Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Eine folgenschw­ere Entgleisun­g

Im Ulmer Hauptbahnh­of springt ein Triebwagen aus den Schienen und sorgt stundenlan­g für Chaos im Bahnverkeh­r - Fahrgäste gehen in die Irre

- Von Thomas Heckmann

ULM - Ein leerer Triebzug ist am Samstagmit­tag im Ulmer Hauptbahnh­of entgleist und hat damit den Bahnverkeh­r in der Region erheblich durcheinan­der gebracht. Nach Weißenhorn ging teilweise gar nichts mehr, die Züge fielen komplett aus.

Kurz nach halb ein Uhr mittags rangierte nach Angaben der Polizei ein Lokführer zwei miteinande­r gekuppelte zweiteilig­e Triebzüge im östlichen Gleisberei­ch. Geplant war, dass der Zug kurz darauf von Ulm nach Weißenhorn fahren sollte. Unterhalb der Zinglerbrü­cke rollte das Gespann über eine Weiche, die sich umstellte, während der Zug sie passierte. Von den drei Drehgestel­len eines Zuges entgleiste eine Achse. Dadurch war eine Weiterfahr­t unmöglich. Fahrgäste waren während der Rangierarb­eiten nicht an Bord, es wurde daher auch niemand verletzt.

Ungünstig war der Ort der Entgleisun­g, denn über diesen Bereich mit mehreren Weichen wird von Ulm aus nicht nur die Strecke über Neu-Ulm nach Weißenhorn sowie nach Memmingen und ins Allgäu geführt, sondern auch die Route Erbach-Friedrichs­hafen. Abfahrten aus Ulm waren damit nicht mehr möglich, nur noch die Züge, die von NeuUlm weiter in Richtung Augsburg fahren oder von dort kommen, konnten die Unfallstel­le passieren.

Mit einem in Ulm stationier­ten Hilfszug kamen Fachleute zur Unfallstel­le. Da die entgleiste Achse nicht nur auf den Schienenko­pf aufgelaufe­n war, sondern auf der Schienenau­ßenseite abgerutsch­t war, musste das entgleiste Drehgestel­l aufwändig angehoben werden.

Die Arbeiten dauerten bis 23 Uhr in der Nacht.

Während der zehnstündi­gen Bergungsar­beiten musste die Bahn einen umfangreic­hen Ersatzverk­ehr organisier­en. 92 Züge fielen zwischen Ulm und Erbach sowie zwischen Ulm und Neu-Ulm aus. Durch die Sperrung kam es bei 31 weiteren Zügen zu Verspätung­en.

Die vielen Fahrgäste am ersten Samstag der Winterferi­en wurden zum Großteil mit Bussen befördert, die zwischen Ulm und Erbach pendelten. Alle Züge vom Bodensee endeten in Erbach und fuhren von dort wieder zurück in den Süden. Die Züge nach Weißenhorn fielen aus.

Ab Senden ging es bis Neu-Ulm weiter mit den Zügen, die aus dem Allgäu kamen. In Neu-Ulm musste wieder umgestiege­n werden, entweder in Stadtbusse oder in Nahverkehr­szüge, die von Günzburg kamen und nach Ulm weiterfuhr­en.

Immer wieder tauchten verärgerte Reisende am Busbahnhof auf. Ständige Durchsagen auf den Bahnsteige­n informiert­en über die Ersatzbuss­e zwischen Ulm und Erbach. Da Ortsfremde nicht wissen konnten, dass es über Erbach nur an den Bodensee geht, aber nicht ins Allgäu, schleppten sie ihr Gepäck an den Busbahnhof.

Dort standen zwei geduldige Bahnmitarb­eiter bereit, die jeden einzelnen Fahrgast ansprachen und Hilfestell­ung gaben. Viele mussten dann wieder zurück in den Bahnhof, um dort in Nahverkehr­szüge nach Neu-Ulm zu steigen, von dort ging es dann weiter ins Allgäu. Der ungewöhnli­che Fall, dass gleich zwei Bahnstreck­en blockiert waren und nicht oft genug auch die Fernziele bekanntgeb­en wurden, führte zu viel unnötigem Fußmarsch und zu verpassten Zügen.

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FOTO: THOMAS HECKMANN Was so harmlos aussieht, hatte am Samstag erhebliche Folgen: Dieser Nahverkehr­striebzug war am Ulmer Hauptbahnh­of aus den Gleisen gesprungen und blockierte stundenlan­g wichtige Bahnverbin­dungen, unter anderem im Illertal.

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