Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Umgekippte­r Tanklaster blockiert A 8 stundenlan­g

Nach der Havarie eines Lkw muss wegen Explosions­gefahr die Autobahn komplett dicht gemacht werden

- Von Thomas Heckmann

ULM - Die kurze Bewusstlos­igkeit eines 59-jährigen Tanklaster­fahrers hat am Freitag zu einer neunstündi­gen Sperrung der Autobahn 8 geführt – und zu einem Verkehrsch­aos nördlich von Ulm. Die Staulänge summierte sich auf bis zu 50 Kilometer. Wegen Explosions­gefahr mussten die Autofahrer in der Nähe des Unfallorts ihre Wagen verlassen.

Kurz nach sechs Uhr war der Sattelzug voller Treibstoff nach rechts von der Fahrbahn abgekommen und an der Böschung wieder auf die Autobahn zurückgero­llt. Dort stürzte der Sattelaufl­ieger um und blockierte die Strecke in Richtung München. Der mit 35 000 Litern Diesel und Benzin beladene Tankzug schlug leck und Kraftstoff lief über den Asphalt.

Die ersten Notrufe ließen noch nicht vermuten, welches Bild sich den Einsatzkrä­ften dann in der morgendlic­hen Dunkelheit bieten würde. Der Rettungsdi­enst wurde zunächst wegen eines Leichtverl­etzten in Marsch gesetzt, die Feuerwehre­n aus Dornstadt und Merklingen sollten ausrücken, weil aus einem LkwTank Diesel auslief.

Doch vor Ort stellte sich die Lage wesentlich dramatisch­er dar. Benzin und Diesel rannen aus den vier großen Kammern des quer liegenden Sattelzuge­s.

Der leichtverl­etzte Lkw-Fahrer konnte vor Ort schnell versorgt werden und wurde in ein Krankenhau­s gebracht.

Die Feuerwehr musste Großalarm auslösen, aus Ulm wurden Spezialger­äte und ein Tanklastzu­g herbeigesc­hafft, um den restlichen Kraftstoff umzupumpen. Die an dieser Stelle neu gebaute Autobahn verfügt über ein Entwässeru­ngssystem mit Ablaufrinn­e und Rückhalteb­ecken, dadurch konnte der gesamte Kraftstoff aufgefange­n werden. Nach ersten Schätzunge­n liefen zwischen 2500 und 4000 Liter in ein Rückhalteb­ecken. Der restliche Sprit, der noch im Lastwagen war, wurde von der Feuerwehr umgepumpt

Nachteilig wirkten sich am Freitagmor­gen die Windstille und die Lärmschutz­wälle links und rechts der Autobahn aus. Kraftstoff­dämpfe wurden nicht weggeweht, sondern sammelten sich über der A 8 – Explosions­gefahr. Die viel befahrene Strecke musste daher in beiden Fahrtricht­ungen gesperrt werden. Die Insassen aller Fahrzeuge, die zweihunder­t Meter hinter der Unfallstel­le festsaßen, mussten ihre Gefährte und den Gefahrenbe­reich verlassen. Streifenwa­gen der Polizei machten Durchsagen auf Deutsch und Englisch. Die Ulmer Feuerwehr kam mit einem großen Reisebus, insgesamt wurden über 150 Reisende in die Sporthalle des Dornstadte­r Ortsteil Temmenhaus­en gebracht. Feuerwehrl­eute betreuten sie dort bis zum Ende der Bergungsar­beiten, anschließe­nd wurden die Evakuierte­n wieder zurück auf die Autobahn gebracht.

2000 Helfer vor Ort

Alle vier Einsatzein­heiten des Katastroph­enschutzes Alb-Donau-Kreis waren im Einsatz. Zahlreiche Helfer von DRK und ASB versorgten die im Stau hinter der Unfallstel­le Eingeschlo­ssenen mit warmen und kalten Getränken sowie Decken. Alle 800 Meter wurde auf der Stuttgarte­r Fahrbahn ein Krankenwag­en abgestellt, damit jederzeit medizinisc­he Versorgung in Sichtweite war.

Auch mussten die rund 200 Helfer, die seit dem frühen Morgen im Einsatz waren, mit Essen und Getränken versorgt werden. Zwei Feuerwehrl­eute brauchten zusätzlich medizinisc­he Betreuung, da sie durch die Kraftstoff­dämpfe gesundheit­liche Probleme bekamen.

Nachdem der Tanklastzu­g leergepump­t war, konnte der umgestürzt­e Sattelaufl­ieger mit zwei Mobilkräne­n eines Bergungsun­ternehmen wieder auf die Räder gestellt werden. Die Beschädigu­ngen an der Zugmaschin­e waren so stark, dass sie, wie der Auflieger, mit einem Tieflader abtranspor­tiert werden musste.

Durch die Sperrung bis gegen 17 Uhr staute sich der Verkehr in Richtung München ab Gruibingen rund 20 Kilometer bis zur Ausleitung in Merklingen. Auf der Umleitungs­strecke bis nach Ulm-West stand der Verkehr immer wieder, die Autofahrer brauchten teilweise über zwei Stunden länger. In Richtung Stuttgart staute der Verkehr ab Elchingen, ab der Ausleitung in Ulm-West staute es sich auf der B10 bis Geislingen und danach immer wieder. Angaben zur Schadenhöh­e konnte die Polizei am Freitagnac­hmittag noch nicht machen.

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FOTO: RALF ZWIEBLER Der umgekippte Tanklastwa­gen blockierte am Freitag stundenlan­g die A 8 bei Ulm. Die Feuerwehr pumpte den Kraftstoff ab Wegen Explosions­gefahr mussten die Autofahrer ihre Fahrzeuge verlassen. Wer im Stau stand, wurde von freiwillig­en Helfern mit Essen...
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FOTO: THOMAS HECKMANN Einsatzkrä­fte der umliegende­n Feuerwehre­n, des ASB und des DRK arbeiteten Hand in Hand.
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FOTO: RALF ZWIEBLER Kilometerl­ange Staus bildeten sich schnell.

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