Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Lautstark rund um die Welt
Imperial State Electric präsentieren sich auf „Anywhere Loud“als bärenstarke Liveband
RAVENSBURG - Die 1990er-Jahre waren eine glorreiche Zeit für den sogenannten „Schweinerock“aus Skandinavien. Bands wie Turbonegro, Backyard Babies und Gluecifer begeisterten mit rotzigen Gitarrenklängen, die sich an vergangenen, noch glorreichereren Zeiten des Rock’n’Roll orientierten. Einflüsse wie Kiss und MC5 standen bei einer der wichtigsten Bands damals im Vordergrund: The Hellacopters.
Die Auflösung dieser schwedischen Gruppe 2008 wurde dem Fan verzerrter Gitarrenklänge nicht nur durch eine Wiedervereinigung für diverse Festivalauftritte erträglich gemacht, sondern auch durch die Neugründung von Imperial State Electric. Mit dieser Band rockt Hellacopters-Frontmann Nicke Andersson nun schon seit 2010 durch die Botanik. „Anywhere Loud“(Psychout Records) ist nun das erste Live-Album nach fünf Studioalben, einer Raritätensammlung und einer EP voller Coverversionen.
Der Titel der 23 Songs umfassenden Werkschau ist dabei durchaus als Empfehlung zu verstehen. Denn diesen Sound genießt man am besten in einer Lautstärke, bei der sich zeigt, wie lässig die Nachbarn im Ernstfall sind.
Aufgezeichnet wurden die Stücke bei ausverkauften Shows 2014 bis 2016 in Madrid, Sockholm und Tokio. Neben obligatorischen Up-TempoNummern wie „Uh Huh“oder „Throwing Stones“gibt es auch kuriose Kontraste: „Break It Down“fällt mit seiner Country-Schlagseite aus dem Rahmen. Das tat es auch schon auf dem jüngsten Studioalbum „All Through The Night“, von dem unter anderem auch das Titelstück hier vertreten ist. Verstärkung am Gesang bekommt Nicke Andersson von Dolf De Borst, den man auch als Frontmann der neuseeländischen Garagenrocker The Datsuns kennt. So verleiht De Borst „Reptile Brain“einen ruppigen Charme.
Für Kenner etwas obskurer RockGeheimtipps gedacht sind die Coverversionen „Sonic Reducer“von The Dead Boys und „This is Rock’n’Roll“von The Kids. Was „Anywhere Loud“allerdings am besten deutlich macht, ist: Imperial State Electric rocken auf demselben hohen Niveau wie The Hellacopters. Das erkennt man am besten, wenn man die 90erNostalgiebrille absetzt.