Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Der Körper ist der Übersetzer der Seele“
Ursula Mayländer-Welte vor 90 Gästen über psychische Ursachen von Krankheiten
LAICHINGEN - Weit ausgeholt hat Ursula Mayländer-Welte, Ärztin für Homöopathie, in einem Vortrag über die psychischen Hintergründe von Krankheiten: 90 Gäste kamen auf Einladung des Homöopathischen Vereins und der VHS am Mittwoch ins Alte Rathaus.
Sehr fundiert hat Ursula Mayländer-Welte zunächst auf das vorbereitet, was die Gäste am meisten interessierte, sie fragte: Wie können sich Schwierigkeiten aus dem persönlichen Umfeld eines Patienten in Verbindung mit seiner Empfindung auf dessen Körper auswirken? Können sich bewusste und unbewusste Konfliktsituationen „verkörpern“, also sich in einem Krankheitsbild zeigen? Wie wirken sich Druck, Stress oder Streit auf den Körper aus? Konkrete Antworten gab es erst am Ende eines für einige Besucher „recht langen“und „mit ausschweifend viel Theorie“verbundenen Vortrages, von dem andere wiederum „am Anfang nur wenig“verstanden hatten und manche „die handfesten Tipps im Umgang mit Globuli“vermissten.
Dann definierte die Referentin Fachbegriffe: Seele, Psyche, Psychiatrie, Psychosomatik, Bewusstsein und Unterbewusstsein. Ein Beispiel: Die Seele gilt als „Gesamtheit aller Gefühlsregungen und des Geistes eines Menschen“. Sie könne als übergeordnetes Prinzip gesehen werden. Im Vergleich dazu werde die Psyche als strukturell eingeordnet, in der die Summe aller geistigen Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale zu sehen seien. Weiter ging’s zum Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, sowie zu Erklärungen zu „Ich“, „Überich“und dem dazwischen liegenden „Es“, um dann eine Einordnung von Psychiatrie und Psychosomatik aufzuzeigen. Schön dabei: die von Mayländer-Welte aufgezeichnete historische Entwicklung (Beginn der Psychosomatik um 1818) bis hin zur Erklärung unterschiedlichster psychischer Erkrankungen. Doch dem nicht genug: Sie erklärte organische Aufgaben, zum Beispiel des Limbischen Systems, des Thalamus’, des Vegetativums und der endokrinen Drüsen. Ein weites Feld mit dem Fazit, das vielen klar gewesen sein dürfte: Körper, Psyche und soziale Faktoren sind aufs Engste verbunden.
Das „Bio-Psycho-Soziale-Modell“jedenfalls könne Krankheiten erklären. Leider räumte die Referentin dem am Ende zu wenig Platz ein. „Nicht alles ist im Kernspin zu sehen, es gibt viel mehr als ein Paket voller Befunde“, sagte die Ärztin. Bei Beschwerden, die nicht ins allgemeine Bild passen (wie bei Schmerzpatienten), zeige sich das deutlich.
Verschiebung findet statt
„Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare. Er signalisiert, dass in der Tiefe etwas im Argen liegt. Krankheiten sind Signal und Chance zugleich“, sagte Mayländer-Welte. Beispiel: Ein Patient zeigt hat Bronchitis, Hyperaktivität, Hautprobleme und Harnwegsentzündungen. Wird ein Krankheitsbild davon unterdrückt, reagiere der Körper an anderen Stellen umso mehr. Eine Verschiebung finde statt. Sieht der Arzt aber das gesamte Individuum unter dem Aspekt Körper, Seele und Selbstheilungskräfte, habe es der Körper nicht mehr nötig, sich in solchen Krankheitsbildern zu äußern. Schöner Schluss: die Interpretation von Krankheitsbildern, die unter den Gästen wohl die größte Aufmerksamkeit bekam. Das Herz beispielsweise, als das Zentrum für Mitgefühl, Liebe und Sicherheit. Bei einem Herzinfarkt könnten Bereiche, die Menschen den Lebensfluss abschneiden, durchaus als Ursachen eine Rolle spielen. Und bei Blasenerkrankungen könnten Druck, die Erfordernis des Loslassens und das Festhalten an alten Vorstellungen Ursache sein. Und Heilung? Die erfolge durch das Bewusstmachen der im Verborgen schlummernden Komponenten – wenn man sich diesen stelle.