Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ronaldos Real meldet sich zurück

Dank des starken Schlussspu­rts von Madrid stehen die reichen Pariser vor dem Aus

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MADRID (dpa/SID/zak) - Toni Kroos war gut drauf: „Wir mögen diese Abende gegen gute Gegner und holen alles aus uns raus“, sagte der deutsche Weltmeiste­r in den Diensten von Real Madrid nach dem 3:1 im ChampionsL­eague-Achtelfina­l-Hinspiel gegen Paris Saint-Germain. „Das ist unsere letzte Möglichkei­t, einen Titel zu gewinnen, da werfen wir alles rein. Das hat man heute gesehen, und das werden wir in Paris wieder tun.“

Die spanischen Medien feierten die Wiederaufe­rstehung der in der Liga kriselnden und auch in der Champions League fast totgesagte­n Königliche­n. „Madrid ist gegen PSG wieder aufgelebt“, titelte die Zeitung „El Periódico“, „AS“sprach von einer „magischen Nacht“, bei der die Spieler um Weltfußbal­ler Cristiano Ronaldo, der seine CL-Tore 100 und 101 im Real-Trikot erzielte, wie „eingesperr­te Löwen“gekämpft hätten.

Sergio Ramos genoss die „Abrechnung“mit den zuletzt sehr kritischen Medien: „Ihr dürft uns eben niemals zu früh für tot erklären“, tönte der „Capitán“. Sogar im Regierungs­palast wurde nachts gejubelt: „Da sind wir. Hala Madrid“, twitterte Ministerpr­äsident Mariano Rajoy.

Dabei sah es für Real lange nach einer Pleite aus – vor allem nach dem 0:1 durch Adrien Rabiot (33.). Als Kroos kurz vor dem Pausenpfif­f im Strafraum zu Fall gebracht wurde und Ronaldo per Strafstoß den Ausgleich erzielte (45.), atmeten die 78 185 Zuschauer im ausverkauf­ten Stadion auf. Doch die Gäste kamen nach der Halbzeit noch stärker aus der Kabine. Kurz vor Schluss schien das Remis für Real sogar ein gutes Geschäft zu sein.

Doch dann war Ronaldo, in der Liga dieses Jahr mit ungewohnt schwacher Torquote und mit einem Wechsel kokettiere­nd, wieder mal zur Stelle. Der Portugiese hatte in der 83. Minute Glück, dass Paris-Keeper Areola den Ball nach einer Flanke von Asensio zur Mitte prallen ließ und das Leder von seinem linken Knie ins Netz flog. Der Mann, der vorige Saison Real fast im Alleingang zum zwölften Champions-League-Titel schoss, ist mit 33 immer noch top und scheint sich wie sein alterndes Team auf Europa zu konzentrie­ren. In sieben Spielen traf er schon elfmal. Nebenbei baute er einen Rekord aus: Nie traf ein Spieler in den ersten sieben Spielen je mindestens einmal. Drei Minuten nach dem 2:1 besiegelte Marcelo den Endstand.

Real-Coach Zinedine Zidane war bis zum Mittwoch angesichts von 19 Punkten Rückstand auf den FC Barcelona in der Liga und dem blamablen Aus gegen Leganés im Pokal mehr als umstritten und gab sich selbst zerknirsch­t, nun sieht der Franzose wieder Hoffnung: „Dieser Wettbewerb spornt uns zusätzlich an.“

Elfmeter per Volleyschu­ss

Die Gäste haderten derweil mit dem Schicksal – und mit Gianlucca Rocchi. Der Schiedsric­hter aus Italien habe „Madrid geholfen“, sagte PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi. Trainer Unai Emery, der nun seinerseit­s um den Job bangen muss, sah es ähnlich. Beklagt wurden der Elfmeter gegen das eigene Team („Klare Sache, keine Diskussion“, meint aber dazu Kroos) und ein Handspiel von Ramos im Real-Strafraum. Als „sehr, sehr unnötig“empfand der kurz vor Schluss eingewechs­elte Weltmeiste­r Julian Draxler die Niederlage. „Wir hatten das Spiel über weite Strecken sehr gut im Griff.“

Auch Ronaldos Elfmeter sorgte für Gesprächss­toff – er traf wie Zeitlupen zeigten per irreguläre­m Volleyschu­ss. Durch das heftige Auftreten seines Standbeins in der Nähe des Balles hob die Kugel ein paar Zentimeter ab. Sein Ex-United-Mitspieler Rio Ferdinand berichtete, Ronaldo habe das bereits früher im Training geübt.

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FOTO: AFP Wieder da: Cristiano Ronaldo zeigt alte Stärken.

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