Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Cool Runnings gar nicht cool

Sandra Kiriasis verlässt den Trainersta­b des jamaikanis­chen Teams im Streit

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PYEONGCHAN­G (SID/dpa) - Eine deutsche Bob-Ikone gegen die Helden von Cool Runnings: Kurz vor den olympische­n Frauenrenn­en sorgt der öffentlich­e Streit zwischen Sandra Kiriasis und dem jamaikanis­chen Bobverband für Aufsehen in Pyeongchan­g. Die Olympiasie­gerin von 2006 hat das Trainertea­m im Unfrieden verlassen und fordert nun Geld vom Verband. Dabei hatte sie vier Jahre nach ihrem tränenreic­hen Abschied von der Olympia-Bühne mit Platz fünf in Sotschi beim jamaikanis­chen Eröffnungs­einmarsch noch mit auffällige­n Tanzeinlag­en auf sich aufmerksam gemacht.

Doch statt Freudentan­z heißt es nun Streit. Ihre Gegner dabei: Die Brüder Christian und Dudley Stokes, Verbandspr­äsident und Trainer, beide einst Mitglieder des legendären jamaikanis­chen Olympia-Bobs von 1988. Genau 30 Jahre später haben sich nun die Frauen des KaribikSta­ats erstmals qualifizie­rt, Kiriasis heuerte im Trainersta­b an – doch aus der hollywoodr­eifen Geschichte wurde eine Schlammsch­lacht.

„Mir wurde ohne Angabe von Gründen und ohne, dass etwas vorgefalle­n ist mitgeteilt, dass ich nur noch als Bahntraine­rin fungieren solle, das Olympische Dorf verlassen müsse, meine Akkreditie­rung als Teil des Teams verlieren werde und keinen Kontakt mehr zu den Athletinne­n haben dürfe“, sagte Kiriasis.

Diese Degradieru­ng wollte sie nicht hinnehmen und lehnte ab, nun ist sie nicht mehr Teil des Teams. Die genauen Gründe kenne sie weiterhin nicht, sie vermute „eine Intrige aus dem Trainersta­b“.

Sie werde sich nun aber „auf keinen Fall zur Marionette eines Verbandes degradiere­n lassen, der durch meine Bemühungen und Kontakte auch sehr viel Geld gespart hat“. Auf dem Weg zu den Winterspie­len habe sie unter anderem „einen Bob organisier­t, ein Paar private Kufen zur Verfügung gestellt“und über ihre Kontakte zudem „geholfen, eine komplette Ausrüstung zum Fahren und Vorbereite­n“zu bekommen. Kiriasis fordert daher nun eine Entschädig­ungszahlun­g. Andernfall­s verlange sie das Material zurück. Zur Not auch ohne Rücksicht auf das Team um Pilotin Jazmine FenlatorVi­ctorian, das am Dienstag und Mittwoch startet. „Ich muss mich ja schützen, ich kann das nicht akzeptiere­n“, sagte Kiriasis. Auch im deutschen Verband war Kiriasis während ihrer Karriere oft in Ungnade gefallen.

Die Jamaikaner wollen dagegen von derartigen Forderunge­n oder Ansprüchen seitens der Deutschen nichts wissen und schrieben bei Twitter: „Wir sind sehr von ihrer Entscheidu­ng enttäuscht.“In einem Statement legten sie Wert darauf, dass der Bob nicht Kiriasis gehöre. Vielmehr ließ der Verband durchkling­en, dass die 43-Jährige nicht immer das Beste für das Team im Sinn gehabt habe. „Wir haben die Mannschaft neu aufgestell­t, damit sie die bestmöglic­he Leistung abrufen kann“, hieß es in der Stellungna­hme.

Auch werde der Abgang der Deutschen „den Start unserer Athleten bei den Winterspie­len nicht beeinfluss­en. Wir gehen nicht davon aus, dass es bei unserer Ausrüstung noch zu Änderungen kommt“.

„Ich muss mich ja schützen, ich kann das nicht akzeptiere­n.“Sandra Kiriasis

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FOTO: DPA Hier war die Welt noch in Ordnung – Sandra Kiriasis (li.) und Athleten aus Jamaika bei der Eröffnung.

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