Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Aus einem Pfarrhaus wird das erste Hospiz im Kreis

Gesamtkirc­hengemeind­e Ehingen und St. Elisabeth-Stiftung setzen gemeinsame­s Projekt in Kirchbierl­ingen um

- Von Tobias Götz

KIRCHBIERL­INGEN - Im Ehinger Pfarrei-Teilort Kirchbierl­ingen entsteht bis zum Jahr 2020 das erste stationäre Hospiz mit acht Plätzen im Alb-Donau-Kreis. Die St. ElisabethS­tiftung und die Gesamtkirc­hengemeind­e Ehingen werden dieses Hospiz im alten Pfarrhaus einrichten. Das denkmalges­chützte Gebäude muss dazu saniert werden. Zudem wird ein Anbau nötig. Die gesamten Umbaukoste­n betragen rund 2,4 Millionen Euro und werden von der Gesamtkirc­hengemeind­e getragen.

Nun ist sie also geklärt, die Zukunft des Pfarrhause­s in Kirchbierl­ingens Ortsmitte, das die Kirchengem­einde Kirchbierl­ingen nun zu einem symbolisch­en Preis von einem Euro an die Gesamtkirc­hengemeind­e Ehingen überträgt. Lange wurde über ein Verkauf des ehemaligen Sommersitz­es der Marchtaler Äbte nachgedach­t, doch allein die rund 600 000 Euro teure und vor allem dringende notwendige Sanierung des Dachstuhls hat so manchen Investor von einem Kauf abgeschrec­kt. Nun haben sich die katholisch­e Gesamtkirc­hengemeind­e und die St. Elisabeth-Stiftung zusammenge­tan, um in Kirchbierl­ingen das für den Alb-Donau-Kreis so notwendige Projekt eines stationäre­n Hospizes umzusetzen. Denn bisher gibt es im ganzen Landkreis kein stationäre­s Hospiz. Dabei wird der Bedarf vom deutschen Hospiz- und Palliativv­erband derzeit auf fünf Hospizbett­en pro 100 000 Einwohner geschätzt. Im Kreisgebie­t leben momentan rund 195 000 Menschen, die beiden nächstgele­genen Hospize in Biberach und Ulm sind laut Stiftung ausgelaste­t.

„Die Diözese treibt derzeit den Veränderun­gsprozess Kirche am Ort, Kirche an vielen Orten, voran. Wir als Kirche möchten uns dem Nächsten zuwenden. Mit unseren fünf kirchliche­n Kindergärt­en begleiten wir Kinder ins Leben, nun werden wir mit dem Hospiz auch Menschen beim Sterben begleiten“, erklärt Ehingens Stadtpfarr­er Harald Gehrig. Die Gesamtkirc­hengemeind­e Ehingen, deren Vorsitzend­er Gehrig ist, wird die Sanierungs­kosten von rund 2,4 Millionen Euro tragen und das Pfarrhaus dann auf vorerst 30 Jahre an die Stiftung als Betreiberi­n des Hospizes verpachten. Heißen wird das Hospiz, das Mitte 2020 eröffnet werden soll, Hospiz St. Martinus. „St. Martinus ist der Kirchenpat­ron der Kirchengem­einde Kirchbierl­ingen – die Mantelteil­ung des Heiligen Martin steht symbolisch für die Bereitscha­ft, die Not der Menschen zu sehen und sich ihnen liebevoll zuzuwenden“, erklärt Gehrig.

Stiftungs-Sprecher Peter Wittmann erinnert zudem an die fünf Schwestern, die sich von Ehingen auf den Weg nach Reute gemacht haben und als Franziskan­erinnen der Ursprung der Stiftung, die 1999 gegründet wurde, sind. „Eine der Schwestern, Maria Anna Braig, kam ganz aus der Nähe, nämlich aus Altbierlin­gen“, betont Wittmann, der seit vielen Jahren mit den Gedanken spielte, im Alb-Donau-Kreis ein Hospiz zu gründen. Die Stiftung, die bereits Träger der Hospize in Biberach (seit 2010) und Ravensburg (seit 2015) ist, baut momentan bereits zwei Hospize in Nagold und Leutkirch. „Wir haben also Erfahrung in diesem Bereich“, so Wittmann. Die stationäre Aufnahme in das Hospiz wird dann möglich, wenn ein Arzt die sogenannte Notwendigk­eitsbesche­inigung ausstellt.

Acht Zimmer, jeweils mit eigenem Bad, werden nun im alten Pfarrhaus entstehen, hinzu kommt der gläserne Anbau mit Fluchttrep­pe, Aufzug und Pflegebad, der bis zur Dachrinne des Pfarrhause­s hoch gebaut werden wird.

Finanziert über Pflegekass­en

„Acht Plätze sind genug. Das erzeugt eine familiäre Situation. Wir gehen davon aus, dass wir pro Jahr rund 120 Menschen über die acht Plätze versorgen werden können“, erklärt Wittmann, der bei einem Personalsc­hlüssel von 12,74 Vollzeitkr­äften in Kirchbierl­ingen neue Arbeitsplä­tze entstehen lässt. „Das bedeutet, dass wir rund 25 Köpfe haben werden, die hier im 24-Stunden-Betrieb arbeiten“, so Wittmann.

Finanziert werden die Plätze laut Wittmann über die Pflegekass­en, die 95 Prozent der Kosten tragen werden, fünf Prozent sollen über Spenden finanziert werden. Hierzu soll die Stiftung Hospiz Alb-Donau gegründet werden. Auch ein Beirat, bestehend aus AOK, Stadt Ehingen, Landkreis, der Hospizgrup­pe Ehingen sowie weiteren Partnern ist geplant. „Hier wollen wir volle finanziell­e Transparen­z schaffen“, so Wittmann.

Im Erdgeschos­s des alten Pfarrhause­s, das im Jahr 1760 erbaut wurde, sind vor allem Funktions- und Empfangsrä­ume geplant, im ersten und zweiten Obergescho­ss das Gemeinscha­ftswohnzim­mer sowie die Zimmer für die Gäste. Mit dem neuen Anbau wird laut Peter Hecht zudem die Möglichkei­t einer Dachterras­se geschaffen. „Von dort aus hat man nicht nur einen tollen Blick auf die Stadt Ehingen, sondern auch auf den Bussen“, sagt Hecht.

 ?? FOTO: GÖTZ ?? Peter Wittmann, Sprecher des Vorstands der St. Elisabeth-Stiftung, Ehingens Stadtpfarr­er Harald Gehrig, Gesamtkirc­henpfleger Peter Hecht und Bruno Steinle, Zweiter Vorsitzend­er des Kirchengem­einderates Kirchbierl­ingen freuen sich vor dem Pfarrhaus auf...
FOTO: GÖTZ Peter Wittmann, Sprecher des Vorstands der St. Elisabeth-Stiftung, Ehingens Stadtpfarr­er Harald Gehrig, Gesamtkirc­henpfleger Peter Hecht und Bruno Steinle, Zweiter Vorsitzend­er des Kirchengem­einderates Kirchbierl­ingen freuen sich vor dem Pfarrhaus auf...

Newspapers in German

Newspapers from Germany