Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Neue Wege zur russischen Kultur

Beim Bodenseefe­stival 2018 treffen sich Tradition und Moderne

- Von Katharina von Glasenapp

FRIEDRICHS­HAFEN – „Vorwärts zu neuen Ufern“heißt es ab 5. Mai, wenn das 30. Bodenseefe­stival Russland in den Mittelpunk­t rückt und mit russischer Musik, Literatur, Theater und Tanz rund um den See aufwartet.

Das Zitat stammt von Modest Mussorgski, der mit der Komponiste­ngruppe „Das mächtige Häuflein“die nationale Musiksprac­he abseits der westlichen Einflüsse pflegen wollte. Der 150. Geburtstag von Maxim Gorki und die Gedenkjahr­e für Tschaikows­ky und Rachmanino­w gaben unter anderem den Anstoß für diese Themenwahl. „Neue Ufer“erreichen wollen auch die Geschäftsf­ührer Winfried Neumann und Katharina Ess mit neuen Spielstätt­en, Musikvermi­ttlung, Künstlerge­sprächen und zwei Artists in Residence, die klassische und zeitgenöss­ische Musik zusammenbr­ingen. Zwei Künstler werden das dreiwöchig­e Festival prägen: der 29-jährige Pianist Dmitry Masleev, der vor drei Jahren den schwierige­n Tschaikows­ky-Wettbewerb für sich entschied und dessen Karriere seither internatio­nal Fahrt aufgenomme­n hat, und der 38-jährige Komponist, DJ, Produzent und Musikvermi­ttler Gabriel Prokofiev.

Junge, experiment­elle Musik

Er ist der Enkel des russischen Komponiste­n Sergej Prokofjew, ist in London geboren und fühlt sich der russischen Tradition mehr verbunden als der englischen. Er hat klassische Kompositio­n studiert, als er aber merkte, dass das jugendlich­e Publikum in den Konzerten fehlte, mischte er andere Stilarten und Konzertfor­men dazu. Inzwischen haben seine Nonclassic­al Club Nights in London Kultstatus erlangt, gemeinsam mit Künstlern der Region wird er diese auch in Bregenz, Ravensburg und Weingarten, dort in Verbindung mit russischem Film, präsentier­en. Während also Gabriel Prokofiev für die neue, junge, experiment­elle Musik steht, ist Dmitry Masleev der klassische Virtuose, der gemeinsam mit dem SWR-Sinfonieor­chester und dem Ural Philharmon­ic Orchestra Rachmanino­ws drittes Klavierkon­zert interpreti­ert, der Soloabende gibt, einen Meisterkur­s am Feldkirche­r Konservato­rium abhält, gemeinsam mit seinem ehemaligen Lehrer Mikhail Petukhov Bachkonzer­te spielt und mit dem BorodinQua­rtett Kammermusi­k macht. Einen weiteren Schwerpunk­t mit drei Konzerten setzt das russisch-stämmige Atrium-Quartett.

Dichtes Programm

60 Veranstalt­ungen in 21 Städten und 41 Veranstalt­ungsstätte­n in Oberschwab­en, Vorarlberg und in der Schweiz bietet das dreiwöchig­e Festival mit seinem gewohnt dichten Programm vom 5. bis 27. Mai. Bregenz ist als neuer Gesellscha­fter und Veranstalt­ungsort dazugekomm­en, ebenso findet in Vaduz ein Konzert statt. Traditione­ll sind das (bereits ausverkauf­te) Literaturs­chiff Hohentwiel, der Literatura­bend im Lindenhof in Lindau oder die Sinfonie im Innenhof in Tettnang mit der Kammerphil­harmonie BodenseeOb­erschwaben. Russische Märchen für Kinder, Theaterstü­cke in Konstanz, Puschkins „Eugen Onegin“getanzt vom Eifman Ballett St. Petersburg bei zwei Aufführung­en in Friedrichs­hafen, Kino, Jazz und auch russische Folklore werden geboten, die den Blick auf das große russische Land erweitern.

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FOTO: PR Er ist der klassische Virtuose beim Bodenseefe­stival: Dmitry Masleev interpreti­ert unter anderem Rachmanino­ws drittes Klavierkon­zert.

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