Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wenn das alte Abenteuer reizt
Die Löwen reaktivieren für den Saisonendspurt den 27-jährigen „Aussteiger“Kim Ekdahl du Rietz
MANNHEIM (SID) - Kim Ekdahl du Rietz hielt es nicht mehr aus. Hotel, Halle, Flieger: Das durchgetaktete Profidasein reichte dem lebenslustigen Schweden nicht mehr, die Handballwelt wurde ihm am Ende viel zu eng. Ekdahl du Rietz stieg aus. Die Lust auf den Sport war ihm vergangen, die Sehnsucht nach Freiheit einfach zu groß. „Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet“, sagte Ausnahmekönner Ekdahl du Rietz am 10. Juni 2017 unter Tränen, nachdem er gerade im besten Handballeralter von 27 Jahren sein letztes Spiel für die RheinNeckar Löwen bestritten hatte. Dann verschwand er.
Acht Monate ist das vermeintliche Karriereende des Ausnahmekönners nun her. Ekdahl du Rietz, der die Löwen zuvor zu zwei Meisterschaften geführt hatte, bereiste ferne Länder, lernte fremde Sprachen und genoss auch immer wieder das einfache Leben in seinem Schrebergarten in Lund, seiner Basis in der schwedischen Heimat. Der Handball geriet in weite Ferne. Zuletzt lebte der Aussteiger in einer Dreier-WG in Bordeaux mit einem jungen Mann und einer 68 Jahre alten Frau. Doch das dürfte sich schon bald ändern, die Lust auf Handball scheint bei Ekdahl du Rietz plötzlich zurück. Laut dem „Mannheimer Morgen“soll der hochbegabte Rückraumspieler ab sofort wieder für die Löwen auflaufen. Nach der Verletzung von Abwehrchef Gedeon Guardiola einigte man sich offenbar mit Ekdahl du Rietz darauf, den ruhenden Vertrag bis Saisonende wieder aufzunehmen. Bislang haben die Löwen ihren Coup nicht bestätigt. Für Freitag hat der Verein aber zu einer Pressekonferenz eingeladen, auf der er eine Personalentscheidung erläutern will. „Kim wäre in der Form der Vorsaison sicher eine Verstärkung für jede Mannschaft“, sagte Geschäftsführerin Jennifer Kettemann jüngst. Auch Ekdahl du Rietz hielt sich auf Anfrage bedeckt.
Offener gab sich der Rechtshänder mit dem kraftvollen Armzug kürzlich in einem schwedischen Podcast, in dem er seine Verbindung zum Handball als eine offene Beziehung bezeichnete. „Ich vermisse die SAP-Arena sehr. Ich liebe es, dort zu sein“, sagte der Globetrotter, der vier Sprachen fließend spricht. Dabei gehe es gar nicht so sehr um den Handball, „sondern um die Menschen drumherum“. Worte, die man Ekdahl du Rietz ohne Wenn und Aber abnimmt. Der studierte Psychologe ist ein Gefühlsmensch, lebensbejahend und tiefenentspannt. Während seiner Reisen nach Liberia und Australien, in den Senegal und nach Neuseeland fing sein Handballherz plötzlich wieder zu schlagen an. „Die Power ist noch da“, sagte Ekdahl du Rietz und fügte lachend hinzu: „Ich habe allerdings das Gefühl, dass meine Schultern explodieren, wenn ich den Ball werfe. Aber das kommt schnell zurück.“
Immer wieder gab es zuletzt Angebote verschiedener Clubs, bei der Löwen-Anfrage scheint er nun schwach geworden zu sein. „Ich will noch viel von der Welt sehen“, sagte Ekdahl du Rietz : „Aber vor allem suche ich nach einem neuen Abenteuer.“Das nächste Abenteuer erwartet ihn in Mannheim, wo es diese Saison mit Meisterschaft, Pokal und Champions League noch drei Titel zu gewinnen gibt.