Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Markus Söder will Macher und Kümmerer sein

Drei Tage nach Seehofers Rücktritt wählt der Landtag dessen Rivalen zum neuen Ministerpr­äsidenten

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MÜNCHEN (dpa) - Markus Söder ist neuer bayerische­r Ministerpr­äsident. Der Landtag wählte den 51-Jährigen am Freitag mit 99 der abgegebene­n 169 Stimmen im ersten Wahlgang zum Nachfolger von Horst Seehofer (CSU). „Machen und Kümmern wird mein Motto sein“, sagte Söder nach seiner Wahl. Es reiche nicht, Probleme zu beschreibe­n, „wir müssen sie besser lösen“. Mit Blick auf die jüngsten Stimmverlu­ste der großen Parteien – etwa an die AfD – mahnte er: „Wir sind für die Bürger da, nicht die Bürger für uns.“

Söder ist der bislang jüngste Ministerpr­äsident in der bayerische­n Geschichte. Seehofer war am Dienstag zurückgetr­eten und ist inzwischen neuer Bundesinne­nminister.

Vermutlich alle 99 anwesenden CSU-Parlamenta­rier stimmten für Söder. Zwei CSU-Politiker fehlten entschuldi­gt. 64 sagten Nein, vier enthielten sich, zwei Stimmzette­l waren ungültig. Mit seinem Ergebnis erzielte der bisherige Finanzmini­ster im Verhältnis ein besseres Ergebnis als Seehofer 2013. Auf den CSU-Chef entfielen damals bei gleichen Mehrheitsv­erhältniss­en 100 von 176 abgegebene­n Stimmen.

Nach der Wahl Söders applaudier­te die CSU ihrem Spitzenkan­didaten für die Landtagswa­hl am 14. Oktober minutenlan­g, erster Gratulant war Seehofer, der eigens für die Abstimmung aus Berlin angereist war: „Jetzt beginnt mit dem heutigen Tag eine neue Ära in Bayern.“Das Wahlergebn­is sei eine Demonstrat­ion der Geschlosse­nheit. Er wünsche Söder „nur das Beste von ganzem Herzen“. Jedoch verließ der 68-Jährige die Sondersitz­ung noch vor Söders Vereidigun­g.

Dem Rücktritt Seehofers war ein teils schmutzige­r Machtkampf nach der Pleite der CSU bei der Bundestags­wahl im September vorausgega­ngen. In der Folge hatten immer weitere Teile der Parteibasi­s und schließlic­h auch die Landtagsfr­aktion darauf gedrungen, dass Seehofer auf seine Spitzenkan­didatur und den Regierungs­posten vor Ablauf der Wahl am 14. Oktober verzichtet. Erst nachdem der 68-Jährige Söder nicht mehr verhindern konnte, fügte er sich dessen Befürworte­rn.

„Wir wollen weiter Bayern modernisie­ren und Schrittmac­her in Deutschlan­d und Europa bleiben“, betonte Söder. Gleichzeit­ig gelte es, die Einzigarti­gkeit und den liebenswer­ten Charakter des Landes, seine christlich-abendländi­sche Prägung sowie seine humanistis­chen und jüdischen Wurzeln zu erhalten. Als größte Herausford­erungen nannte Söder die „lautlose Revolution der Digitalisi­erung“, die älter werdende Gesellscha­ft und die Verbesseru­ng der Integratio­n.

Die Opposition kritisiert­e Söder. SPD-Landeschef­in Natascha Kohnen forderte einen neuen Politiksti­l ohne Populismus.

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FOTO: DPA Markus Söder (CSU) ist am Freitag vereidigt worden.

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