Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Alternativer Bauernverband stellt sich in Seligweiler vor
AbL verdeutlicht, wie sie sich vom Deutschen Bauernverband unterscheidet
REGION (sz) - Auf Einladung verschiedener Verbände hat sich vor Kurzem in Seligweiler die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) vorgestellt, eine Organisation für konventionelle und BioLandwirte. Gleich zu Anfang betonte AbL-Geschäftsführer Georg Janßen entscheidende Unterschiede zum Deutschen Bauernverband (DBV).
Während der DBV mit einem starken Lobby-Netz vorbehaltlos die Interessen der Agrochemie-Industrie vertrete, stehe die AbL seit ihrer Gründung 1973 in Herrenberg voll auf der Seite der Landwirte – und der Zivilgesellschaft, die seit Jahren eine Wende in der Landwirtschaft fordere, so die AbL in ihrer Mitteilung. Dies zeige sich einerseits an der DBV-Maxime „Weichen oder Wachsen“, mit der schon Tausende Landwirte in Deutschland in den Ruin getrieben worden seien; aber vor allem an den Problemen, die durch die jahrzehntelange Unterstützung einer industriellen Landwirtschaft seitens des DBV entstanden seien. Hier nannte Janßen Massentierhaltung und die Bedrohung der Umwelt durch massiv erhöhte Nitrateinträge im Grundwasser und das intensive Ausbringen von Ackergiften wie Glyphosat und Neonicotinoiden. Die EU-weite Glyphosat-Neuzulassung sei vom DBV geradezu „erkämpft“worden, während die AbL für einen Ausstieg aus diesem Ackergift eintrete. An dieser Stelle zeige sich besonders der Schulterschluss, den die AbL mit den großen Umweltverbänden eingegangen sei. Zum achten Mal fand in diesem Jahr in Berlin die von großen Umweltverbänden und der AbL organisierte Großdemonstration „Wir haben es satt“statt. Diesmal mit über 30 000 Teilnehmern und über 150 Traktoren, die von weither nach Berlin gefahren waren, um für eine zukunftsgerechte Landwirtschaft zu protestieren.
Recht auf Saatgut-Nachbau
Ein weiteres Thema stellte Janßen in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Nachbau (IGN) in den Mittelpunkt: Mit großem finanziellem Aufwand kämpfe die IGN in einer Solidargemeinschaft von konventionellen und biologisch wirtschaftenden Bauern für das uneingeschränkte Recht auf Saatgut-Nachbau. Zuletzt habe man vor dem BGH einen Teilerfolg erstritten. Janßen gab den fragenden Landwirten aus dem Publikum Ratschläge, wie sie beim Nachbau einer strafrechtlichen Verfolgung aus dem Wegen gehen könnten. Zum Schluss seines Referats betonte Janßen einen wichtigen Unterschied zwischen dem DBV und der AbL: Der DBV befürworte uneingeschränkt die beantragte Konzernfusion von Bayer und Monsanto. Die AbL hingegen beteilige sich in Brüssel an dem Widerstand gegen diese Fusion: Es sei eine Machtkonzentration mit bis zu 80 Prozent im Bereich Saatgut und Ackergifte zu erwarten. „Mit verheerenden Folgen für Land- und Lebensmittelwirtschaft.“
Die zweite AbL-Referentin, Annemarie Volling, betonte einen weiteren Unterschied. Diesmal beim Thema „neue Gentechnik“, einer digital gestützten Veränderung der PflanzenDNA bei der Pflanzenzüchtung, z.B. CRSPR/Cas. Diese neue Gentechnik sei nicht ausgereift und mit ähnlich starken Risiken verbunden, wie es schon bei der alten Gentechnik der Fall war. Deswegen trete die AbL dafür ein, dass diese neue Gentechnik in der EU und in Deutschland nicht auf den Acker komme. An erster Stelle müsse hier das Vorsorgeprinzip mit einer intensiven Risikoprüfung gelten. Auch hier, so Volling, vertrete der DBV eine gegenteilige Position.