Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Heroldstatter will ins Rathaus
Sonntag wird in Denkendorf auf den Fildern gewählt. Wie seine Chancen stehen.
HEROLDSTATT/DENKENDORF - Je näher die Wahl kommt, desto nervöser und aufgeregter wird er. Ralf Barth, aufgewachsen in Heroldstatt, will in Denkendorf (Landkreis Esslingen) Bürgermeister werden. Am kommenden Sonntag dürfen 8500 Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme abgeben. Neben Barth stehen noch zwei weitere Kandidaten zur Wahl als Nachfolger von Peter Jahn, der dort 32 Jahre lang die Geschicke leitete. Ob’s klappt? „Kommt auf, kommt auf“, sagt der 29-Jährige.
Eine Prognose sei „unheimlich schwierig“. Seine Vernetzungen in der Gemeinde reichen noch nicht überall hin. Feedback komme meist nur vereinzelt und aus ganz unterschiedlichen Richtungen. Da sei es nicht so einfach, Rückschlüsse auf die Stimmung im Wahlvolk zu schließen, so der studierte Public-Manager – zu deutsch: gehobener Verwaltungsdienst.
Doch na- türlich hofft er darauf. Sonst hätte er sich nicht „ganz bewusst“dort beworben. Seit 2014 wohnt er in Neuhausen auf den Fildern, einem Nachbarort von Denkendorf. Sollte er Schultes werden, will er aber mit seiner Frau Martina Brosi-Barth, ebenfalls Verwaltungsbeamtin, dorthin ziehen – „damit Denkendorf zur Heimat wird“. „Obwohl Neuhausen nicht so weit weg ist, nimmt man den Ort aber nochmal an- ders wahr, als wenn man nur dorthin pen- delt“, sagt Barth, derzeit (noch) Hauptamtsleiter in Dettingen an der Erms.
Weiterer Grund: Im August erwartet das seit 2016 vermählte Paar Nachwuchs. Und weil wie in jeder Gemeinde, so auch in Denkendorf, die Themen Kinder, Kindertagesstätten und Schulen immer Themen bleiben werden, wäre ein Umzug auch dahingehend nicht schlecht, dass dann auch das Kind des womöglich zukünftigen Bürgermeisters dieselben Strukturen durchläuft. „Wir schauen uns nach einer passenden Lösung um“, so Barth, und weiter: „Die Fildern sind mir schon ans Herz gewachsen.“
Aber am Ende entscheidet der Wähler. Denn aufgestellt sind noch zwei weitere Kandidaten, wovon eine bei vielen Stimmberechtigten schon unten durch zu sein scheint: Friedhild „Fridi“Miller. Die Sindelfingerin bewirbt sich gefühlt bei jeder Bürgermeisterwahl. Ihr eigentliches Ziel sei nach eigenen Angaben aber ein anderes: Sie will Bundeskanzlerin werden. „Eine engagierte Bewerberin“, meint Barth – „engagiert im Sinne von: für sich selbst“. Er geht davon aus, dass die Wähler „schon gut einschätzen können, wem sie ihr Vertrauen schenken“. Den zweiten Gegenkandidaten, Frank Nödinger, hat Barth schon mehr auf dem Zettel. Nödinger ist 48 Jahre alt und stellvertretender Leiter der Stadtkasse in Stuttgart. „Er ist recht bekannt, kennt den Ort schon“, sagt Barth und findet aber, dass man mit einem „neutralen Blick“die Geschehnisse oft besser beurteilen kann. Und anders als Nödinger habe er schon in ähnlich großen Gemeinden viele Erfahrungen als Amtsleiter sammeln können – trotz seiner erst 29 Jahre. Keine Spur von grün hinter den Ohren, sagt Barth.
Letztendlich würden seiner Meinung nach die Wähler ihre Entscheidung an drei Kriterien festmachen. Erstens: der Persönlichkeit, zweitens: der Kompetenz und drittens: dem Vertrauen. Und das Vertrauen entstehe aus einer Mischung von Punkt eins und zwei, so Barth, der Urlaub genommen hat, um vor Ort für sich Werbung zu machen. Rund 100 Termine sollen es in den drei Wochen vor der Wahl gewesen sein. Eine „sehr intensive“Zeit, sagt er.
Ob die kommende Zeit allerdings weniger intensiv wird, wird sich am Sonntag entscheiden. „Ich bin gespannt“, sagt Barth. Sollte es nichts werden, „bin ich ab Montag wieder mit gleichem Engagement Hauptamtsleiter“. Unabhängig vom Ausgang der Wahl will er Schriftführer in der Albverein-Trachtenkapelle Ennabeuren bleiben. „Ich hoffe, dass sich das vereinbaren lässt“, sagt der landluftliebende Heroldstatter. Aufgewachsen ist er auf einer Landwirtschaft. Auch sein Vater engagiert sich politisch: im Heroldstatter Gemeinderat.
„Die Fildern sind mir schon ans Herz gewachsen.“