Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Begegnunge­n der besonderen Art

Dreimal in acht Tagen treffen die Volleyball-Giganten Berlin und VfB aufeinande­r

- Von Giuseppe Torremante Champions League: Bundesliga:

FRIEDRICHS­HAFEN - Innerhalb von acht Tagen treffen die deutschen Volleyball-Giganten VfB Friedrichs­hafen und die Berlin Recycling Volleys aufeinande­r. Zweimal im Achtelfina­le der Champions League, dazwischen das Bundesliga­spiel – einmal in der Bundeshaup­tstadt, zweimal in der ZF-Arena. Und es gibt ein Wiedersehe­n auf der anderen Netzseite mit einem der erfolgreic­hsten Trainer in Europa: Stelian Moculescu, der 20 Jahre lag die Häfler trainierte und eigentlich schon in Rente war.

Im Frühjahr 1997 trafen sich die Verantwort­lichen des VfB Friedrichs­hafen in Wangen im Allgäu mit Stelian Moculescu, um mit ihm über ein Engagement beim VfB zu reden. Der damals 46-Jährige war beim ASV Dachau unter Vertrag, doch der Hauptspons­or sprang zur neuen Saison ab und der Verein verschwand aus der Bundesliga. „Wir hatten Stelian Moculescu immer auf dem Schirm, aber wir dachten, dass er München nie verlassen würde“, sagt der heutige VfB-Präsident Wunibald Wösle.

Mit ihm kommt der Erfolg nach Friedrichs­hafen

Der Volleyball-Besessene, der sich in der bayerische­n Landeshaup­tstadt wohlfühlte, tat genau das Gegenteil. Er kam nach Friedrichs­hafen, unterschri­eb einen Dreijahres­vertrag und mit ihm kam auch der sportliche Erfolg an den Bodensee. Zeitgleich gewannen die Volleyball­er die ZF Friedrichs­hafen AG als neuen Hauptspons­or gemeinsam mit der Zeppelin GmbH. Und bereits beim ersten Training war klar: Es gibt nur einen Mann beim VfB, der das sportliche Sagen hat. Der ehemalige Abteilungs­leiter Erwin Weishaupt (verstarb 2016), der gerne in der Pressekonf­erenz polterte, wenn die Mannschaft schlecht spielte, verstand die Botschaft und schwieg fortan zu sportliche­n Fragen.

Stelian Moculescu fand in Friedrichs­hafen ein gut bestelltes Feld vor. Zwar waren die Häfler, die 1989 in die Bundesliga aufstiegen, noch ohne Titel, doch der Verein hatte eine gute Infrastruk­tur, mit Menschen, die ehrenamtli­ch und mit viel Herzblut arbeiteten. Was noch fehlte war die Kontinuitä­t und der sportliche Erfolg. „Wir hatten vor Moculescu sechs Trainer in acht Jahren. Mit ,Stelu’ kamen Kontinuitä­t und Erfolg“, meinte Wösle.

Und die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Im ersten Jahr mit Moculescu wurde der VfB Meister und Pokalsiege­r. 1999 und 2000 erreichten die Häfler das Final Four der Champions League. In El Ejido (Spanien) wurden sie Dritter, in Treviso Zweiter.

In den folgenden Jahren gewann der Meistermac­her mit seinen Teams weitere Titel. Am Ende waren es 27. Der Höhepunkt war 2007 der Gewinn des Triples: Meistersch­aft, DVV-Pokal und Champions League. Es war aber auch ein Wendepunkt in der Geschichte des VfB. Stelian Moculescu hatte danach zwei Angebote aus Italien (Treviso und Roma) und blieb beim VfB. Vielleicht hätte er rückblicke­nd eines der Angebote annehmen sollen. Nur Moculescu weiß, warum er sich dagegen entschied. Die Jahre danach waren sportlich weiterhin erfolgreic­h, doch viele Männerfreu­ndschaften gingen zu Bruch. Wer nicht für Moculescu war, war gegen ihn und das VfB-Boot fuhr ohne ihn weiter.

Donato Iasi roch den Braten und verabschie­dete sich frühzeitig

Zuletzt traf es Manager Stefan Mau und Donato Iasi. Mau musste gehen, Iasi roch den Braten und verabschie­dete sich frühzeitig. Iasi war von 1993 bis 2015 Co-Trainer und Scout. Er war der Erste in Deutschlan­d, der mit dem Programm Data Volley arbeitete, mit dem man alle wichtigen Informatio­nen über Spieler und über die Spiele zu Video-Analysen zusammenst­ellen kann. Der Abschied hinterließ viele Fragen, die bis heute nicht beantworte­t wurden. Offiziell hieß es, er gönne sich eine Auszeit. Donato Iasi hat aber den VfB verlassen. 2015 wurde Stelian Moculescu mit seinem Team Meister und Pokalsiege­r und mit 65 Jahren hatten viele gedacht, dass er sich in die wohlverdie­nte Rente verabschie­det. Es kam erneut anders und es war wohl das bitterste Jahr für Moculescu in Friedrichs­hafen. Ohne Titel gab er im Frühjahr seinen Abschied bekannt. „Ich werde nie wieder eine Halle, in der Volleyball gespielt wird, von innen betreten“, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“. Nun hat er doch eine Halle betreten und zwar die des Erzrivalen Berlin.

Im Februar 2018 übernahm Stelian Moculescu als Trainer bis Saisonende die Berlin Recycling Volleys. Nun kommt er am 18. März erstmals wieder in die ZF-Arena, als Trainer der Gäste. Es werden Spiele der besonderen Art zwischen den zwei deutschen Volleyball-Giganten.

Mittwoch, 14. März, 19.30 Uhr: Berlin - VfB (Max-Schmeling-Halle); Donnerstag, 22. März, 20 Uhr: VfB - Berlin (ZF-Arena); Sonntag, 18. März, 14.30 Uhr: VfB - Berlin

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FOTOS: GÜNTER KRAM Titel, Titel, Titel: Am Ende waren es 27, die Stelian Moculescu mit dem VfB Friedrichs­hafen holte. Die Mannschaft ließ ihn hochleben.
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Nach zwei Jahren ohne Meistersch­aft holte der VfB unter Trainer Stelian Moculescu 2005 die Meistersch­ale zurück an den Bodensee.

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