Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Volker Sonntag stellt am Ulmer Theater aus
Skizzen zu Ehren von Roberto Scafati sind zu sehen
EHINGEN/ULM (sz) - Zu Ehren des scheidenden Ballettdirektors Roberto Scafati wird dessen letzte Produktion „Dornröschen“von einer Ausstellung mit Ballettzeichnungen von Volker Sonntag im Ulmer Theater begleitet. Seit 1994, als Scafati, zunächst als Solotänzer, in Ulm anfing, besucht der Künstler die Proben im Ballettsaal und fängt dabei den lebendigen Fluss der Bewegungen ein.
Die Energie der Tänzerinnen und Tänzer überträgt sich auf seine Arbeiten, die meist spontan und völlig gelöst in einem Schwung entstehen. Die Ausstellung kann bis 28. Juni besichtigt werden.
Volker Sonntag studierte von 1969 bis 1974 an der Kunstakademie Stuttgart sowie Germanistik an der Universität Stuttgart. 1985 bis 1991 unterrichtete er an der Deutschen Schule in London, bis 2015 in Tettnang, Laupheim, Ehingen.
Sein künstlerisches Schlüsselerlebnis verdankte er in den Londoner Jahren der Freundschaft mit William Louther, amerikanischer Choreograf und früherer Star bei Martha Graham und Alvin Ailey, der ihn für den Modern Dance begeisterte und dazu inspirierte, während der Proben seiner „Dance and Theatre Corporation“zu zeichnen.
„Künstlerisch hat mich immer der Mensch interessiert. Jetzt fand ich endlich, was ich gesucht hatte: Bewegungen, die emotionale Grundbefindlichkeiten zum Ausdruck bringen, aber vor allem auch vitale Lebensenergie und sogar eine Ahnung von der Überwindung irdischer Schwerkraft vermitteln.“1994 gab ihm der damalige Ulmer Ballettdirektor Qu Ping die Möglichkeit, hier seine Arbeit weiterzuführen. „Zeitgleich mit mir fing Roberto Scafati als Tänzer an, der heute als Choreograph und Ballettdirektor das Ulmer Ballett zum Publikumsrenner gemacht hat. Ihm möchte ich von Herzen danken für seine Freundschaft und für die Möglichkeit, dass ich über all die Jahre als Probengast einfach in den Ballettsaal marschieren, mich neben den Flügel auf den Boden hocken und losmalen konnte. Das war neben der Lehrtätigkeit mein künstlerisches Lebenselixier“, so Sonntag.
„Die Skizzen sind relativ klein, A3, mit den meisten füttere ich die Altpapiercontainer, aber die Überlebenden enthalten Seele. Einige nehme ich als Grundlage für größere Arbeiten. Ich verwende zwar manchmal Fotografien, um anatomische Details zu studieren, aber Bilder nach Fotos bleiben tot. Ihnen fehlt der lebendige Fluss der Energie, der sich aus dem Zeichnen im Ballettsaal ergibt. Diese Arbeiten sind wie Übungen in ZenMeditation. Sie erfordern die geistige Einstellung des absichtslosen Wollens, müssen also spontan und völlig gelöst in einem Schwung entstehen“, erklärt Sonntag und betont: „Meine Zeichnungen sind auch eine Huldigung an die Tänzerinnen und Tänzer, diese beeindruckenden Menschen, die täglich mit einer unglaublichen Energie, Disziplin und schmerzhaften Härte daran arbeiten, dass ihre Kunst so leicht wirkt.“