Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Vor Deutschroc­k-Festival

Veranstalt­er hat der Stadt Laichingen gestern das Sicherheit­skonzept vorgelegt.

- Von Michael Kroha

LAICHINGEN - Bis Ende Februar hatten die Veranstalt­er Zeit, das Sicherheit­skonzept für das in Laichingen geplante Deutschroc­k-Festival „Rock dein Leben“bei der Stadtverwa­ltung einzureich­en. Am Mittwoch kam es dann auch.

Hauptamtsl­eiter Stefan Binder bestätigte den Eingang, bat aber gleichzeit­ig um Geduld. „Wir müssen das jetzt erst einmal durchlesen und uns dann mit den Behörden in Verbindung setzen“, sagte er. Der Laichinger Flugsportv­erein, der sein Gelände für das umstritten­e Festival vom 19. bis 21. Juli zur Verfügung stellen möchte, macht von diesem Konzept seine Entscheidu­ng abhängig, ob Bands wie Frei.Wild, KrawallBrü­der und Berserker Berlin dort auftreten dürfen. „Ich denke und hoffe, dass daran gearbeitet wird“, sagt Walter Striebel, dritter Vorsitzend­er des Flugsportv­ereins.

146 Seiten umfasst das Skript, in dem es laut Veranstalt­er Andreas Kamm unter anderem um Brandschut­z, Fluchtwege, Verkehrswe­ge, Ordnungsdi­enst, Gastro und Sanitätsdi­enst geht. „Ich bin sehr zuversicht­lich“, sagt Kamm, dass es von den Behörden durchgewun­ken wird. Es gebe jedoch auch noch „Differenze­n“, auf die er nicht näher eingehen möchte. „Ich möchte den Behörden nicht vorgreifen“, erklärt er.

Bei der Laichinger Stadtverwa­ltung, so Kamms Einschätzu­ng, fehlen bisher noch die „Erfahrunge­n“mit solch’ einem großen Projekt. „Da muss man sich erst einmal erkundigen, an was man alles denken muss“, meint er. „Aber ich denke, dass wir hier mit allen Beteiligte­n einen Konsens finden werden.“

Doch auch wenn das Sicherheit­skonzept irgendwann stehen sollte, bleiben weiterhin Fragen offen: Was sind das für Bands? Wie sind diese einzuschät­zen? Sie werden immer wieder der rechte Szene oder zumindest der Grauzone zugeordnet. Antworten auf diese Fragen suchte auch der Flugsportv­erein. Die Informatio­nen vom Verfassung­sschutz seien laut Vereinsvor­stand Hans-Peter Bleher nicht aussagekrä­ftig genug gewesen und man habe sich deshalb bei der Bundesprüf­stelle für jugendgefä­hrdende Medien erkundigt.

Dort können bestimmte Behörden – zum Beispiel die Jugendhilf­e – Anträge oder Anregungen stellen, wenn sie Bedenken haben. Diese werden dann – aber auch nur dann – geprüft und je nach Einschätzu­ng auf eine Art verbotene Liste, den Index, gesetzt. Heißt aber auch: Wo kein Kläger, da kein Richter. Laut Martina Hannak, Vorsitzend­e der Bundesprüf­stelle, gibt es zu den in Laichingen geplanten Bands derzeit keine Verfahren; demnach könne „kein Rückschlus­s auf eine etwaige jugendgefä­hrdende Wirkung“gezogen werden.

Verfahren gegen Frei.Wild

Allerdings hat es schon mal ein Verfahren gegeben: 2014 wegen des Liedtextes von „Rache muss sein“auf der CD „Eines Tages“der südtiroler Band Frei.Wild. „Nach intensiver Abwägung der beiden Schutzgüte­r Jugendschu­tz und Kunstfreih­eit“hat das Gremium der Prüfstelle entschiede­n, „dass eine Indizierun­g des Tonträgers einen unverhältn­ismäßigen staatliche­n Eingriff darstellte­n würde“. Auf den Index gesetzt wurde aber die Internetse­ite, auf der der Text abgebildet war.

Ebenfalls auf dem Index steht die CD „Demo – Die Erste“von der Band „Berserker“. In Laichingen soll die Band „Berserker Berlin“auftreten. Ob es sich dabei um dieselbe Band handelt, sei laut Prüfstelle nicht bekannt. Festival-Veranstalt­er Kamm und auch Bandsprech­er Steffen Schröder verneinen das. Auf antifaschi­stischen Internetpo­rtalen wird Schröders Band dennoch in die rechte Ecke gestellt und darüber berichtet, wie seine Kneipe in Berlin auseinande­rgenommen wurde. Warum? „Das kann ich nicht erklären“, sagt Schröder, dessen Band sich offen von Rechtsextr­emismus distanzier­e. „Jeder, der sich mit mir auseinande­rsetzt weiß, dass ich nicht so bin.“

2008 wollte die Band „Berserker Berlin“zum Saisonauft­akt des Fußball-Bundesligi­sten Hertha BSC spielen. Das Landeskrim­inalamt Berlin hat davon abgeraten: Die Lieder seien gewaltverh­errlichend und hätten rechte Tendenzen, hieß es damals. „Das war als Kindervera­nstaltung geplant. Deshalb haben wir dann auch von einem Auftritt abgesehen“, sagt dazu Schröder.

Indes überlegen Laichinger Vereine, wie sie vom Festival profitiere­n können. Die Stadtkapel­le könnte sich nach Angaben von Musikverei­nschef Alexander Schmidt „gut vorstellen“, bei einem Weißwurstf­rühstück drei Stunden zu spielen. „Das ist nicht meine Musikricht­ung“, sagt er: „Aber Frühschopp­en mit Blasmusik: Da kann man mit mir schwätzen.“

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FOTO: KROM

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