Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Olivenöl im Test: Guter Geschmack ist teuer

Viele Produkte verspreche­n auf dem Etikett mehr, als ihr Inhalt bietet – Regelmäßig­e Kontrollen fehlen

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BERLIN (dpa) - Viele Olivenöle der höchsten Güteklasse „nativ extra“dürften diese Bezeichnun­g nach Angaben der Stiftung Warentest nicht tragen. Von 24 Olivenölen dieser Kategorie wurden in einem Test jetzt zehn mit „mangelhaft“bewertet („test“-Ausgabe 2/2017). Die Öle schmeckten ranzig, stichig oder alt, kritisiert­en die Tester. Solche sensorisch­en Mängel dürften Olivenöle von höchster Güte nicht haben.

Die Gründe für den schlechten Geschmack seien vielfach mit Schwachste­llen in der Produktion zu erklären, sagte Warenteste­r Holger Brackemann bei der Vorstellun­g der Ergebnisse in Berlin. Haben Oliven bei der Verarbeitu­ng schon mit dem Gären begonnen, könnte ihr Öl später stichig schmecken, nannte er ein Beispiel. Eine EU-Verordnung regele genau, wie Olivenöle von höchster Güte schmecken und hergestell­t werden müssen. Das Problem sei jedoch mangelnde Kontrolle, so die Experten: „Viele Anbieter verspreche­n viel zu viel“, sagte „test“-Chefredakt­eurin Anita Stocker.

Viel Mittelmaß

Auch die anderen getesteten Öle überzeugte­n die Tester beim Geschmack nicht restlos. Kaum Schärfe und Bitterkeit, Mittelmaß bei der Fruchtnote, wenig individuel­le Noten – so lautete das Fazit. Keines der Öle erhielt die Note „gut“. Neun Mal urteilten die Tester mit „befriedige­nd“, fünf Mal vergaben sie die Note „ausreichen­d“. Die mit „befriedige­nd“bewerteten Öle lieferten geschmackl­ich zwar keine „GourmetQua­lität“, sagte Brackemann. Den Erwartunge­n vieler Verbrauche­r dürften sie aber durchaus entspreche­n. Zum täglichen Gebrauch seien sie „allemal geeignet“.

Generell monierten die Tester Mineralölr­ückstände in allen sowie falsche Etikettier­ungen bei den meisten Ölen. Eines der Produkte habe außerdem Rückstände eines chemischen Weichmache­rs enthalten. Zwar gehe von keinem der getesteten Olivenöle eine akute Gesundheit­sgefahr aus, hieß es. Doch die Belastunge­n seien vermeidbar.

Getestet wurden Mischöle zu Preisen von 5,05 bis 14,70 Euro pro Liter. Sie werden aus Olivenölen aus verschiede­nen Herkunftsl­ändern zusammenge­mischt. Die Besten im Test waren die Discounter-Olivenöle Gut Bio von Aldi Nord, Primadonna von Lidl und Vegola von Netto, die alle mit der Note 2,9 abschnitte­n.

Vor etwa einem Jahr hatte die Stiftung Warentest schon einmal extra native Olivenöle unter die Lupe genommen – damals aber keine Mischöle, sondern Öle mit eindeutige­r Herkunft. Die Ergebnisse waren noch schlechter als dieses Mal: Jedes Zweite war damals „mangelhaft“. Seit mehreren Jahren zeigten Tests, dass Anbieter ihre Olivenöle zu hoch klassifizi­eren, sagte Stocker. „Das Problem ist nicht neu.“

Olivenöle höchster Güteklasse sind teuer. Sie zu panschen, sei für manche Anbieter lukrativ, sagte Sabine Hülsmann von der Verbrauche­rzentrale Bayern dem dpa-Themendien­st. Dies erkläre falsche Deklaratio­nen und eine schlechte Qualität. An dieser Stelle seien staatliche Überwachun­gsbehörden gefragt: Es müsste regelmäßig­e stichprobe­nartige Kontrollen geben, so die Verbrauche­rschützeri­n.

Hoher Anteil an Ölsäure

Olivenöl hat einen hohen Gehalt an Ölsäure, einer einfach ungesättig­ten Fettsäure. „Das macht es so wertvoll“, sagte Hülsmann. Doch es gibt auch andere Öle mit hohem ÖlsäureAnt­eil. Rapsöl zählt dazu. Es ist zwar nicht so geschmacks­intensiv wie Olivenöl, kann aber beim Kochen eine Alternativ­e sein. Auch sogenannte High-Oleic-Öle enthalten viel Ölsäure. Sie werden aus speziell gezüchtete­n Pflanzen hergestell­t, erklärte Hülsmann. Sonnenblum­en- und Distelöle gibt es zum Beispiel als „HighOleic“-Variante. Verbrauche­r erkennen diese speziellen Öle laut der Expertin an ihrem Etikett. Sie eigneten sich aufgrund ihrer Hitzebestä­ndigkeit gut zum Braten.

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FOTO: DR.URSULA REHLENDER/STIFTUNG WARENTEST/DPA Stiftung Warentest hat unter anderem die Herkunftsa­ngaben und den Schadstoff­gehalt der Olivenöle geprüft.

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