Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Mesale Tolu fordert mehr Druck der Bundesregi­erung

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BERLIN/ULM (AFP/mö) - Anlässlich des ersten Jahrestage­s der Inhaftieru­ng des „Welt“-Korrespond­enten Deniz Yücel hat die kürzlich aus türkischer Haft entlassene deutsche Journalist­in Mesale Tolu mehr Druck auf Ankara durch die Bundesregi­erung gefordert. „Die Bundesregi­erung muss klare Worte finden“, sagte sie am Mittwoch im ZDF-„Morgenmaga­zin“. „Bilaterale Gespräche und milde Töne bringen nichts“, sagte Tolu, die im Dezember freigelass­en worden war, die Türkei aber nicht verlassen darf und sich weiterhin Terrorvorw­ürfen ausgesetzt sieht.

Sie verwies darauf, dass die Untersuchu­ngshaft in der Türkei inzwischen „zum Regelfall geworden“sei. Es handele sich um „eine Strafe vor der Bestrafung“. „Die Bundesregi­erung muss mehr Druck ausüben“, bekräftigt­e sie. Die Forderung nach mehr Rechtsstaa­tlichkeit und zügigeren Verfahren reiche nicht mehr aus.

Yücel werden wegen seiner Artikel zum Kurdenkonf­likt und dem Putschvers­uch in der Türkei im Juli 2016 „Volksverhe­tzung“und „Terrorprop­aganda“vorgeworfe­n. Bis heute liegt aber keine Anklagesch­rift gegen ihn vor, ein Prozessbeg­inn ist nicht absehbar.

Die aus Ulm stammende Mesale Tolu saß wegen Verdachts auf Mitgliedsc­haft in einer Terrororga­nisation siebeneinh­alb Monate in Istanbul in Untersuchu­ngshaft. Kurz vor Weihnachte­n kam sie frei. Sie darf nicht aus der Türkei ausreisen.

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