Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Gold-Macher aus Feldstetten
Sportartikelhersteller aus Laichinger Stadtteil rüstet Olympia-Teilnehmer aus
FELDSTETTEN/PYEONGCHANG „Geil“, „toll“und „einzigartig“: Es sind bereits seine siebten Olympischen Winterspiele. Doch noch immer ist Horst Schöll begeistert – auch von den Spielen in Pyeongchang (Südkorea), die am Sonntag zu Ende gehen. „Tolle Wettkampfstätten, tolle Spiele, tolle Begegnungen“, sagt der Chef des Sportartikelherstellers „S. Cool“im Laichinger Stadtteil Feldstetten im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Kurz danach setzt er sich in den Flieger von Südkoreas Hauptstadt Seoul zurück nach Frankfurt.
Drei Wochen war er als freiberuflicher Vertreter des Ludwigsburger Wachs-Unternehmens Holmenkol vor Ort. Das von ihm entwickelte Wachs, das LF 21, wird von allen großen Skisprung-Teams verwendet und ist ein mit entscheidender Faktor für die Geschwindigkeit der Athleten in der olympischen Anlaufspur. Ein Stundenkilometer mehr und der Springer fliegt bis zu fünf Meter weiter. Davon haben in Südkorea auch die deutschen Skispringer profitiert.
Doch nicht nur das Wachs, auch in Feldstetten entwickelte und hergestellte Sportartikel waren bei den Spielen im Einsatz. Der Nordische Kombinierer und Doppel-Goldmedaillengewinner Eric Frenzel trug beispielsweise spezielle Handschuhe, die von Schölls Firma im Laichinger Stadtteil hergestellt worden sind. Auch die Handschuhe der Skispringer seien im Feldstetter Unternehmen entstanden, genauso wie die Stricksocken der deutschen Athleten. Und weil die Nachfrage nach den orangefarbenen Mützen des deutschen Teams so groß war, dass alle sehr schnell vergriffen waren, wurde er von Adidas – einem seiner Hauptauftraggeber – angefragt, ob er nicht 1000 weiterer solcher Mützen innerhalb von drei Wochen herstellen lassen könne. Gesagt, getan.
Schöll ist ein alter Olympia-Hase. 2014 für die Spiele in Russland hatte seine Firma Matroschka-Puppen für die ARD entworfen und hergestellt. Jeder Studio-Gast bekam eine geschenkt. In Sotschi waren die Puppen beliebt. „Ich hätte Hunderttausende verkaufen können“, sagte er damals.
Seit den Winterspielen 1994 im norwegischen Lillehammer ist Horst Schöll immer dabei: 1998 in Nagano (Japan), 2002 in Salt Lake City (USA), 2006 in Turin (Italien), 2010 in Vancouver (Kanada), 2014 in Sotschi (Russland) und jetzt in Pyeongchang. Und wie war es in Südkorea? „Die Spiele an sich waren geil“, erzählt er. Umständlich sei jedoch die Anfahrt vom Hotel zu den Sportwettkampfstätten gewesen. Er habe im Schnitt zwischen sechs oder sieben Kilometer laufen müssen. „Sonst kam man bisher immer mit dem Bus dorthin.“Doch die Begegnungen mit den „unglaublich vielen netten überfreundlichen Koreanern und Koreanerinnen“machten das offenbar wieder wett. In drei Wochen seien viele Freundschaften entstanden, erzählt Schöll. Freundschaften, die aber vermutlich auch gut fürs Geschäft sind.
Nächster Großauftrag steht an
Denn der nächste große Auftrag für Schöll und sein Unternehmen steht bereits an. Für die kommende Nordische Ski-WM 2019 in Seefeld hat seine Firma den Zuschlag für die Merchandising-Produkte erhalten. Die Artikel seien soweit klar, jetzt müssten sie designt werden. Dass seine Firma den Zuschlag bekommen hat, kommt aber nicht von ungefähr: Seit 1985 war er auch bei allen Nordischen Ski-Weltmeisterschaften und bei jeder Vierschanzentournee dabei. Dort kennt ihn jeder. Auch für Weltmeisterschaften im Biathlon oder im Skiflug hat seine Firma schon entsprechende Rechte besessen. Aber: Ist so ein Großereignis wie Olympia überhaupt noch interessant für ihn, etwas Besonderes?
Schöll sagt: „Ja.“Er sei „demütig und dankbar“, dass er wieder habe dabei sein dürfen.