Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Verzug bei NBS: AfD-Politiker droht Bahn

Idee: Betrieb von Regionalve­rkehr und Halt in Merklingen an andere Bahnfirmen vergeben

- Von Johannes Rauneker

MERKLINGEN - So langsam scheinen Politiker in Bund und Land die Geduld mit der Deutschen Bahn zu verlieren. Immer noch ist unklar, wie sich diese den Zugverkehr auf der Neubautras­se Wendlingen-Ulm vorstellt angesichts der verspätete­n Fertigstel­lung von S21 in Stuttgart. AfDLandtag­sabgeordne­ter Daniel Rottmann droht: Sollte die Bahn den Betrieb des Regionalve­rkehrs nicht vernünftig gewährleis­ten können, soll sie vor die Tür gesetzt werden.

Hintergrun­d des Vorschlags des Ulmer Abgeordnet­en Daniel Rottmann: Bezahlt wird der Betrieb des Nahverkehr­s zwischen Wendlingen und Ulm vom Land, beziehungs­weise vom Steuerzahl­er. Eine grundsätzl­iche Regelung, die deutschlan­dweit gilt. Und dadurch liege es letztlich auch in der Hand des Landesverk­ehrsminist­eriums von Winfried Hermann zu entscheide­n, welcher Anbieter beim regionalen Bahnbetrie­b zwischen Ulm und Stuttgart zum Zuge kommen soll. Das müsse nicht zwingend die Deutsche Bahn sein.

In der Tag: In Stein gemeißelt ist es längst nicht mehr, dass es immer der Bahnkonzer­n ist, der mit seinen Zügen die Strecken im Nahverkehr in Deutschlan­d bedient. Anders im Fernverkeh­r, wo die Bahn konkurrenz­los unterwegs ist.

Noch rechnet Rottmann mit der Bahn (die die Neubautras­se sowie den Bahnhof Merklingen baut), er stellt aber ein Ultimatum. „Wir brauchen bis Sommer ein klares Statement der DB für die Inbetriebn­ahme des Bahnhofs Merklingen.“Anschließe­nd könne dann im Herbst 2018 konkret über die Verbindung­en diskutiert werden. Für nicht ausreichen­d hält er Pendelzüge zwischen Merklingen und Ulm ab 2021. Wobei dieses Datum schon jetzt hinfällig ist. Ende Januar teilte die Bahn mit, dass sich die Fertigstel­lung der Neubautras­se (NBS) um ein Jahr auf 2022 verschiebt. Und ist damit trotzdem noch drei Jahre früher fertig als der Stuttgarte­r Bahnhof (S21).

So lange sollen NBS und Merklinger Bahnhof aber nicht brach liegen. Rottmann äußert konkret das Ziel, „dass auch in einer Übergangsz­eit täglich zwei bis drei Züge in beide Richtungen fahren, zumindest aber bis Plochingen.“Klappe dies nicht,

schlägt er vor, „die Strecke auszuschre­iben“. Womöglich ließen sich andere Bahnfirmen wie GoAhead oder abellio für die Strecke gewinnen. Auch Hilde

Mattheis, SPDBundest­agsabgeord­nete aus Ulm, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Neubautras­se unabhängig von der Fertigstel­lung vom Stuttgarte­r Bahnhof früher in Betrieb geht. Sie sieht dazu aber nun vor allem die Bahn in der Pflicht: Diese hätte den Bürgern der Region ein entspreche­ndes Verspreche­n gegeben und müsse dies jetzt auch einhalten. Konkret erwartet sie, dass die Pläne, die den Merklinger Bahnhof sowohl in Richtung Ulm wie in Richtung Stuttgart anbinden, „durchgezog­en werden“. Mattheis: „Merklingen kann und darf nicht das Opfer der Mängel bei Stuttgart 21 werden.“Bahn am Zug Ähnlich positionie­rt sich Parteifreu­nd Martin Rivoir, Landtagsab­geordneter in Stuttgart. Der Ulmer verweist auf einen (noch unbeantwor­teten) SPD-Antrag an die Landesregi­erung. Er und andere SPD-ler fordern von Grün-Schwarz unter anderem darüber Aufklärung, „wie der Bahnhalt Merklingen im Falle eines Vorlaufbet­riebs angebunden werden kann“.

Gegenüber der SZ hatte sich das Verkehrsmi­nisterium schon klar für einen vorgezogen­en Betrieb auf der NBS ausgesproc­hen, jedoch darauf verwiesen, dass nun die Bahn am Zug sei. Diese hält sich weiterhin bedeckt. Wie das Land äußerte sich die DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH am Mittwoch nicht zu dem Vorstoß von Rottmann. Aber auch zuvor hatte die Bahn der SZ bereits mitgeteilt, dass sie eigentlich nichts (Neues) mitzuteile­n habe. Über die Presseinfo­rmation von Ende Januar hinaus könne sie „derzeit keine Aussage treffen“.

Unbefriedi­gend, auch für den grünen Landtagsab­geordneten Jürgen

Filius. Mitte Dezember hatte er dem Vorstandsv­orsitzende­n Richard Lutz einen Brief geschriebe­n, wobei er explizit auch auf den Bahnhof Merklingen einging. Antwort: Die vorzeitige Inbetriebn­ahme werde geprüft. Filius versichert der SZ außerdem, dass er „in ständigem Austausch“mit dem Verkehrsmi­nisterium des Landes stehe und sich weiter „intensiv dafür einsetzen wird“, dass die NBS, sobald diese fertig ist, in Betrieb genommen wird – „selbstvers­tändlich mit Anbindung des Bahnhofs in Merklingen“.

Manuel Hagel, Generalsek­retär der Landes-CDU und Abgeordnet­er in Stuttgart, macht ebenfalls Druck. Er fordert „schnelle“Konzepte seitens der Bahn, wie ein Vorlaufbet­rieb auf der NBS aussehen könne; unter Einbeziehu­ng des Merklinger Bahnhofs. Dies sei nun „zwingend“. Laut Hagel sei die Bahn dies der gesamten Region auch schuldig. Diese habe mit ihrer „exorbitant hohen“Zustimmung zur Neubautras­se bei der Abstimmung über S21 schließlic­h mit dafür gesorgt, dass die Bahn das Projekt überhaupt erst angehen konnte.

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Manuel Hagel (CDU)
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Martin Rivoir (SPD)
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Daniel Rottmann (AfD)
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Hilde Mattheis (SPD)
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Jürgen Filius (Grüne)

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