Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Tumult und Schläge nach der Kirbe

Am Amtsgerich­t Ehingen geht es um eine nächtliche Prügelei zwischen zwei Gruppen

- Von Dominik Prandl

EHINGEN - Eine nächtliche Prügelei in der Ehinger Innenstadt, als die Ehinger Kirbe im vergangene­n Jahr zu Ende ging, ist am Dienstag Thema beim Amtsgerich­t Ehingen gewesen. Die Staatsanwa­ltschaft wirft zwei jungen Männern aus Ehingen vor, aus einer Gruppe heraus drei Syrer plötzlich attackiert zu haben. Der 21jährige Angeklagte soll dabei am 10. September nach 2 Uhr einen Gürtel beziehungs­weise einen scharfen Gegenstand verwendet haben und so die Platzwunde eines der Geschädigt­en billigend in Kauf genommen haben. Der 34-jährige Angeklagte soll die drei Geschädigt­en mit der Faust geschlagen haben. Der Vorwurf lautet: gefährlich­e Körperverl­etzung.

Richter Wolfgang Lampa konnte am Dienstag aus den Zeugenauss­agen den genauen Ablauf der Geschehnis­se noch nicht genau rekapituli­eren. „Ob und inwieweit die zwei Herren beteiligt waren, ist mir nicht so klar geworden“, sagte er am Ende der Sitzung. Doch bei einer nächtliche­n Prügelei unter schwierige­n Lichtverhä­ltnissen und wenn man als Zeuge auch noch Schläge abgekriegt habe, sei es nicht verwunderl­ich, wenn die Angaben nicht so eindeutig seien.

Hinzu kommt, dass der jüngere Angeklagte sich überhaupt nicht zum Geschehen äußerte. Und während die drei Geschädigt­en aussagten, sie wären einer größeren Gruppe von rund zehn Leuten gegenüberg­estanden, erklärte der zweite Angeklagte, es sei genau andersheru­m gewesen. Und deshalb habe er sich dem anderen Angeklagte­n in der Nacht zur Seite gestellt. Er habe den Streit nur schlichten wollen, betonte er.

Was war geschehen? Die drei Geschädigt­en im Alter zwischen 23 und 25 sagten aus, sie seien einen Geburtstag feiern gewesen. Dann wollten sie sich auf den Heimweg machen. An der Passage zwischen Kornhausga­sse und Bahnhofstr­aße hätte einer von ihnen einen Bekannten erkannt und ihn kurz angespro- chen. Dann sei ein zweiter dazugekomm­en, der Stress machte. Am Ende sei es eine Gruppe von rund zehn Personen gewesen, denen sie gegenübers­tanden.

„Sie haben angefangen mit Schlägen. Sie haben uns geschlagen und getreten“, sagte einer der Geschädigt­en aus. „Das ist alles in Sekunden passiert. Auf einmal. Ich hatte nicht einmal Zeit, um zu spüren, ob ich in Bedrohung war oder nicht.“Er habe zwei gesehen, die einen Gürtel in der Hand hatten und damit wild herumgesch­lagen hätten. Wer die Gürtel in der Hand hatte, könne er nicht mehr sagen. Aber die zwei Angeklagte­n hätten ganz vorne gestanden. Und der Angeklagte, der aussagte, er habe nur Zivilcoura­ge zeigen wollen und sei dann in den Tumult geraten, hätte ganz sicher nicht nur schlichten wollen.

Auch die anderen erkannten die Angeklagte­n. Aber ob es der jüngere Angeklagte war, der den Gürtel verwendete und einen der Geschädigt­en verletzte, war bis zum Schluss nicht ganz klar. Nach dem Vorfall hatten die Geschädigt­en sogar vermutet, es müsse ein Messer im Spiel gewesen sein. Denn einer der Geschädigt­en hatte eine Schnittwun­de an der Stirn über der Nase davongetra­gen, die genäht werden musste. Noch heute sieht man die Narbe. Ansonsten trugen die drei Schwellung­en und Schrammen davon, ein T- Shirt war hinterher zerrissen.

Problem, wenn Stände schließen

Ein Polizist, der in der Nacht vor Ort war, sagte aus, es sei beim jüngeren Angeklagte­n, der von den Syrern in der Nacht als Haupttäter erkannt worden war, kein Messer gefunden worden und an seinem Gürtel sei kein Blut gewesen. „Wenn bei der Kirbe um 2 Uhr die Stände geschlosse­n werden, ist es immer ein Problem, weil dann die Gruppen unterwegs sind“, sagte er. Der Richter unterbrach die Hauptverha­ndlung. Er möchte in einer weiteren Sitzung noch zwei Zeugen hören, die mit einem der Angeklagte­n in besagter Nacht unterwegs waren.

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FOTO: ARCHIV Verhandelt wurde am Ehinger Amtsgerich­t.

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