Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Genuss für den Gaumen auf der „Brobiera“
Erzeuger und Händler präsentieren breites Spektrum kulinarischer Köstlichkeiten
NEU-ULM - Zuerst, als er noch vor dem Eingang zum Werk III in der Neu-Ulmer Baumgartenstraße stand, da, wo bis vor kurzem die Firma Passigatti modische Schals und Tücher gefertigt hat, hörte der Besucher von drinnen fetzige Rockmusik. Nachdem er die Tür geöffnet hatte, schlug ihm an diesem eisigen Wintertag wohlige Wärme entgegen.
Und dann stiegen ihm die ersten, höchst angenehmen Gerüche in die Nase. Es duftete nach frisch zubereiteten Speisen, wobei durchaus auch ein Hauch von südländischem Flair durch die Halle drang. Und so sollte es ja auch sein, obwohl bei der ersten „Brobiera“-Genussmesse eigentlich nur Erzeuger und Händler aus der Region ihre Produkte zeigten, die Gäste zum Probieren einluden und die Waren zum Kauf anboten.
„Die Brobiera ist keine reine Verkaufsmesse“, betonte Frank Steinle von der Château Steinle Manufaktur und Hersteller von diversen GinSorten. Er hatte zusammen mit den Inhabern von mehreren anderen kleinen Manufakturen, mit denen er früher schon kleine Hausmessen veranstaltet hatte, die Idee, einmal eine größere Veranstaltung auf die Beine zu stellen – und hat sie schließlich organisiert. 25 Aussteller kamen zusammen, die am Wochenende ihre Produkte insbesondere aus vielen lukullischen, aber auch sonstigen Bereichen präsentierten. Und sie stießen bei den Fans kulinarischer Köstlichkeiten, die auch ihren sicher wohl verdienten Preis haben, auf reges Interesse. Die Stände waren meist gut umlagert, wobei auffiel, wie viele jüngere Leute, die ja finanziell meist noch nicht so gut betucht sind, unter den Liebhabern exquisiter Genussartikel waren.
Das bemerkte auch Frank Steinle: „Es ist klar zu erkennen, dass auch die Jungen keinen Bock mehr auf Industrieprodukte haben. Die Produkte, die hier angeboten werden, sind per Hand und mit Liebe gemacht. Natürlich hat das auch seinen Preis. Allerdings ist bei den Deutschen leider immer noch die Geiz-ist-geilManier vorhanden.“Trotzdem war der Messe-Chef mit dem Besucherstrom zufrieden.
Ziemlich zentral in der bewusst nicht mit Ständen vollgestellten Halle lockte gleich ein gut sichtbares Schild den Besucher an. Da wurde die „Wilde Hilde“aus dem wilden Süden feilgeboten, eine von Christian Hübner aus Burgrieden immer in recht kleinen Mengen hergestellte Curry-Würzsoße ohne Konservierungsstoffe und mit wenig Kohlehydraten, wie der Produzent beteuert. Ein paar Meter weiter machte die „Kult-Bohne“neugierig. An diesem Stand gab es Kaffee-Spezialitäten und einen Spruch von Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord, einem französischen Staatsmann während der Französischen Revolution, der Napoleonischen Kriege und beim Wiener Kongress: „Der Kaffee muss schwarz sein wie der Teufel, heiß wie die Hölle, rein wie ein Engel und süß wie die Liebe.“
Auf der anderen Seite der Halle fand auch das Speiseeis aus Altheim (Alb) trotz der Kälte draußen durchaus Abnehmer, und das Craft-Beer junger Brauer aus Senden nebenan traf den Geschmack vieler Durstiger. In der schönen, lichten Halle wurden auch spezielle Lebensmittel präsentiert wie zum Beispiel LimonadenEssenzen oder besondere kretische Köstlichkeiten. Es wurden Weine angeboten, zum Beispiel auch aus Portugal, Schnäpse und Liköre offeriert, Spezialitäten aus Schokolade, aber auch hausgemachte Suppen und Burger.
Fotografen ergänzen Ausstellung
Wer Letzteres nicht mochte, konnte sich an Pasta oder asiatischen Speisen satt essen. Aufgelockert wurde die Runde durch Anbieter aus anderen Bereichen: Zwei Neu-Ulmer Fotografen hatten ebenso einen Stand wie ein Blausteiner, der den Frauen sein eigenes Make-up näher brachte, schließlich gab es sogar eine Beratungsstelle für die Trinkwasserversorgung.
Garniert wurde alles, was den Besuchern, von denen viele Ambiente, Angebot und räumliche Großzügigkeit lobten, schmackhaft gemacht werden sollte, mit musikalischen und tänzerischen Darbietungen auf oder vor der kleinen Bühne. Und so war wirklich wahr, was Steinle zu Beginn versichert hatte: „Das hier ist nicht einfach eine Fressorgie.“