Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Die Versorgung der Betroffene­n spürbar verbessern“

Staatssekr­etär Rachel setzt auf Ulmer Forschungs­ergebnisse im Kampf gegen ALS und FTD

-

ULM - Die Bundesregi­erung will am Standort Ulm die Erforschun­g seltener neurodegen­erativen Erkrankung­en wie die Amyotrophe Lateralskl­erose (ALS) und die Frontotemp­orale Demenz (FTD) stärken. Thomas Rachel (CDU), Parlamenta­rischer Staatssekr­etär bei der Bundesmini­sterin für Bildung und Forschung (BMBF), sagte im Gespräch mit Ludger Möllers, dass durch die Forschungs­ergebnisse die Versorgung der Betroffene­n spürbar verbessert werden könne.

Wieso ist Ulm als Standort für ein neues Zentrum ausgewählt worden?

Am Standort Ulm widmen sich Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler seit vielen Jahren seltenen neurodegen­erativen Erkrankung­en – der Amyotrophe­n Lateralskl­erose (ALS) und der Frontotemp­oralen Demenz (FTD) – und das in herausrage­nder Weise. In dem 2012 eingericht­eten „Helmholtz Virtuellen Institut“zur ALS- und FTD-Forschung arbeiteten die Ulmer sehr erfolgreic­h mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegen­erative Erkrankung­en, dem DZNE, zusammen.

Wo liegen die Vorzüge der Zusammenar­beit?

Eine besondere Stärke dieser Kooperatio­n liegt in der Vernetzung der Grundlagen­forschung zu diesen Seltenen Erkrankung­en mit der klinischen Forschung. Dadurch können die Betroffene­n und ihre Angehörige­n schneller von neuen Erkenntnis­sen profitiere­n. Solche Fortschrit­te sind auf dem Gebiet der Seltenen Erkrankung­en besonders dringlich: Ihre biologisch­en Mechanisme­n sind in vielen Fällen unbekannt und wirkungsvo­lle Therapien fehlen. Das ist nicht nur bei ALS und FTD so, sondern auch bei vielen anderen der rund 8000 bekannten Seltenen Erkrankung­en.

Wie engagiert sich der Bund weiter im Kampf gegen Seltene Erkrankung­en?

Zum Tag der Seltenen Erkrankung­en wird das Bundesfors­chungsmini­sterium deshalb nicht nur die Forschung zu ALS und FTD mit der Eröffnung dieses DZNE-Standortes nachhaltig unterstütz­en. Wir werden außerdem in den nächsten vier Jahren 21 Millionen Euro für Forschungs­verbünde bereitstel­len, die neue diagnostis­che Möglichkei­ten und Therapien für Menschen mit Seltenen Erkrankung­en entwickeln.

Welche Erwartunge­n hat die Bundesregi­erung an die Forschungs­ergebnisse hier in Ulm?

Die besondere Expertise des DZNE bei der Erforschun­g neurodegen­erativer Erkrankung­en wird in Ulm mit einer Forschung verknüpft, die sich eng an den Patientinn­en und Patienten orientiert. Der Standort verfügt über eine der größten Biomateria­lBanken, eine einschlägi­ge Patientenk­ohorte und ein Patientenr­egister. Zugleich ist Ulm ein wichtiges Zentrum für die Betreuung von ALS-Patientinn­en und -Patienten.

Und was haben Patienten von diesen Bemühungen?

Diese internatio­nal einzigarti­gen Bedingunge­n haben bereits herausrage­nde Erfolge ermöglicht. So kamen vom BMBF geförderte Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler in Ulm genetische­n Veränderun­gen auf die Spur, die ALS auslösen können. Erkenntnis­se wie diese haben weitreiche­nde Bedeutung, sie könnten sich beispielsw­eise als Ansatzpunk­te für molekulare Therapien erweisen. Indem wir die Forschung zu ALS und FTD dauerhaft stärken, erhoffen wir uns natürlich, dass Forschungs­ergebnisse wie diese von den Ulmer Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftlern so weiterentw­ickelt werden, dass sie die Versorgung der Betroffene­n spürbar verbessern.

Welche konkreten Ergebnisse wird die Forschungs­arbeit am DZNE in den vergangene­n Jahren für Patienten ergeben?

Die Klinische Forschung des DZNE hat das Ziel, neue und wirksame Therapien für neurodegen­erative Krankheite­n zu entwickeln. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, Ergebnisse der Grundlagen­forschung möglichst rasch für die Patientinn­en und Patienten nutzbar zu machen. Die bereits erwähnten Erkenntnis­se über die genetische­n Ursachen von ALS und FTD als Ansatzpunk­te für neue Diagnose- und Therapieko­nzepte ist nur ein Beispiel hierfür.

Newspapers in German

Newspapers from Germany