Lassen Sie uns in Zukunft die nötigen Bedingungen dafür schaffen.“
Kim schloss bisher kategorisch Verhandlungen über das Atomprogramm aus. Der plötzliche Annäherungskurs gegenüber Südkorea wird daher von Kritikern auch als Versuch Nordkoreas gesehen, einen Keil zwischen Südkorea und seinem Verbündeten USA zu treiben und sich aus den Fesseln der internationalen Sanktionen ein wenig zu lösen. Die Regierung in Washington sieht Kims Charmeoffensive gegenüber Seoul äußerst skeptisch.
Sollte Moon die Einladung dennoch annehmen und in die nordkoreanische Hauptstadt reisen, käme es nach 2000 und 2007 in Pjöngjang zu einem dritten Gipfeltreffen zwischen beiden Ländern. Kims Schwester übergab Moon auch einen persönlichen Brief, in dem Kim Jongun seinen Wunsch nach einer Verbesserung der Beziehungen äußerte. Kim hatte erst Anfang dieses Jahres nach langer Funkstille zwischen beiden Ländern zu erkennen gegeben, sich Südkorea annähern zu wollen.
Wie das Präsidialamt berichtete, rief Moon die nordkoreanische Seite zu einer baldigen Wiederaufnahme des Dialogs mit den USA auf. Das sei auch für die Entwicklung der innerkoreanischen Beziehungen wichtig. Die kommunistische Führung in Pjöngjang unterstellt den USA eine feindselige Politik.
Kims 30-jährige Schwester war am Freitag anlässlich der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang als „Sondergesandte“ihres älteren Bruders zu einem dreitägigen Besuch nach Südkorea gereist. Sie ist das erste Mitglied der seit drei Generationen herrschenden Kim-Familie, das den Süden der koreanischen Halbinsel besucht. Zusammen mit der Schwester kamen das 90-jährige protokollarische Staatsoberhaupt Kim Yong-nam als Leiter der Delegation und zwei weitere hochrangige Funktionäre.
Nach ihrer Teilnahme an der Olympia-Eröffnungsfeier wurde die Delegation am Samstag vom Präsidenten in seinem Amtssitz in Seoul empfangen. Ein Sprecher Moons sprach von einer „freundschaftlichen Atmosphäre“während des Treffens, das auch ein Mittagessen einschloss. Südkoreas linksliberales Staatsoberhaupt hofft, über die Kooperation mit Nordkorea für die Winterspiele auch eine dauerhafte Entspannung und eine Lösung im Atomstreit erreichen zu können.
Als Zeichen für die Spannungen war US-Vizepräsident Mike Pence dagegen den Besuchern aus Nordkorea bei der Olympia-Eröffnung demonstrativ aus dem Weg gegangen. Pence wiederholte in Seoul, es sei weiter nötig, mit „maximalem Druck und Sanktionen“vorzugehen. Nordkorea arbeitet an der Entwicklung von Interkontinentalraketen, die einen Atomsprengkopf bis in die USA tragen können.