Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Strobls Mann für die Sicherheit geht

Staatssekr­etär Martin Jäger wechselt vom Stuttgarte­r Innenminis­terium nach Berlin

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Harter Schlag für Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU): Sein Staatssekr­etär Martin Jäger verlässt Stuttgart und kehrt zurück nach Berlin. Jäger war Strobls starker Mann in Sachen Sicherheit­spolitik.

„Staatssekr­etär Martin Jäger hat in den vergangene­n eineinhalb Jahren eine hervorrage­nde Arbeit in meinem Haus geleistet“, lobt Strobl seinen wichtigste­n Mitarbeite­r. „Wir haben gemeinsam Dinge, die für die Sicherheit in unserem Land enorm wichtig sind, vorangetri­eben.“So war Jäger etwa Verfasser des Papiers „Wer kein Bleiberech­t hat, muss gehen“, mit dem Strobl Ende 2016 bundesweit Aufsehen erregt hat. Die Novelle des Polizeiges­etzes im Land, die den Landesbehö­rden im Bundesverg­leich die größten Rechte einräumt, hat er maßgeblich entwickelt.

Nun wechselt Jäger als beamteter Staatssekr­etär ins Bundesmini­sterium für wirtschaft­liche Zusammenar­beit. „Mich hat es gereizt, wieder in einem internatio­nal aufgestell­ten Ministeriu­m zu arbeiten“, sagte er FAZ.net, die zuerst über die Personalie berichtete. Jäger war als Bundesbeam­ter für seine Tätigkeit in Stuttgart beurlaubt worden.

Vor seinem Dienstantr­itt in Stuttgart war der 53-Jährige Sprecher im Bundesfina­nzminister­ium unter Strobls Schwiegerv­ater Wolfgang Schäuble (CDU). Zuvor arbeitete er unter anderem als Botschafte­r in Afghanista­n. Mit Jägers Berufung ins baden-württember­gische Innenminis­terium verfolgte Strobl das Ziel, sein Haus zu einem Machtzentr­um des kleineren Koalitions­partners auszubauen – als Gegengewic­ht zum Staatsmini­sterium des Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n (Grüne). Jägers Weggang muss Strobl als herben Verlust empfinden. „Seine Entscheidu­ng, nach Berlin zurückzuke­hren, bedaure ich, aber ich respektier­e sie“, so Strobl.

Die Opposition sieht in Jägers Rückkehr nach Berlin eine Flucht. „Ein weiteres Indiz dafür, dass Thomas Strobl den Rückhalt in seinem Ministeriu­m verliert“, erklärt SPDFraktio­nschef Andreas Stoch. Geht die „Allzweckwa­ffe“Jäger, werde sich Strobls Überforder­ung als Innenminis­ter noch deutlicher zeigen. Ähnlich drückt es FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke aus. „Offensicht­lich ist Jäger die fehlende Profession­alität seines Ministers leid.“

Rülke vermutet als Grund auch die jüngsten Vorwürfe gegen Strobl, Geheimniss­e über Polizeimaß­nahmen in Sigmaringe­n ausgeplaud­ert zu haben. Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“mit Verweis auf Polizeikre­ise berichtet hatte, sind wohl Teile eines Sicherheit­skonzepts verschoben worden. Unter anderen sollten verdeckte Polizeikrä­fte im Sigmaringe­r Prinzenpar­k ermitteln. Dort und am Bahnhof haben Drogendeli­kte, Diebstahl und Pöbeleien durch Asylbewerb­er und Wohnungslo­se zugenommen. Rülke dazu: „Vermutlich fürchtet Jäger, Strobl würde ‚Prinzenpar­k-Gate‘ nicht überstehen und setzt sich ab zurück nach Berlin, bevor er von Thomas Strobl mitgerisse­n wird.“

Wer Jäger nachfolgen soll, ließ Strobl zunächst offen. CDU-Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhard mahnte vor weiteren Entscheidu­ngen zu „Ruhe und Gelassenhe­it“.

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FOTO: DPA Martin Jäger

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