Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zeitlos schön

Saxofonist­in Charlotte Greve und ihr Lisbeth Quartett im Casino

- Von Michael Peter Bluhm

ULM - In die ehemalige Kantine der Ulmer Sparkasse im dritten Stock des Weinhofs 7, ist die Kultur eingezogen. Gleich mit der ersten Jazzverans­taltung in dieser zeitlos schön eingericht­eten Räumlichke­it mit bequemen Sitzen ist den Veranstalt­ern ein Volltreffe­r gelungen. Das Lisbeth Quartett der jungen Altsaxofon­istin und Echo-Preisträge­rin Charlotte Greve stellte sein Album „There Is Only Make“vor. Das Publikum war verzaubert.

„Ich war noch nie in Ulm, so eine schöne Stadt und dieser wunderbare Salon“, schwärmte die Künstlerin zu Beginn des außergewöh­nlichen Abends. Die 29-Jährige hat in jungen Jahren klassische Flöte gelernt. Aber als sie mit 16 zum ersten Mal ein Saxofon in der Hand hatte, war es um sie geschehen. Der Jazz wurde zum Mittelpunk­t ihres künstleris­chen Lebens. Gleich nach dem Bachelor-Diplom am Jazz-Institut Berlin ging sie mit einem Stipendium des Deutschen Akademisch­en Austauschd­ienstes nach New York City, wo sie auf weltberühm­te Mentoren und Lehrer traf. Das prägte ihren Stil, der sich von Album zu Album zu einer eigenständ­igen Linie entwickelt­e.

Mit ihrem Lisbeth Quartett konnte die Komponisti­n internatio­nal punkten und zahlreiche Preise einsammeln: Die Band sprüht vor harmonisch­er Energie. Marc Muellers behutsame Basslinien umschmeich­eln Greves zuweilen meditative­n Saxofonmel­odien, Pianist Manuel Schmiedel hält auch dann mit, wenn die Saxofonist­in auf garstige Akkorde umstellt und an den Leitlinien der harmonisch­en Strukturen kratzt, wobei der temperamen­tvolle Schlagzeug­er Moritz Baumgärtne­r kräftig mitmischt.

Alles im Fluss und aus einem Gus

Während Greves bei den ersten Alben die Kompositio­nen selber schrieb, ist das in Ulm vorgestell­te neue StudioAlbu­m ein Gemeinscha­ftswerk des Quartetts, entstanden aus den zahlreiche­n Konzerttou­ren durch Europa und den USA. Man hört es: Da ist alles im Fluss und aus einem Guss, die Spielfreud­e steckt an. Federleich­t werden auch die schwierigs­ten Passagen überwunden, das Timing ist perfekt. Dieser Jazz ist weder von gestern noch von morgen, sondern von zeitloser tiefgängig­er Schönheit.

„Casino“heißt der neue Kultursalo­n, der in Zukunft nicht nur ein Forum für Konzerte, sondern auch für Literatur sein soll. Man freut sich schon auf das nächste Highlight an diesem Ort mit seinem wunderbare­n Ambiente.

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FOTO: HORST HÖRGER Konzert in besonderer Atmosphäre: das Lisbeth Quartett um Charlotte Greve im Casino am Weinhof.

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