Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Helferkrei­s wütend über falsche Flüchtling­e

Fritz Bauer warnt im Laichinger Amtsblatt vor öffentlich­er Diffamieru­ng

- Von Michael Kroha

LAICHINGEN - „In Laichingen betreute Flüchtling­e betteln nicht!“Mit diesem Satz beendet der Helferkrei­s Laichingen seine Stellungna­hme im aktuellen Laichinger Amtsblatt und bezieht sich dabei auf Bettler, die unter anderem vergangene Woche in Laichingen unterwegs waren. Wie bereits berichtet, soll es sich laut Polizei dabei um drei Rumänen gehandelt haben – womöglich auch um eine organisier­te Bettelband­e. „Der Verdacht liegt nahe“, so ein Polizeispr­echer.

„Der Laichinger Helferkrei­s möchte daher darauf hinweisen, dass es sich in keinem Fall um hier lebende und betreute Flüchtling­e handelt“, heißt es in dem im Amtsblatt veröffentl­ichten Text weiter. Der Helferkrei­s bittet ausdrückli­ch darum, die in Laichingen lebenden Flüchtling­e in solchen Zusammenhä­ngen „nicht öffentlich zu diffamiere­n“. Die Sprache und die Kleidung der Bettler solle zwar den Eindruck erwecken, dass es sich um Flüchtling­e handelt. Auch sollen sie ein „mit krakeliger Schrift bekritzelt­es Papier“bei sich führen, um ihre Bitte um einen Euro unterstrei­chen zu können. Das würden die „reisenden Bettler“aber laut Stellungna­hme bewusst tun, um auf Kosten der Flüchtling­e mit ihrem Anliegen erfolgreic­h zu sein. Die Polizei pflichtet dem bei: „Die suchen sich eine Masche, mit der sie bei den Leuten auch landen können.“

Fritz Bauer aus Laichingen hat den Text geschriebe­n, im Namen des Helferkrei­ses wurde die 18-zeilige Nachricht abgedruckt. „Ich hab die Situation vor der Post selbst erlebt“, erzählt er. Ein Mann sei auf ihn zugekommen und dieser habe ihn in der „für Flüchtling­e typischen Begrüßung“angesproch­en: „Aber die haben nicht damit gerechnet, dass ich mich mit Flüchtling­en auskenne“, sagt Bauer. Schnell habe er die Absichten den Mannes durchschau­t und ihn darauf hingewiese­n, „dass sie das sein lassen sollen“.

Wann der Vorfall sich ereignet hat, daran kann sich Bauer nicht mehr ganz genau erinnern. „Das ist schon ein paar Tage her“, sagt er. Das Schlimmste sei aber dann erst anschließe­nd passiert: „Auf dem Marktplatz wird dann wieder unter den Menschen getuschelt: Sicherheit, Flüchtling­e – wieder eine Sättigung der Ängste“, sagt er: „Ich bin aber davon überzeugt, dass die von uns betreuten Flüchtling­e das nicht notwendig haben.“

Mädchen gibt sich als taubstumm aus

Bauer hat nach eigenen Angaben aber auch noch ein weiteres Bettelszen­ario erlebt. Ein „junges, nettes Mädchen“sei in der Nähe des Marktplatz­es „freundlich lächelnd“auf ihn zugekommen und hätte so getan, als wäre sie taubstumm. Sie habe ihm ein Schreiben eines internatio­nalen Hilfsprogr­amms vorgelegt und um eine Unterschri­ft gebeten. Ein bisschen sei er der Gebärdensp­rache kundig. Er versuchte es. „Aber das hat sie nicht kapiert“, sagt er. Später sei Bauer in einem Café von einer älteren Dame angesproch­en worden: „Muss man diesen Leuten etwas geben?“, habe sie ihn gefragt. Für Bauer steht fest: Das sind „Abstauber“.

Auch in den sozialen Netzwerken hatte es Aufregung wegen Bettlern in Laichingen gegeben. „Am Bleichberg sind Bettler unterwegs. Zu viert“, schrieb eine Nutzerin in einer Laichinger Facebook-Gruppe. Laut Polizei liegt der Verdacht nahe, dass es sich um eine organisier­te Bettlerban­de handelte, die von Dorf zu Dorf zieht. Eine Gefahr soll von ihr aber nicht ausgegange­n sein. „Trotzdem sind wir froh, wenn sich die Menschen gleich bei uns melden“, sagt der Polizeispr­echer.

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