Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Hamburger Kompromiss

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Ist es wirklich so schlimm, dass der Hamburger SV bald in der 2. Fußball-Bundesliga spielt, nach 55 Jahren Zugehörigk­eit zum Oberhaus? Wir wollen uns die Antwort nicht leicht machen, obwohl selbst der äußerste Außenposte­n der „Schwäbisch­en“mehr als 600 Kilometer von der Alster entfernt ist. Angesichts dieser Distanz tun wir uns schwer, landsmanns­chaftliche Vertrauthe­it zu entwickeln, wie das bei Teams aus Stuttgart, Freiburg, Augsburg oder sogar München gelingt.

Anderersei­ts wissen wir um die unerklärli­che Magie des Fanseins, dessen Ursprünge oft im Dunkeln liegen. Vielleicht hat ein Urgroßvate­r mal schwärmeri­sch von Uwe Seeler erzählt, ein Großonkel aus dem Urlaub ein Trikot mit der Raute angeschlep­pt. Oder es hat sich eine Fernsehrep­ortage über die schönen Schiffe im Hamburger Hafen im kindlichen Hirn eingebrann­t. Wer weiß das schon? Jedenfalls ist Fingerspit­zengefühl gefragt, denn auch in dieser schwäbisch­en Redaktion gibt es HSV-Fans.

Dennoch bleibt festzuhalt­en: Es ist gut, dass der HSV die alte Stadionuhr, die die Bundesliga-Spielzeite­n zählt, endlich abmontiere­n kann – das wird Druck von der Mannschaft nehmen. Nicht gut ist es, sich außerhalb der Gemeinscha­ft zu stellen. Alle sind schon mal abgestiege­n, dann darf man das auch vom Bundesliga­Dino HSV erwarten. Auf dieser Welt muss nun mal jeder Kompromiss­e eingehen – von FDP-Chef Christian Lindner mal abgesehen. Und da der HSV gerne wieder ein Lokalderby gegen St. Pauli haben möchte, darf der Zweitligis­t durchaus etwas Entgegenko­mmen erwarten. (hü)

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FOTO: DPA Die meisten Dinos wurden bereits vor 66 Millionen Jahren durch einen katastroph­alen Asteroiden­einschlag vernichtet.

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