Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Diesel-Fahrer dürfen weiter durch Neu-Ulm kurven

Solange die Schadstoff-Grenzwerte eingehalte­n werden, bleibt das Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts folgenlos

- Von Michael Ruddigkeit

NEU-ULM/ULM - Millionen Autofahrer haben möglicherw­eise bald ein Problem: Mit dem gestrigen Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts ist der Weg für Fahrverbot­e für Dieselauto­s frei. Städte, in denen die Grenzwerte für Stickstoff­dioxid (NO2) nicht eingehalte­n werden, dürfen den Richtern zufolge darüber selbst entscheide­n.

In Neu-Ulm wird die Schadstoff­belastung in der Luft regelmäßig an einer Messstatio­n bei der Zentralsch­ule in der Gabelsberg­er Straße überprüft. Die dort ermittelte­n Werte dürften die Fahrer von Dieselauto­s beruhigen: Sie liegen übers Jahr gesehen im grünen Bereich. Deshalb sei das Diesel-Urteil folgenlos für NeuUlm, sagte Sandra Lützel, Pressespre­cherin der Stadt. Ein Fahrverbot sei kein Thema.

Beim Stickstoff­dioxid in der Außenluft darf der Jahresmitt­elwert nicht über 40 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen. Außerdem darf ein Ein-Stunden-Spitzenwer­t von 200 Mikrogramm nicht öfter als 18 Mal pro Jahr überschrit­ten werden. Beide Werte werden in Neu-Ulm eingehalte­n. Zwar gibt es einzelne Ausschläge über 45 Mikrogramm. Der ZwölfMonat­s-Mittelwert liegt jedoch bei etwa 30 bis 35 – „Tendenz fallend“, wie Sandra Lützel sagte. Ein Diagramm mit den Daten ab 2007 zeigt die positive Entwicklun­g der vergangene­n Jahre.

Bei der Feinstaubb­elastung gebe es im Schnitt jährlich etwa zehn Überschrei­tungen des zulässigen Tagesgrenz­werts von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter, erläuterte Lützel. Maximal 35 sind erlaubt. Für NeuUlm bedeutet das, dass der gültige Luftreinha­lteplan und die Vorgaben für die Umweltzone nicht verschärft werden müssen. Es dürfen deshalb weiterhin Autos mit grüner und gelber Umweltplak­ette durch die Stadt fahren. In Ulm ist dagegen bereits seit fünf Jahren die grüne Plakette Pflicht.

Das Diesel-Urteil der Leipziger Richter wird auch auf der anderen Seite der Donau vorerst nichts verändern. Die in der Karlstraße ermittelte­n Werte liegen nach Angaben der Stadt Ulm im grünen Bereich. Die wichtige Ost-West-Achse wurde in den vergangene­n Jahren umgebaut. Ein Ziel war dabei die Verbesseru­ng der Luftqualit­ät. Das hat offenbar geklappt. Unklar ist jedoch, wie die Schadstoff­belastung derzeit in der viel befahrenen Zinglerstr­aße ist. Denn die Messstatio­n des Regierungs­präsidiums Tübingen wurde wegen Bauarbeite­n 2014 abgebaut. Wann dort wieder gemessen wird, ist unklar.

Stuttgart-Pendler vielleicht betroffen

Von möglichen Fahrverbot­en betroffen sein könnten Diesel-Fahrer aus der Region, wenn sie regelmäßig nach Stuttgart pendeln. In der badenwürtt­embergisch­en Landeshaup­tstadt ist die Belastung durch Stickstoff­dioxid wie in mehreren weiteren deutschen Großstädte­n besonders hoch. Bestimmte Autos müssen deshalb möglicherw­eise bald draußen bleiben. Das Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts sieht allerdings Übergangsf­risten und Ausnahmere­gelungen vor, beispielsw­eise für Handwerker.

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FOTO: ALEXANDER KAYA In Neu-Ulm wird die Schadstoff­belastung in der Luft regelmäßig an einer Messstatio­n bei der Zentralsch­ule in der Gabelsberg­er Straße überprüft.

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