Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Tunnelpatin liefert auch mal eine Kirschtorte
Aloisia Trischler aus Westerheim ist bei den ersten Sprengungen für die zwei Rettungstunnel dabei
WESTERHEIM - „Es ist für mich eine große Ehre, die Tunnelpatin der zwei Rettungsstollen für den Lämmerbuckel sein zu dürfen.“Dies unterstrich Aloisia Tritschler in ihrem Grußwort beim feierlichen Tunnelanschlag für die 150 und 170 Meter langen Rettungsstollen entlang des 622 Meter langen Lämmerbuckeltunnel bei Wiesensteig. Wie bereits berichtet, war es der Ehefrau des Wiesensteiger Bürgermeisters Gebhard Tritschler vorbehalten, die erste symbolische Sprengung für das 7,2 Millionen Euro teure Bauwerk auszulösen, was unter dem Beifall von rund 100 Gästen erfolgte. Am Freitagvormittag war die Tunnelpatin erneut an der Baustelle, als dann die Mineure die ersten Sprengungen im Gestein der Schwäbischen Alb ausführten, um die Stollen entlang des Lämmerbuckeltunnels zu erstellen. Das sei sehr spannend und interessant gewesen.
Aloisia Tritschler dankte den Verantwortlichen, die bei ihr angeklopft haben, ob sie denn nicht als Ehefrau des Wiesensteiger Bürgermeisters die Rolle der Tunnelpatin übernehmen möchte. Dieses Amt habe sie gerne und mit Freude übernommen, zumal es sich um einen Rettungsstollen handle mit dem Ziel, Menschen in Not und bei Unfällen zu helfen.
„Es handelt sich um einen eher kleinen, aber sehr wichtigen Tunnel, der dazu dient, Menschen aus einer unter Umständen lebensbedrohlichen Situation herauszuholen“, erklärte sie in ihrem Grußwort. Und Aloisia Tritschler ergänzte: „Wir alle wünschen uns sehr, dass dieser Tunnel nur für die Wartungen benutzt werden muss und ansonsten umsonst gebaut wird. Doch sollte einmal ein Notfall geschehen, kann durch diesen Tunnel Leben gerettet werden.“Dafür würden sich der Einsatz und die Kosten lohnen.
Dank an die Mineure
An die Adresse der Mineure sagte die Mutter dreier Kinder dankend: „Ihr sorgt dafür, dass der Lämmerbuckeltunnel sicherer wird.“Viele tausende Menschen würden den Lämmerbuckeltunnel täglich benutzen, um zügig von oder auf die Albhochfläche zu kommen. Mit Blick nach vorne sagte die Westerheimerin: „Als eure Tunnelpatin möchte ich euch in den nächsten Monaten begleiten. Ich freue mich, beobachten zu können, wie diese Rettungsstollen durch eure Arbeit und euren Einsatz entstehen.“Und Aloisia Tritschler sagte den Bauarbeitern zu, sie ab und zu auch mit einer Kirschtorte oder Kuchen zu verwöhnen. Gerne nehme sie Bestellungen entgegen.
Sie verwies auf eine im Auftrag der Baufirma Züblin AG geschnitzte Hozfigur der heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, von der erzählt wird, dass sich vor ihr der Fels aufgetan hat. Sie möge Fürsprecherin für die Mineure am Lämmerbuckeltunnel sein. „Ich wünsche euch für euer Tun alles Gute, vor allem Gottes Segen. Möge besonders die Heilige Barbara euch begleiten und beschützen“, sagte Aloisia Tritschler und grüßte die Tunnelarbeiter mit einem „Glück auf“.
In seinem Grußwort beim feierlichen Tunnelanschlag für die zwei je vier Meter breiten Rettungsstollen grüßte auch ihr Ehemann Gebhard Tritschler die Festversammlung mit dem Hinweis, dass der Lämmerbuckeltunnel seit Jahrzehnten zur A8 und zu Wiesensteig gehöre. Der Wiesensteiger Bürgermeister machte deutlich, warum die Rettungsstollen trotz des geplanten Neubaus des Albaufstiegs richtig, wichtig und sinnvoll sind – auch wenn noch einige Zeit vergehen wird, bis der neue Albaufstieg der A8 tatsächlich fertig sein wird: Denn diese Strecke des Albaufstiegs wird nach dem Neubau des Albaufstiegs als Landesstraße erhalten bleiben.
Gebhard Tritschler verwies auf Unglücke in verschiedenen Tunnel in der Vergangenheit, die ganz andere Herausforderungen gegenüber normalen Bränden darstellten. Zum Glück sei über viele Jahre im Lämmerbuckeltunnel nichts passiert ist, doch vor kurzem sei es innerhalb weniger Tage zu zwei Einsätzen gekommen. „Die Brandbekämpfung ist bei Einsätzen aber erst der zweite Schritt. Oberste Priorität hat die Rettung von Menschen“, betonte der Bürgermeister Wiesensteigs.
Er sei dankbar, dass mit dem Bau dieser Rettungsstollen die gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden, die dann den Nutzern des Tunnels wie den Rettungskräften bei einem Einsatz als Flucht- und Rettungsweg zur Verfügung stehen.
Erste Sprengungen am Freitag
Seit diesem Freitag laufen unter der Schirmherrschaft von Aloisia Tritschler die Bauarbeiten für die beiden 150 und 170 Meter langen begehbaren Röhren, die als Fluchtwege dienen. Mit schwerem Gerät rückten die Bauarbeiter an, um Löcher in das Gestein der Alb zu sprengen. Die Tunnelpatin wohnte diesen ersten Sprengungen bei. Die Arbeitsvorbereitungen für die Rettungsstollen gingen bereits im Oktober des vergangenen Jahres los. Gemäß dem Bauzeitenplan soll bis Mitte Mai der Stollen auf der Ostseite frei gesprengt sein, dann beginnen die Sprengungen für das Rohr an der Westseite. Im Juli sollen die Stollen dann an den Tunnel angeschlossen werden. Als Bauzeit sind insgesamt 19 Monate angesetzt, im April 2019 sollen sie fertiggestellt sein.
Wie Andreas Hollatz, Präsident der Abteilung Straßenwesen und Verkehr beim Regierungspräsidium Stuttgart, bei der Feierstunde am Donnerstag wissen ließ, werde das Planfeststellungsverfahren für den neuen Albaufstieg der A8 in den Sommermonaten in diesem Jahr erneut aufgenommen. Die Autobahntrasse in Fahrtrichtung München mit dem Lämmerbuckeltunnel werde als Landesstraße und Umleitungsstrecke auf jeden Fall erhalten. Deshalb mache es auch Sinn, den Lämmerbuckeltunnel mit Rettungsstollen auszurüsten, betonte Hollatz.
„Ihr sorgt dafür, dass der Lämmerbuckeltunnel sicherer wird.“Tunnelpatin Aloisia Tritschler an die Adresse der Mineure