Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Begegnungen der besonderen Art
Dreimal in acht Tagen treffen die Volleyball-Giganten Berlin und VfB aufeinander
FRIEDRICHSHAFEN - Innerhalb von acht Tagen treffen die deutschen Volleyball-Giganten VfB Friedrichshafen und die Berlin Recycling Volleys aufeinander. Zweimal im Achtelfinale der Champions League, dazwischen das Bundesligaspiel – einmal in der Bundeshauptstadt, zweimal in der ZF-Arena. Und es gibt ein Wiedersehen auf der anderen Netzseite mit einem der erfolgreichsten Trainer in Europa: Stelian Moculescu, der 20 Jahre lag die Häfler trainierte und eigentlich schon in Rente war.
Im Frühjahr 1997 trafen sich die Verantwortlichen des VfB Friedrichshafen in Wangen im Allgäu mit Stelian Moculescu, um mit ihm über ein Engagement beim VfB zu reden. Der damals 46-Jährige war beim ASV Dachau unter Vertrag, doch der Hauptsponsor sprang zur neuen Saison ab und der Verein verschwand aus der Bundesliga. „Wir hatten Stelian Moculescu immer auf dem Schirm, aber wir dachten, dass er München nie verlassen würde“, sagt der heutige VfB-Präsident Wunibald Wösle.
Mit ihm kommt der Erfolg nach Friedrichshafen
Der Volleyball-Besessene, der sich in der bayerischen Landeshauptstadt wohlfühlte, tat genau das Gegenteil. Er kam nach Friedrichshafen, unterschrieb einen Dreijahresvertrag und mit ihm kam auch der sportliche Erfolg an den Bodensee. Zeitgleich gewannen die Volleyballer die ZF Friedrichshafen AG als neuen Hauptsponsor gemeinsam mit der Zeppelin GmbH. Und bereits beim ersten Training war klar: Es gibt nur einen Mann beim VfB, der das sportliche Sagen hat. Der ehemalige Abteilungsleiter Erwin Weishaupt (verstarb 2016), der gerne in der Pressekonferenz polterte, wenn die Mannschaft schlecht spielte, verstand die Botschaft und schwieg fortan zu sportlichen Fragen.
Stelian Moculescu fand in Friedrichshafen ein gut bestelltes Feld vor. Zwar waren die Häfler, die 1989 in die Bundesliga aufstiegen, noch ohne Titel, doch der Verein hatte eine gute Infrastruktur, mit Menschen, die ehrenamtlich und mit viel Herzblut arbeiteten. Was noch fehlte war die Kontinuität und der sportliche Erfolg. „Wir hatten vor Moculescu sechs Trainer in acht Jahren. Mit ,Stelu’ kamen Kontinuität und Erfolg“, meinte Wösle.
Und die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Im ersten Jahr mit Moculescu wurde der VfB Meister und Pokalsieger. 1999 und 2000 erreichten die Häfler das Final Four der Champions League. In El Ejido (Spanien) wurden sie Dritter, in Treviso Zweiter.
In den folgenden Jahren gewann der Meistermacher mit seinen Teams weitere Titel. Am Ende waren es 27. Der Höhepunkt war 2007 der Gewinn des Triples: Meisterschaft, DVV-Pokal und Champions League. Es war aber auch ein Wendepunkt in der Geschichte des VfB. Stelian Moculescu hatte danach zwei Angebote aus Italien (Treviso und Roma) und blieb beim VfB. Vielleicht hätte er rückblickend eines der Angebote annehmen sollen. Nur Moculescu weiß, warum er sich dagegen entschied. Die Jahre danach waren sportlich weiterhin erfolgreich, doch viele Männerfreundschaften gingen zu Bruch. Wer nicht für Moculescu war, war gegen ihn und das VfB-Boot fuhr ohne ihn weiter.
Donato Iasi roch den Braten und verabschiedete sich frühzeitig
Zuletzt traf es Manager Stefan Mau und Donato Iasi. Mau musste gehen, Iasi roch den Braten und verabschiedete sich frühzeitig. Iasi war von 1993 bis 2015 Co-Trainer und Scout. Er war der Erste in Deutschland, der mit dem Programm Data Volley arbeitete, mit dem man alle wichtigen Informationen über Spieler und über die Spiele zu Video-Analysen zusammenstellen kann. Der Abschied hinterließ viele Fragen, die bis heute nicht beantwortet wurden. Offiziell hieß es, er gönne sich eine Auszeit. Donato Iasi hat aber den VfB verlassen. 2015 wurde Stelian Moculescu mit seinem Team Meister und Pokalsieger und mit 65 Jahren hatten viele gedacht, dass er sich in die wohlverdiente Rente verabschiedet. Es kam erneut anders und es war wohl das bitterste Jahr für Moculescu in Friedrichshafen. Ohne Titel gab er im Frühjahr seinen Abschied bekannt. „Ich werde nie wieder eine Halle, in der Volleyball gespielt wird, von innen betreten“, sagte er der „Schwäbischen Zeitung“. Nun hat er doch eine Halle betreten und zwar die des Erzrivalen Berlin.
Im Februar 2018 übernahm Stelian Moculescu als Trainer bis Saisonende die Berlin Recycling Volleys. Nun kommt er am 18. März erstmals wieder in die ZF-Arena, als Trainer der Gäste. Es werden Spiele der besonderen Art zwischen den zwei deutschen Volleyball-Giganten.
Mittwoch, 14. März, 19.30 Uhr: Berlin - VfB (Max-Schmeling-Halle); Donnerstag, 22. März, 20 Uhr: VfB - Berlin (ZF-Arena); Sonntag, 18. März, 14.30 Uhr: VfB - Berlin