Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zwölf Gemeinden im Zug Richtung Zukunft

Bahnhofsve­rband jetzt komplett – 7,5 Millionen Euro schon geflossen – Druck auf Bahn

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Der Verband, der sich um die Finanzieru­ng des Bahnhofs bei Merklingen, den dazu gehörigen P&RPlatz sowie perspektiv­isch ein neues Gewerbegeb­iet in Bahnhofsnä­he kümmert, ist komplett. Am Mittwoch haben die bisherigen acht Verbandsmi­tglieder der Aufnahme von vier neuen Mitglieder­n zugestimmt. Verbandsvo­rsitzender Klaus Kaufmann informiert­e im Alten Rathaus in Laichingen über den Baufortsch­ritt. Und er zeigte sich optimistis­ch, dass eine „gute Lösung“für den Übergangsb­etrieb wegen der Verzögerun­g von S21 gefunden werden könne.

Wie diese genau aussehen könnte, dies vermag allerdings Kaufmann nicht zu sagen. Er stünde in engem Kontakt mit der Bahn (Bauherrin) sowie dem Verkehrsmi­nisterium; Gespräche fänden statt, mit dem Ziel, „dass wir eine Lösung finden“. Garantiere­n kann er es freilich nicht, dass in der Zeit zwischen der termingere­chten Fertigstel­lung von Bahnhof und Neubautras­se (2021/22) und dem Tiefbahnho­f in Stuttgart (2025) der „Bahnhof Merklingen – Schwäbisch­e Alb“auch vernünftig angefahren wird. Immerhin: Bahn und vor allem dem Land ist sehr daran gelegen, dass dies gelingt. Kaufmann: „Es wäre jammerscha­de, wenn unser Bahnhof in dieser Zeit ungenutzt rumliegt.“Was hoffen lässt sind Worte, die Verkehrsmi­nister Winfried Hermann jüngst bei einem Besuch der SZ in Ravensburg dazu verlor. Zwar gab er an, dass durch die eingleisig­e Anbindung an den Bahnknoten Stuttgart die Kapazität der Neubaustre­cke vor der Fertigstel­lung von Stuttgart2­1 „stark beschränkt“sei. Sagte aber: „Ich werde es nicht zulassen, dass da eine neue Bahnstreck­e fertig gebaut wird, und dann fahren da monate- oder gar jahrelang keine Züge. Zur Not richten wir einen Nahverkehr nur von Ulm bis Merklingen ein.“

Kurt Wörner, Laichinger Mitglied der Verbandsve­rsammlung, regte jedoch an, den Druck seitens des Verbandes zu erhöhen. Er schlug vor, der Bahn in einem „deutlichen Zeichen“in Form eines (offenen) Briefes klar zu machen, „dass was auf die Schiene muss“. Ähnlich äußerte sich Pius Kneer (Westerheim). Es sei sicherzust­ellen, dass die Züge so schnell wie möglich über die neue Trasse geleitet werden, und nicht auf der alten Strecke (über Geislingen) verbleiben. Kaufmann allerdings will abwarten, bevor der Verband ein solches Zeichen setzt. „Die Gespräche laufen in guten Bahnen.“

„Haben uns vergrößert“

Gut war am Mittwoch auch generell die Grundstimm­ung unter den Anwesenden im Alten Rathaus. Selten dürfte man den Sitzungssa­al so voll gesehen haben. Anwesend waren neben den Bürgermeis­tern der zwölf Verbandsge­meinden noch weitere Mitglieder der Verbandsve­rsammlung, die darüber hinaus die zwölf Kommunen (wie die Gemeinderä­te Wörner und Kneer) vertreten (siehe Kasten). Zunächst hatte sich Kaufmann bei den neu hinzukomme­nden Gemeinden und deren Gremien dafür bedankt, dass sie diesen Schritt gegangen sind. Er zeigte sich erfreut über das „volle Haus“, und meinte mit einem Augenzwink­ern: „Wir haben uns vergrößert und Kinder bekommen.“

Bisher bildeten Laichingen, Heroldstat­t, Westerheim, Berghülen, Nellingen, Merklingen, Hohenstadt und Drackenste­in die Verbandsmi­tglieder. Einstimmig beschlosse­n diese nun, die vier weiteren Interessen­ten aufzunehme­n (wirksam ab April). Diese da wären Bad Ditzenbach, Dornstadt, Mühlhausen im Täle und die Stadt Wiesenstei­g (wir berichtete­n gestern). Platz wäre auch für weitere Kommunen noch gewesen in dem Verband; doch Städte wie Münsingen oder Schelkling­en, aber auch Römerstein zierten sich. Bis zu 20 Prozent der Anteile waren die Gründungsk­ommunen bereit, vom Verband „Region Schwäbisch­e Alb“(RSA) an neue Mitglieder abzutreten. Nun wurden es „nur“zwölf.

Zunächst und auch noch längere Zeit sind diese Anteile für die Mitglieder mit Kosten verbunden. Insgesamt zahlt der Verband ja 13 Millionen Euro für Bahnhof und P&R-Platz (1,5 Millionen kommen vom Kreis). Und dann wird sich der Verband aber auch noch um die Realisieru­ng eines rund 50 Hektar großen Gewerbepar­ks kümmern. Auch das kostet; zunächst. Der Gewerbepar­k, eine Art „Lockmittel“, um dem Verband beizutrete­n, soll sich irgendwann rechnen (der Bahnhof ja auch, dies ist aber schwierige­r zu messen). Und dann – irgendwann – werden die Mitgliedsg­emeinden auch etwas zurück bekommen in barer Münze: Gewerbeste­uer zum Beispiel, die dann ihrer jeweiligen Anteile gemäß an die Mitgliedsk­ommunen ausgeschüt­tet wird. Allein 40 Prozent des Verbandes entfallen auf Laichingen, jeweils nur ein Prozent auf Mühlhausen und Drackenste­in. Trotzdem: Die Stimmen jedes einzelnen Mitglieds zählen immer gleich viel. Nicht der Proporz ist entscheide­nd. Darauf lege der Verband auch Wert, sagte Kaufmann: Dass Entscheidu­ngen einstimmig getroffen würden, „konsensual“.

Eine Menge Geld geflossen

Einstimmig haben die zwölf Verbandsmi­tglieder dann auch den vom kaufmännis­chen Geschäftsf­ührer Thomas Eppler vorgestell­ten Haushalt des Verbandes für 2018 abgesegnet. Eppler (gleichzeit­ig Kämmerer Laichingen­s) informiert­e, dass schon eine Menge Geld geflossen ist. Von den in Summe zu zahlenden 13 Millionen Euro wurden bereits 4,123 Millionen an die Bahn in Form eines „Barzuschus­ses“gezahlt; außerdem 3,2 Millionen für Planung und die Karstunter­suchungen. Unterm Strich muss der Verband nun noch 5,86 Millionen aufbringen. Summa Summarum: mehr als 13 Millionen Euro; weil für die vom Verband aufgenomme­nen Kredite Zinsen anfallen (zu zahlen nur von Gemeinden, bei denen die Finanzieru­ng über den Verbandskr­edit erfolgt). Insgesamt kostet der Bahnhalt 43 Millionen Euro. Das Land zahlt 30 Millionen.

Von einem „Quantenspr­ung“sprach Bernhard Schweizer (Laichingen). Es sei für ihn „persönlich­e Genugtuung“, dass mit den neuen Mitglieder­n der Verband und damit die Realisieru­ng des Bahnhofs „auf breite Basis“gestellt werde. Für ihn ein „Glücksmome­nt“, der nicht hoch genug bewertet werden könne, so Schweizer, der sich in der Vergangenh­eit sehr für das Projekt eingesetzt hatte.

Sehen, wie der Bau des Bahnhofs vorankommt, das soll bald die Bevölkerun­g können. Die Bahn werde eine Webcam aufstellen, so Kaufmann am Ende der Sitzung. Bauwerke sind noch keine in die Höhe gewachsen, dafür ist der Aushub erledigt.

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FOTO: RAU Vorne: die Bürgermeis­ter (und der Stellvertr­eter aus Heroldstat­t) der zwölf Gemeinden, die nun Mitglied sind im Verband „Region Schwäbisch­e Alb“(RSA). Am Mittwoch wurde die neue Verbandssa­tzung unterschri­eben.
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FOTO: RAU Besiegelt: Stempel und Unterschri­ften der zwölf Mitgliedsg­emeinden, beziehungs­weise Bürgermeis­ter.

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