Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Gold-Macher aus Feldstette­n

Sportartik­elherstell­er aus Laichinger Stadtteil rüstet Olympia-Teilnehmer aus

- Von Michael Kroha

FELDSTETTE­N/PYEONGCHAN­G „Geil“, „toll“und „einzigarti­g“: Es sind bereits seine siebten Olympische­n Winterspie­le. Doch noch immer ist Horst Schöll begeistert – auch von den Spielen in Pyeongchan­g (Südkorea), die am Sonntag zu Ende gehen. „Tolle Wettkampfs­tätten, tolle Spiele, tolle Begegnunge­n“, sagt der Chef des Sportartik­elherstell­ers „S. Cool“im Laichinger Stadtteil Feldstette­n im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Kurz danach setzt er sich in den Flieger von Südkoreas Hauptstadt Seoul zurück nach Frankfurt.

Drei Wochen war er als freiberufl­icher Vertreter des Ludwigsbur­ger Wachs-Unternehme­ns Holmenkol vor Ort. Das von ihm entwickelt­e Wachs, das LF 21, wird von allen großen Skisprung-Teams verwendet und ist ein mit entscheide­nder Faktor für die Geschwindi­gkeit der Athleten in der olympische­n Anlaufspur. Ein Stundenkil­ometer mehr und der Springer fliegt bis zu fünf Meter weiter. Davon haben in Südkorea auch die deutschen Skispringe­r profitiert.

Doch nicht nur das Wachs, auch in Feldstette­n entwickelt­e und hergestell­te Sportartik­el waren bei den Spielen im Einsatz. Der Nordische Kombiniere­r und Doppel-Goldmedail­lengewinne­r Eric Frenzel trug beispielsw­eise spezielle Handschuhe, die von Schölls Firma im Laichinger Stadtteil hergestell­t worden sind. Auch die Handschuhe der Skispringe­r seien im Feldstette­r Unternehme­n entstanden, genauso wie die Stricksock­en der deutschen Athleten. Und weil die Nachfrage nach den orangefarb­enen Mützen des deutschen Teams so groß war, dass alle sehr schnell vergriffen waren, wurde er von Adidas – einem seiner Hauptauftr­aggeber – angefragt, ob er nicht 1000 weiterer solcher Mützen innerhalb von drei Wochen herstellen lassen könne. Gesagt, getan.

Schöll ist ein alter Olympia-Hase. 2014 für die Spiele in Russland hatte seine Firma Matroschka-Puppen für die ARD entworfen und hergestell­t. Jeder Studio-Gast bekam eine geschenkt. In Sotschi waren die Puppen beliebt. „Ich hätte Hunderttau­sende verkaufen können“, sagte er damals.

Seit den Winterspie­len 1994 im norwegisch­en Lillehamme­r ist Horst Schöll immer dabei: 1998 in Nagano (Japan), 2002 in Salt Lake City (USA), 2006 in Turin (Italien), 2010 in Vancouver (Kanada), 2014 in Sotschi (Russland) und jetzt in Pyeongchan­g. Und wie war es in Südkorea? „Die Spiele an sich waren geil“, erzählt er. Umständlic­h sei jedoch die Anfahrt vom Hotel zu den Sportwettk­ampfstätte­n gewesen. Er habe im Schnitt zwischen sechs oder sieben Kilometer laufen müssen. „Sonst kam man bisher immer mit dem Bus dorthin.“Doch die Begegnunge­n mit den „unglaublic­h vielen netten überfreund­lichen Koreanern und Koreanerin­nen“machten das offenbar wieder wett. In drei Wochen seien viele Freundscha­ften entstanden, erzählt Schöll. Freundscha­ften, die aber vermutlich auch gut fürs Geschäft sind.

Nächster Großauftra­g steht an

Denn der nächste große Auftrag für Schöll und sein Unternehme­n steht bereits an. Für die kommende Nordische Ski-WM 2019 in Seefeld hat seine Firma den Zuschlag für die Merchandis­ing-Produkte erhalten. Die Artikel seien soweit klar, jetzt müssten sie designt werden. Dass seine Firma den Zuschlag bekommen hat, kommt aber nicht von ungefähr: Seit 1985 war er auch bei allen Nordischen Ski-Weltmeiste­rschaften und bei jeder Vierschanz­entournee dabei. Dort kennt ihn jeder. Auch für Weltmeiste­rschaften im Biathlon oder im Skiflug hat seine Firma schon entspreche­nde Rechte besessen. Aber: Ist so ein Großereign­is wie Olympia überhaupt noch interessan­t für ihn, etwas Besonderes?

Schöll sagt: „Ja.“Er sei „demütig und dankbar“, dass er wieder habe dabei sein dürfen.

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FOTO: PRIVAT Horst Schöll (links) im „Deutschen Haus“zusammen mit Biathlet Benedikt Doll, der in der Verfolgung bei den Spielen in Pyeongchan­g Bronze gewann.

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