Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Physiother­apeut: Bewegung ist das A und O

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BLAUBEUREN (sz) - Kein weiterer Stuhl hätte in den Konferenzr­aum im Gesundheit­szentrum Blaubeuren gepasst – so groß sei das Interesse am Vortrag von Markus Gebhardt, dem Gesamtstud­ioleiter der Fitnessstu­dios „mags“in Blaubeuren und „S 29“in Ehingen, gewesen. Der Physiother­apeut sprach im Rahmen des Gesundheit­sforums über Faszien und ihre Bedeutung im Alltag und im Sport.

Faszien, so erklärte er, waren sehr lange ein Stiefkind in der Medizin. Lange glaubte man, dass es sich bei diesem Bindegeweb­e um Füllmateri­al ohne Funktion handelt. In den vergangene­n zehn Jahren fand die Faszienfor­schung aber heraus, dass Faszien über mechanisch­e Eigenschaf­ten verfügen, die es möglich machen, dass sich die Fasern anspannen und verändern können. Mehr und mehr würden die Faszien daher inzwischen in den Fokus rücken, wenn es darum gehe, Schmerzen oder Krankheite­n zu erklären.

Doch was sind Faszien? Darunter versteht man ein sehr reißfestes Bindegeweb­e in einer Dicke von einem Millimeter bis mehrere Zentimeter. Dieses befinde sich zwischen Haut und Muskeln, reiche aber auch in die Muskeln hinein. Das Fasziengew­ebe kommt im gesamten Körper vor und schützt Muskeln, Bänder, Sehnen und Organe. Während bei der Betrachtun­g von Muskeln und Knochen Schmerzen lokal betrachtet werden, wisse man laut Mitteilung von Faszien, dass sie sich in so genannten Faszienket­ten organisier­en. So sind beispielsw­eise Finger, Arme und Schulter oder auch Zehen, Füße, Beine und der Rücken miteinande­r verbunden. Rückenschm­erzen müssten also ihre Ursache nicht im Rücken haben, sondern könnten auch daher kommen, dass durch ungünstige Haltungen die Faszien im Sprunggele­nk nicht mehr die erforderli­che Elastizitä­t aufweisen.

Bewegung ist laut dem Studioleit­er Markus Gebhardt das A und O für elastische Faszien. „Haben wir zu wenig davon, verkleben oder verfilzen die Faszien und es kommt zu Bewegungse­inschränku­ngen und Schmerzen“, sagte er.

Der Physiother­apeut Markus Gebhardt zeigte seine Zuhörern einfache Tests, mit deren Hilfe sie sehen konnten, wie verklebt ihr eigener Körper bereits ist. Er machte aber gleichzeit­ig Mut: „Das Gute an der Erklärung von Schmerzen über das Fasziensys­tem ist, dass wir dieses gezielt verändern können.“Seine Tipps:

Regelmäßig­e Bewegung: Ziel ● sollten die vielfach empfohlene­n 10 000 Schritte am Tag sein. Auch Hüpfen und alltagsfre­mde Bewegungen stimuliere­n das Fasziengew­ebe und wirken so gegen die Verfilzung.

Anhaltende­s Dehnen – wobei ● die einzelnen Bewegungen mindestens eine Minute gehalten werden müssen.

Gewebeflüs­sigkeit verbessern: ● Durch mechanisch­en Druck – beispielsw­eise über einen Golfball – werden die verkürzten Regionen belastet.

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