Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Volksbank Ulm-Biberach wächst und sorgt sich um Folgen der Nullzinspolitik
Vorstandssprecher Blankenberg sieht Notwendigkeit von Fusionen - Robuste Wirtschaft fragt Kredite stark nach
ULM - Die Nachrichten könnten unterschiedlicher und widersprüchlicher nicht sein: Die Volksbank UlmBiberach ist auch im vergangenen Jahr gewachsen, die robuste Konjunktur sorgt für Wachstum. Gleichzeitig spricht Vorstandssprecher Ralph P. Blankenberg von notwendigen Fusionen bei den Volks- und Raiffeisenbanken. Und der Banker will an liebsten keine weiteren BarSparleistungen der Kunden und kommentiert das gesteigerte Kunden-Einlagenvolumen daher mit den Worten: „Da hätte ich mir eine Null gewünscht.“
Die vorläufigen Zahlen belegen ein solides Wachstum des Instituts, das im Raum Ulm 65 Prozent seines Geschäftes generiert, 25 Prozent im Raum Biberach und zehn Prozent im Raum Ravensburg in den wichtigsten Bilanzpositionen: Die Bilanzsumme stieg per 31. Dezember 2017 um 3,7 Prozent auf 2,712 Milliarden Euro an (2016: 2,614 Milliarden Euro). Getragen wird die Genossenschaftsbank von mittlerweile deutlich über 73 000 Mitgliedern, die sich über eine Ausschüttung von durchschnittlich drei Prozent auf ihre Einlagen freuen können.
„Wir sind mit der Entwicklung unserer Bank zufrieden und blicken auf ein positives Geschäftsjahr 2017 zurück“, betonte Blankenberg am Donnerstag anlässlich der Präsentation der vorläufigen Zahlen des Geschäftsjahres 2017. „Auch wenn uns die Entwicklungen am Markt weiterhin vor große Herausforderungen stellen, sehen wir uns für die Zukunft gut gerüstet“, fuhr Blankenberg fort.
Die Volksbank rangiert mit ihrer Größe bundesweit auf Platz 51 der fast 1000 Institute der Volks- und Raiffeisenbanken, in Baden-Württemberg sind die Ulmer unter den „Top 5“. Gleichzeitig gibt es 40 Genossenschaftsbanken im Marktgebiet der Ulmer: „Und da ist es nicht die Frage, ob es Fusionen gibt, sondern wann“, betonte Blankenberg ausdrücklich. Konkrete Gesprächspartner nannte er nicht.
Nach 193 im Vorjahr gab es 2017 noch 180 Volks- und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg. Die Zahl der Filialen und SB-Terminals ging um 121 auf 2700 zurück.
Verringerter Zinsüberschuss
Der Grund für Blankenbergs Skepsis dürfte in der anhaltenden Nullzinspolitik liegen, die auch im Jahr 2017 ihre Spuren hinterließ: Beim Zinsüberschuss, der einen Rückgang in Höhe von 3,4 Prozent verzeichnet und sich per 31. Dezember 2017 auf 54,3 Millionen Euro belief (2016: 56,2 Millionen Euro). Das heißt: Die Bank verdient nichts mehr am „Otto Normalsparer“, sondern legt unter Umständen sogar noch Geld drauf.
Der Provisionsüberschuss hingegen legte deutlich zu und stieg um 11,6 Prozent von 19,8 Millionen Euro auf 22,1 Millionen Euro an. Ausschlaggebend hierfür sei vor allem eine deutliche Steigerung im Wertpapiergeschäft.
Dass es der Wirtschaft gut geht, zeige sich auch im erneut gewachsenen Kundenkreditvolumen. Zum Stichtag stieg das Gesamtkreditvolumen auf insgesamt 1,867 Milliarden Euro. Blankenberg: „Dies entspricht einer Steigerung von 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2016: 1,838 Milliarden Euro) – und das trotz Tilgungen und Sondertilgungen in Rekordhöhe.“
Im Jahr 2017 sind nach Angaben der auch die Kundeneinlagen wieder deutlich angestiegen. Diese wuchsen um 89 Millionen Euro (plus 4,3 Prozent) und belaufen sich zum Jahresultimo auf eine Gesamtsumme von 2,152 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,063 Milliarden Euro). Der Trend zur Umschichtung in flexible, kurzfristige Einlagen hielt dabei auch in 2017 an, hieß es.