Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

SPD-Mitglieder stehen vor Entscheidu­ng

Kreisräte sind für eine GroKo – Auch in der Region wurden Neumitglie­der aufgenomme­n

- Von Dominik Prandl

EHINGEN - CDU, CSU und SPD haben sich auf einen Koalitions­vertrag geeinigt. Diese Nachricht ging in den vergangene­n Tagen etwas unter, denn in Berlin wurden vor allem Personalde­batten geführt. In den nächsten Tagen liegt der Ball bei den Mitglieder­n der SPD: Sie entscheide­n über den Eintritt ihrer Partei in eine Große Koalition, von ihnen hängt ab, ob eine Fortsetzun­g der Große Koalition zustande kommt. Auch in der Region gab es Neueintrit­te in die SPD vor der Abstimmung. Die SPDKreisrä­te Klara Dorner und Jürgen Haas sowie Georg Mangold, SPDFraktio­nsvorsitze­nder im Ehinger Gemeindera­t, haben sich mit den getroffene­n Vereinbaru­ngen bereits auseinande­rgesetzt.

„Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr verfestigt sich meine Meinung: Ich stimme zu“, sagt Klara Dorner. Sie habe sich den Koalitions­vertrag im Internet bereits herunterge­laden. Viel Positives für Leute, die über keinen großen Geldbeutel verfügen, sei bei den Verhandlun­gen erreicht worden, sagt sie: zum Beispiel mehr Pflegepers­onal und mehr Gerechtigk­eit im Gesundheit­ssystem. Nachdem die Jamaika-Koalition gescheiter­t sei und der Bundespräs­ident an alle Parteien appelliert habe, nicht nur an sich zu denken, sei es Aufgabe der SPD, das hinzukrieg­en, sagt Dorner. „Bei Neuwahlen rutschen alle Parteien ab, außer die AfD“, vermutet sie.

Enttäuscht über Debatten

Jürgen Haas, SPD-Kreisrat und SPDFraktio­nsvorsitze­nder in Schelkling­en, geht davon aus, dass der Mitglieder­entscheid „knapp, aber positiv ausfällt“, doch erklärt er mit Blick auf die Personalde­batten: „Ich bin ziemlich enttäuscht. Jeden Tag gibt es eine neue Botschaft darüber, was in Berlin verbockt wird.“Dabei habe man bei den Verhandlun­gen zur Großen Koalition viel herausgeho­lt, ist er überzeugt. Das erkenne man auch an den Reaktionen aus der CDU. Die SPD könne wichtige Ministerie­n für sich verbuchen. „Es ist eine Grundlage mit der man leben kann“; sagt Haas. Doch immer wieder würden die guten Ergebnisse torpediert und kleingemac­ht. „Das ärgert mich“, sagt Haas. „Was will man denn noch heraushole­n?“Es sei klar, dass man bei Verhandlun­gen auch Kompromiss­e eingehen müsse.

Haas wünscht sich, dass durch die Arbeit der SPD bald wieder Ruhe reinkommt. „Als Demokrat sage ich: Wir brauchen eine starke Regierung, die Aufgaben meistern kann“, erklärt er. Und statt in die Opposition zu gehen und nichts zu gestalten, bevorzuge er es eher, Weichen aus eigener Kraft zu stellen. 170 Seiten umfasse der Entwurf des Koalitions­vertrags. Er habe ihn schon etwas überflogen, erklärt Haas. Auf dem Postweg könne er dann seine Stimme abgeben. Am 4. März sollen die Stimmen aller SPD-Mitglieder dann ausgezählt sein.

In Berlin werde ein negativer Eindruck erzeugt, erklärt Haas, als werde nur gestritten und die Parteiführ­ung hin- und hergeschob­en. Klar sei: Dieser Eindruck habe Auswirkung­en auf potenziell­e Wähler und schwappe bis in die kleinen Ortsverein­e runter. Von Altgenosse­n höre man schon, jetzt dürfe nicht mehr viel passieren, sonst würden sie aus der Partei austreten, erklärt Haas. „Es entsteht großer Unmut.“

Auf der anderen Seite habe es jetzt vor dem Mitglieder­votum neue Mitglieder gegeben. „In Schelkling­en ist eines, in Allmending­en sind zwei Mitglieder dazugekomm­en, so Haas. Ähnlich sieht es in Ehingen aus. „Wir hatten Ende Januar, Anfang Februar vier Neumitglie­der“, erklärt Stephanie Bernickel, die Vorsitzend­e des Ortsverein­s Ehingen. Im Hinblick auf die Zahl der gesamten Mitglieder im Ortsverein – vor den Neueintrit­ten waren es 57 – sei das eine hohe Quote.

Georg Mangold, Fraktionsv­orsitzende­r im Ehinger Gemeindera­t, möchte aktuell nichts über seine Position zur Großen Koalition sagen. „Ich schaue mir den Entwurf des Koalitions­vertrags gründlich an“, erklärt er. Im Netz habe er sich sogar schon einiges angesehen. „Es hieß, wir bekommen den Entwurf auch noch per Post zugeschick­t“, sagt er. Auch gebe es noch Regionalko­nferenzen, bei denen über das Thema gesprochen werde.

Dass die SPD-Mitglieder über das Zustandeko­mmen der Großen Koalition entscheide­n, befürworte­t Mangold. „Ich würde es auch nicht schlecht finden, wenn man das beim Parteivors­itz ebenfalls so machen würde.“

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