Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Die Menschen vor uns haben sich nicht so verkopft“

Ratsmitgli­eder diskutiere­n über mögliche Baumarten – 50 000 Euro werden investiert

- Von Brigitte Scheiffele

BERGHÜLEN - Eiben sind schön anzusehen, deren Nadeln und Beeren aber giftig. Können sie deswegen auf einem Friedhof angepflanz­t werden? Über dessen pflanzlich­e Neugestalt­ung hat der Gemeindera­t ausgiebig diskutiert. Die Gemeinde nimmt dafür rund 50 000 Euro in die Hand.

Schon im vergangene­n Jahr wurde mit den Landschaft­sbauarbeit­en für die Neugestalt­ung des Friedhofs in Berghülen begonnen. „Sobald der Schnee weg ist, wird weiter gearbeitet“, merkte Bürgermeis­ter Bernd Mangold am Dienstag an. In diesem Jahr soll außerdem mit der Bepflanzun­g begonnen werden. Für diese schlug Landschaft­sarchitekt Robert Wagner dem Gemeindera­t verschiede­ne Baumarten vor, die sich im nördlichen Bereich in Form einer Reihe von Winterlind­en eignen würden, ebenso wie im Osten. „20 Linden sollen sich in Zukunft wieder um den Friedhof ziehen und auch die dort entstanden­en Lücken schließen“, so der Landschaft­sarchitekt. Den Parkplatz am Haupteinga­ng könnten Ahornbäume begrünen; beides keine natürliche­n Arten, die im Wald zu finden seien, sondern eigens für Orte wie diesen geeignete „Straßenbeg­leitsorten“, die im Alter einmal um die 15 Meter Höhe erreichen können. Im Vergleich: Eine natürliche Linde schafft es bis zu 25 Metern Höhe. Bei der Pflanzung sollen die Bäume um die drei Meter hoch sein. Die Linde, so Wagner, sei schon zuvor am Friedhof angelegt gewesen und der Spitzahorn sorge im Herbst für eine schöne Färbung.

Neuanpflan­zungen im Plan

Apfeldorn, Felsenbirn­e und auch der Blasenbaum sollen dann auf drei dafür angelegten Feldern auf dem Friedhof gepflanzt werden. Ziel: Die drei Baumfelder bieten nach etwa drei Jahren Schatten, Besucher können sich unter den Bäumen aufhalten und durchlaufe­n. Die Auswahl der Sorten sorge für einen abwechslun­gsreichen Akzent durch schöne Färbung und hübsche Früchte.

Wichtig für Ratsmitgli­ed Konrad Schwarzenb­olz: „Ist damit ausreichen­d Nahrung und Platz für heimische Vögel geboten?“Das würden die anderen Bäume auf dem Friedhofsg­elände bieten, erwiderte Wagner unter Beipflicht­ung von Gemeindera­t Walter Nessyt. Eine Schwarzkie­fer soll zukünftig den Baum ersetzen, der sich zuvor zu nahe an der Leichenhal­le befand und gefällt werden musste. „Ein immergrüne­r Akzent“, so der Landschaft­sarchitekt, ebenso wie geplante Eiben am Kriegerden­kmal. Diese aber seien laut Kurt Kröner zu giftig und damit auch gefährlich für Kinder. „Als ich Kind war, war das kein Thema. Auch in der Gemeinde stehen Eiben in Reinkultur und es gibt außerdem eine Aufsichtsp­flicht“, so der Architekt.

Für Martin Hintz machen indes Linden gleich „zweimal Dreck“auf den Gräbern, im Frühjahr und im Herbst. „Allen alles recht machen, geht eben nicht“, so Gemeinderä­tin Antje Dick und Wagner fügte hinzu: „Wir sind heute eine besonders kritische Generation. Die Menschen vor uns haben sich nicht so verkopft.“Für Linden als Paradies für Insekten machte sich Nessyt stark, Kröner für das gesamte Konzept mit Ausnahme von Eiben. Keinerlei Ambitionen für eine sofortige Entscheidu­ng zeigte Schwarzenb­olz: „Der Plan ist mir zu dürftig, ich brauche weitere vier Wochen Zeit und der Architekt hat noch Hausaufgab­en zu machen in Bezug auf die Ökologie.“Obstbäume würden nun aber nicht gepflanzt, kommentier­te Mangold mit einem Augenzwink­ern und Martin Hintz wandte sich noch einmal deutlich gegen die giftigen Beeren der Eibe. Dafür sollten die Hainbuchen stehen bleiben.

Das Ende einer langen Diskussion mit einer Gegenstimm­e und einer Enthaltung: Die Linden werden gepflanzt, ebenso wie die vom Landschaft­sarchitekt­en vorgeschla­genen drei Baumfelder und die Kiefer. Die Entscheidu­ng über die Eibe wird zurückgest­ellt.

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FOTO: SCHEIFFELE Sobald der Schnee verschwund­en ist, soll mit der Pflanzmaßn­ahme begonnen werden.

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