Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Die Gaißer Madl“

- (KROM)

Die Laichinger Narrenzunf­t wurde 2006 im Café Deli gegründet und umfasst derzeit 25 Mitglieder. Ihre Hauptfigur ist das „Gaißer Madl“. Dabei handelt es sich um Maria Magdalena Gaißer, am 7. Juli 1843 geboren und am 18. Februar 1918 verstorben. Sie war ein „Dorforigin­al“und verbrachte ihr ganzes Leben in Laichingen. Zum Schluss lebte sie im Haus des Bleichers mit dem Namen Johannes Wagner, war unverheira­tet und eine Tagelöhner­in. „Sie war rotzfrech“, beschreibt Zunftratmi­tglied Thorsten Roll das Madl. Und dafür war sie in Laichingen bekannt. Das Häs besteht aus einem Fransenroc­k, Pumphose, Schürze, Stulpen und Blauhemd – angelehnt an die Stadtfarbe­n von Laichingen. In der Narrenzunf­t gibt es noch eine Einzelfigu­r, den Schneider Kaufmann. Er und das „Gaißer Madl“lernten sich im November 1885 kennen, als sie ins Armenhaus kam. Als es zwischen ihr und Scheider Kaufmann zum Streit kam, beschimpft­e das Madl Schneiders Frau und ihn mit den schlimmste­n Schimpfwör­tern. Dafür gab’s die härtesten Prügel. Es kam zur Verhandlun­g vor dem Schöffenge­richt Münsingen. Angeklagt wurde die Körperverl­etzung am „Gaißer Madl“, das von Anfang bis Ende der Gerichtsve­rhandlung log – unter Eid. Ein anderer Zeuge widersprac­h ihr und so kam es noch im selben Jahr zur Anklage gegen das „Gaißer Madl“wegen Meineids und Beleidigun­g. Das Gericht in Ulm verurteilt­e sie zu zwei Jahren Zuchthaus. Der Richter wies bei der Urteilsver­kündung darauf hin, dass sie die Tracht Prügel zu Recht bekam. Das Häs des Schneiders ist angelehnt an die Älblertrac­ht und orientiert sich ebenfalls an den Stadtfarbe­n Laichingen­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany