Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Idee: Karlstraße als temporäre Fußgängerzone
Blaubeurer Bürgermeister Jörg Seibold schaut auf Projekte und Planungen für das Jahr 2018
BLAUBEUREN - Der Fahrplan für das Jahr 2018 in Blaubeuren steht. Bereits im Dezember vergangenen Jahres hat der Gemeinderat den Haushalt beraten sowie verabschiedet und damit ein Finanzpaket geschnürt, um in unterschiedliche Schwerpunkte investieren zu können.
Dazu gehört die Kinderbetreuung. ● „Wir hatten vergangenes Jahr eine Klausurtagung mit einer Gesamtbetrachtung zum Thema“, erzählt der Blaubeurer Bürgermeister Jörg Seibold (parteilos) und fügt an: „Jetzt wollen wir einen Schritt weiter gehen.“Zwei Einrichtungen sollen in den Fokus gerückt werden. „In Seißen wollen wir eine neue Betreuungssituation etablieren“, so das Stadtoberhaupt. Ein neuer KitaKomplex soll entstehen – fußläufig zur Grundschule. Die Planungen und Konzeption um den Neubau sollen in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Idee sei, eine Ganztagesbetreuung anzubieten sowie eine Betreuung für Kinder ab dem ersten Lebensjahr. „Aber es ist noch nichts fix. Erste Skizzen sollen in den nächsten Monaten entstehen“, erklärt der Bürgermeister. Dann gehe es darum, den Ortschaftsrat sowie die Kirche als Träger zu beteiligen. Wichtig sei, dass das Vorhaben von allen mitgetragen werde.
Konzeptionell soll dann auch die Kita Pusteblume betrachtet werden. Diese liegt im Innenstadtbereich. Öffnungszeiten, Angebot für unter Dreijährige: Es werde personelle, konzeptionelle und bauliche Veränderungen
geben. Der Stand sei ähnlich jenem in Seißen. Die Planungen laufen. In den Haushalt sind Kosten für beide Planungsvorhaben von insgesamt 400 000 Euro eingestellt.
Einen zweiten Themenkomplex ● bildet die Umstrukturierung der
Innenstadt. „Es geht nun los. Das gute Konzept soll in ein konkretes Tun umgesetzt werden“, sagt Seibold. Die Stadt bilde sich nicht ein, den gesellschaftlichen Umschwung verändern zu können. Ziel sei aber eine Beeinflussung. Eine höhere Frequenz für das Zentrum sei wichtig. „Idee, die nun diskutiert werden soll, ist, eine temporäre Fußgängerzone in der Karlstraße zu installieren“, erläutert der Blaubeurer Bürgermeister. Das heißt: An Wochenenden und Feiertagen könnten Poller dafür sorgen, dass die Verkehrsader durch die Innenstadt an manchen Stellen nicht mehr befahren wird. Eine neue Führung könnte über die Straße „Auf dem Graben“erreicht werden. Zukunftsmusik, so Seibold. Ihn freut es allerdings, dass die Kooperation mit der Dualen Hochschule für Handel Baden-Württemberg weitergeht. Es werde sogar darüber nachgedacht, einen Studenten fest in Blaubeuren zu installieren.
1000 Führungen durch Blaubeuren: ● „Der Tourismus spielt eine wichtige Rolle“, sagt Jörg Seibold. Die Touristinformation sei an allen sieben Tagen der Woche geöffnet. Diese Erwartungen gebe es seitens der Besucher der Stadt. Mit Blick auf das Weltkulturerbe würden Themenwege geplant – zum Beispiel ein Anschluss hin zum Geißenklösterle und Sirgenstein.
Nicht nur die Jüngsten sollen ● sich in der Stadt entfalten und entwickeln können. Es gehe auch um das Thema Bildung. „Wir wollten Blaubeuren als Bildungsstandort definieren. Ein Meilenstein war der Neubau für die Gemeinschaftsschule“, erzählt Jörg Seibold. Im nun anstehenden Jahr wolle man sich auch der Sanierung der Blautopfschule widmen. Außerdem gehe es dabei um die Frage, ob das alte Gebäude saniert oder abgerissen werde.
Nicht nur in den Dörfern arbeiten ● und wohnen, sondern auch leben: Das ist die Devise im Bereich der Innenentwicklung. Das Interesse solle weiter reichen als bis zur eigenen Gartentür. Dass das der Fall ist, zeige ein Dossier, das über 80 Projekte erkläre. Verschiedene Arbeitskreise hätten sich in den Ortschaften Blaubeurens zusammengefunden und diese ausgearbeitet. Beispiele seien Gerhausen mit einem „Plätzleweg“oder auch die Hülenanlage in Asch. Die dortige Mauer ist brüchig. Der Arbeitskreis habe ein Konzept erarbeitet, in dem aber auch die Steigerung der Aufenthaltsqualität – beispielsweise durch ein Café – betrachtet wird. „Wohlwissen, dass das ein langer Weg ist“, meint der Bürgermeister. Dennoch sei der Grundsatz richtig: „Wir wollen verstärkt in die Dörfer gehen und die Substanz dort stärken – in Verbindung mit einer Bürgerbeteiligung“, sagt Seibold.
12 000 Einwohner zählt Blaubeuren ● derzeit. Das Blautopf-Areal sei ein Aushängeschild der Stadt. Mit Blick auf das gesamte Quartier müsse ein Konzept erarbeitet werden. „Es ist klar, dass sich das schnelle Durchfahren und Parken mit dem Wunsch nach Flanieren und Entspannen dort beißt“, verdeutlicht der Blaubeurer Bürgermeister. Verkehrssysteme, Infrastruktur und Aufenthaltsqualität müssten betrachtet werden.
Jeder wolle und brauche es: das ● schnelle Internet. Gerade auch für den Wirtschaftsstandort Blaubeuren sei die Breitbandversorgung ein wichtiges Thema, das schon länger beschäftigt und auch noch beschäftigen werde. Die Stadt könne Infrastruktur vorbereiten, um die besten Voraussetzungen zu schaffen. „Schnelles Internet ist notwendig, sonst werden wir im ländlichen Raum abgehängt“, sagt Seibold. Kosten von 1,3 Millionen Euro sind zu stemmen. Ein geplanter Zuschuss beträgt 890 000 Euro.
Es gehe aber nicht nur um die ● „virtuelle Mobilität“hinsichtlich des Internets, sondern auch um den Öffentlichen Nahverkehr und Möglichkeiten wie den ehrenamtlichen Fahrdienst der Bürgerstiftung. Auch das gehöre zur Entwicklung der Kommune und sei unabdingbar.
Wichtiges Standbein der Stadt ● Blaubeuren ist die Feuerwehr. Zehn Abteilungen gibt es. „Wir arbeiten in drei Einsatzkreisen“, so Seibold. Im März sollen zwei neue Großfahrzeuge – ein Löschfahrzeug (LF 20) und ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20) – für die Abteilung „Stadt“geliefert werden. Gesamtkosten: 593 000 Euro. „Mittelfristig werden wir auch auf die Gebäude-Infrastruktur schauen müssen. Der Invest ist erheblich“, sagt der Bürgermeister.
Außenfassade des Rathauses, der Außenbereich und das Foyer des Hallenbades, E-Tankstellen, alternative Bestattungsformen und die Verbesserung des Wohnmobilstellplatzes: Es gebe im Jahr 2018 noch einige Projekte, die angestoßen werden sollen. „Es ist ambitioniert, aber wir versuchen es“, macht Jörg Seibold klar.
„Wir wollen verstärkt in die Dörfer gehen und die Substanz dort stärken – in Verbindung mit einer Bürgerbeteiligung.“Jörg Seibold, der Bürgermeister von Blaubeuren