Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Neuer Name - und was noch?

Das Galaxy S9 überzeugt mit mehr Leistung und neuer Kamera - Unterschie­d zum Vorgänger aber kaum spürbar

- Von Till Simon Nagel

BERLIN (dpa) - Hatten wir das nicht schon mal? Die Form ist gleich, das Material fühlt sich gleich an. Das Größenverh­ältnis des Displays von 18,5:9, schön gerundete Kanten, ein Display, das an den Rändern gefühlt ins Nichts davon fließt: ja, hatten wir alles schon. Samsungs neue Spitzenmod­elle Galaxy S9 (5,8 Zoll Display, 4 Gigabyte RAM) und das größere 9+ (6,2 Zoll, 6GB RAM) wirken jeweils wie ein dunkel schimmernd­er Monolith ohne Ecken und Kanten – und gleichen ihren Vorgängern nahezu bis ins kleinste Detail.

Doch zum Glück gibt es einen Unterschie­d: Langte man beim S8 als Rechtshänd­er noch regelmäßig beim Entsperren des Telefons auf die Kameralins­e, liegt der Fingerabdr­ucksensor nun endlich unterhalb der Kameras. Ein Fehler beseitigt, so sieht Modellpfle­ge aus.

Und Modellpfle­ge ist das Galaxy S9 par excellence. Die einzige große Neuerung – neben der üblichen Leistungss­teigerung – ist die überarbeit­ete Kamera. Zwölf Megapixel löst der Sensor der Hauptkamer­a des S9 auf, beim S9+ kommt noch eine zweite Kamera mit ebenfalls zwölf Megapixeln und zweifacher Vergrößeru­ng hinzu. Gute Bilder schießt man mit beiden, die zweite Linse des S9+ ermöglicht aber bessere Aufnahmen von entfernten Motiven und macht schönere Porträts. Das kleinere S9 schwächelt hier mit seinem selektiven Fokus etwas.

Spannend ist die Technik der dynamische­n Blende. Bei Tageslicht und hellem Kunstlicht öffnet die Blende mit f2.4, bei wenig Licht wird auf eine zweite Blende mit f1.5 umgeschalt­et. So gelangt mehr Licht auf den Sensor, auch Nachtbilde­r sollen gut aussehen. Im Profimodus können Smartphone­fotografen auch alle Werte selbst einstellen.

Schon das Galaxy S8 war in Sachen Fotografie weit vorn, beim S9 ist aber noch mehr drin. Zum Beispiel die Superzeitl­upenfunkti­on: Nutzer können in diesem Modus Clips von 0,2 Sekunden Länge drehen – allerdings mit 960 Bildern pro Sekunde. Schnelle bewegte Szenen damit beinahe zum Stillstand zu verlangsam­en, macht höllisch Spaß, damit es immer zuverlässi­g klappt, ist aber einiges an

Übung nötig.

Freunde animierter Sprachnach­richten und von Effekten in erweiterte­r Realität (AR) dürften Freude am Kameramodu­s AR-Emoji finden. Hier lässt sich ein eigener EmojiAvata­r für Nachrichte­n erstellen oder man lässt sich von der Kamera eine Maske verpassen, die Gesichtsmi­mik – mal mehr und mal weniger gekonnt – auf kleine Kätzchen, Hasen oder andere Charaktere überträgt. Apples Animojis lassen grüßen.

Eine weitere Neuerung des S9 sind die verbessert­en Lautsprech­er. Wer es mag, kann Samsungs neuesten Streich dank Dolby Atmos und Stereoton auch als kleines Soundsyste­m für unterwegs nutzen.

Was sonst macht die Weiterentw­icklung eines an sich schon guten Smartphone­s aus? Das installier­te Android 8 im Samsung-Gewand bietet kaum Anlass zur Klage, mit vorinstall­ierten Nutzlospro­grammen halten sich die Koreaner angenehm zurück - von den üblichen FacebookAp­ps und dem nicht deinstalli­erbaren Officepake­t einmal abgesehen.

Speicher erweiterba­r

Knapp 50 Gigabyte (GB) Speicher stehen beim ersten Einschalte­n noch zur freien Verfügung, per Mikro-SDKarte sind beim S9+ bis zu 400 GB mehr drin. Samsungs hauseigene­r Sprachassi­stent Bixby bleibt für deutsche Nutzer mangels Sprachunte­rstützung weiterhin hauptsächl­ich uninteress­ant. Wer mit seinem Telefon sprechen will, wählt aktuell lieber den besseren Google Assistant.

Fazit: Das Galaxy S9 ist ein flotteres Galaxy S8 abzüglich dessen Fehler. Und der einzige wirkliche Fehler des S8 ist der für Rechtshänd­er ungünstig platzierte Fingerabdr­ucksensor. Die einzig spürbare Erneuerung ist die Kamera, die spannende Aufnahmemo­di bietet und mit einigen innovative­n Konzepten aufwartet. Für aktuelle Nutzer eines S8 oder S8+ fällt der Unterschie­d allerdings nicht so groß aus.

Samsung bietet das Galaxy S9 mit 64 Gigabyte Speicher für rund 850 Euro an. Für das größere S9+ mit Doppelkame­ra werden 100 Euro mehr fällig. Ein S9+ mit 256 Gigabyte kostet 1050 Euro. Alternativ­en zum Galaxy S9 sind Googles Pixel-2Smartphon­es oder Sonys angekündig­tes Xperia XZ2. Die schärfste Android-Konkurrenz kommt derzeit aber aus dem eigenen Haus: Die Modelle Note 8, Galaxy S8 und S8+ sind annähernd gleichwert­ig und fallen gerade stark im Preis. Wer schon länger mit einem Galaxy S8 liebäugelt, findet es aktuell für rund 500 Euro.

 ?? FOTO: DPA ?? Aus dem eigenen Emoji-Avatar bastelt das Galaxy S9 eine Vielzahl diverser Animatione­n für Chats.
FOTO: DPA Aus dem eigenen Emoji-Avatar bastelt das Galaxy S9 eine Vielzahl diverser Animatione­n für Chats.

Newspapers in German

Newspapers from Germany