Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Vor Deutschrock-Festival
Veranstalter hat der Stadt Laichingen gestern das Sicherheitskonzept vorgelegt.
LAICHINGEN - Bis Ende Februar hatten die Veranstalter Zeit, das Sicherheitskonzept für das in Laichingen geplante Deutschrock-Festival „Rock dein Leben“bei der Stadtverwaltung einzureichen. Am Mittwoch kam es dann auch.
Hauptamtsleiter Stefan Binder bestätigte den Eingang, bat aber gleichzeitig um Geduld. „Wir müssen das jetzt erst einmal durchlesen und uns dann mit den Behörden in Verbindung setzen“, sagte er. Der Laichinger Flugsportverein, der sein Gelände für das umstrittene Festival vom 19. bis 21. Juli zur Verfügung stellen möchte, macht von diesem Konzept seine Entscheidung abhängig, ob Bands wie Frei.Wild, KrawallBrüder und Berserker Berlin dort auftreten dürfen. „Ich denke und hoffe, dass daran gearbeitet wird“, sagt Walter Striebel, dritter Vorsitzender des Flugsportvereins.
146 Seiten umfasst das Skript, in dem es laut Veranstalter Andreas Kamm unter anderem um Brandschutz, Fluchtwege, Verkehrswege, Ordnungsdienst, Gastro und Sanitätsdienst geht. „Ich bin sehr zuversichtlich“, sagt Kamm, dass es von den Behörden durchgewunken wird. Es gebe jedoch auch noch „Differenzen“, auf die er nicht näher eingehen möchte. „Ich möchte den Behörden nicht vorgreifen“, erklärt er.
Bei der Laichinger Stadtverwaltung, so Kamms Einschätzung, fehlen bisher noch die „Erfahrungen“mit solch’ einem großen Projekt. „Da muss man sich erst einmal erkundigen, an was man alles denken muss“, meint er. „Aber ich denke, dass wir hier mit allen Beteiligten einen Konsens finden werden.“
Doch auch wenn das Sicherheitskonzept irgendwann stehen sollte, bleiben weiterhin Fragen offen: Was sind das für Bands? Wie sind diese einzuschätzen? Sie werden immer wieder der rechte Szene oder zumindest der Grauzone zugeordnet. Antworten auf diese Fragen suchte auch der Flugsportverein. Die Informationen vom Verfassungsschutz seien laut Vereinsvorstand Hans-Peter Bleher nicht aussagekräftig genug gewesen und man habe sich deshalb bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien erkundigt.
Dort können bestimmte Behörden – zum Beispiel die Jugendhilfe – Anträge oder Anregungen stellen, wenn sie Bedenken haben. Diese werden dann – aber auch nur dann – geprüft und je nach Einschätzung auf eine Art verbotene Liste, den Index, gesetzt. Heißt aber auch: Wo kein Kläger, da kein Richter. Laut Martina Hannak, Vorsitzende der Bundesprüfstelle, gibt es zu den in Laichingen geplanten Bands derzeit keine Verfahren; demnach könne „kein Rückschluss auf eine etwaige jugendgefährdende Wirkung“gezogen werden.
Verfahren gegen Frei.Wild
Allerdings hat es schon mal ein Verfahren gegeben: 2014 wegen des Liedtextes von „Rache muss sein“auf der CD „Eines Tages“der südtiroler Band Frei.Wild. „Nach intensiver Abwägung der beiden Schutzgüter Jugendschutz und Kunstfreiheit“hat das Gremium der Prüfstelle entschieden, „dass eine Indizierung des Tonträgers einen unverhältnismäßigen staatlichen Eingriff darstellten würde“. Auf den Index gesetzt wurde aber die Internetseite, auf der der Text abgebildet war.
Ebenfalls auf dem Index steht die CD „Demo – Die Erste“von der Band „Berserker“. In Laichingen soll die Band „Berserker Berlin“auftreten. Ob es sich dabei um dieselbe Band handelt, sei laut Prüfstelle nicht bekannt. Festival-Veranstalter Kamm und auch Bandsprecher Steffen Schröder verneinen das. Auf antifaschistischen Internetportalen wird Schröders Band dennoch in die rechte Ecke gestellt und darüber berichtet, wie seine Kneipe in Berlin auseinandergenommen wurde. Warum? „Das kann ich nicht erklären“, sagt Schröder, dessen Band sich offen von Rechtsextremismus distanziere. „Jeder, der sich mit mir auseinandersetzt weiß, dass ich nicht so bin.“
2008 wollte die Band „Berserker Berlin“zum Saisonauftakt des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC spielen. Das Landeskriminalamt Berlin hat davon abgeraten: Die Lieder seien gewaltverherrlichend und hätten rechte Tendenzen, hieß es damals. „Das war als Kinderveranstaltung geplant. Deshalb haben wir dann auch von einem Auftritt abgesehen“, sagt dazu Schröder.
Indes überlegen Laichinger Vereine, wie sie vom Festival profitieren können. Die Stadtkapelle könnte sich nach Angaben von Musikvereinschef Alexander Schmidt „gut vorstellen“, bei einem Weißwurstfrühstück drei Stunden zu spielen. „Das ist nicht meine Musikrichtung“, sagt er: „Aber Frühschoppen mit Blasmusik: Da kann man mit mir schwätzen.“