Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Bombenfund legt Neu-Ulmer City lahm

12 600 Menschen müssen ihre Häuser am Sonntag während der Entschärfu­ng verlassen

- Von Ronald Hinzpeter

NEU-ULM - Am Sonntag steht die Neu-Ulmer Innenstadt still. Schuld daran trägt ein Blindgänge­r aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Bombe wurde am Donnerstag­nachmittag auf der Baustelle des Südstadtbo­gens entdeckt. Es ist schon die zweite böse Überraschu­ng dieser Art innerhalb von zwei Wochen. Doch der Anfang März entdeckte Sprengkörp­er war wesentlich kleiner und wog nur 75 Kilo, deshalb fielen die Sicherheit­smaßnahmen für die Entschärfu­ng damals bei Weitem nicht so streng aus wie diesmal.

Bei dem neuerlich entdeckten Blindgänge­r handelt es sich um eine sogenannte Zehn-Zentner-Bombe mit zwei Zündern und deutlich höherer Sprengkraf­t. Sie wird seit Donnerstag auf der Baustelle rund um die Uhr bewacht. Die könne man bis zur Entschärfu­ng „ruhigen Gewissens liegen lassen“, sagte am Freitag Sven Hornfische­r, Sprecher des Polizeiprä­sidiums in Kempten.

Hinzu kommt: Nicht weit entfernt von der Bombe befindet sich direkt gegenüber der Glacis-Galerie ein sogenannte­r „Verdachtsp­unkt“. Dort könnte ebenfalls ein alter Sprengkörp­er im Boden stecken. Ursprüngli­ch sollte an dieser Stelle erst in einer Woche gegraben werden, doch nun schauen die Experten des Kampfmitte­lräumdiens­tes gleich nach und machen das gefährlich­e Ding unschädlic­h – sofern es sich tatsächlic­h ebenfalls um eine Bombe handelt.

Sicherheit­szone von 500 Metern

Rund um beide Funde wurde in einem Radius von 500 Metern eine Sicherheit­szone gezogen, die einen Gutteil der Neu-Ulmer Innenstadt umfasst. Dieser Bereich wird am Sonntagmor­gen komplett geräumt. Das heißt: 12 600 Menschen müssen nach Angaben der Stadtverwa­ltung ihre Wohnungen verlassen. 600 Helferinne­n und Helfer von Polizei, Rotem Kreuz und Feuerwehr gehen von Haus zu Haus und fordern die Bewohner auf, ihre vier Wände zu verlassen. Innerhalb des abgesperrt­en Sicherheit­sbereichs „darf sich niemand befinden“, sagte gestern Polizeiviz­epräsident Guido Limmer vor der Presse.

Auch der Verkehr muss selbstvers­tändlich draußen bleiben, die Busse werden umgeleitet. Bereits um 8 Uhr macht die Polizei die Straßen dicht, eine halbe Stunde später beginnt die Evakuierun­g. Die Helfer werden versuchen, die Innenstadt­bewohner „freundlich zu überreden“, wie Limmer sagte. Wenn sich jedoch jemand weigert, werde kein unmittelba­rer Zwang angewendet. Oberbürger­meister Gerold Noerenberg warnt davor, die Gefahr auf die leichte Schulter zu nehmen: „Es sollte keiner auf die Idee kommen, es besser wissen zu wollen.“

DRK organisier­t Fahrdienst­e

Für alle, die während der Evakuierun­g keine Möglichkei­t haben, anderswo unterzukom­men, stellt die Stadt die Turnhalle der Weststadts­chule in der Schießhaus­allee 7 zur Verfügung, auch die Mensa der Hochschule Neu-Ulm hat geöffnet. Wer seine Wohnung nicht selbst verlassen kann, für den stellt das Rote Kreuz einen Hol- und Bringdiens­t bereit. Die Anmeldung kann heute ab 15 Uhr über die Bürgerhotl­ine erfolgen (siehe unten). Die Donauklini­k liegt übrigens außerhalb der Evakuierun­gszone. Sämtliche Hotels, Gaststätte­n und Geschäfte, die am Sonntag tagsüber geöffnet haben, müssen für die Dauer des Einsatzes geschlosse­n bleiben.

Wann der beendet sein wird, lässt sich nach den Worten von Thomas Nägele, Leiter der Abteilung Sicherheit und Ordnung der Stadt NeuUlm, nicht genau sagen. Für die Evakuierun­g setzt er fünfeinhal­b Stunden an, die Entschärfu­ng der Bombe könnte schon in einer guten halben Stunde erledigt sein, sich aber auch noch länger hinziehen.

Falls tatsächlic­h noch eine zweite Bombe gefunden wird, will das Sprengkomm­ando sich diese danach vornehmen. Es könnte also später Nachmittag werden, bis sich das Neu-Ulmer Zentrum wieder beleben darf. Deshalb empfiehlt die Stadt den Bewohnern, wichtige Dinge wie etwa Medikament­e mitzunehme­n, auch an die Haustiere, die nicht längere Zeit allein bleiben können, müsse gedacht werden, denn: Sobald die Häuser geräumt sind, darf niemand zurückkehr­en, solange nicht Entwarnung gegeben wurde.

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FOTO: THOMAS HECKMANN Der Fundort der Fliegerbom­be, die am Sonntag entschärft wird, wird rund um die Uhr von der Polizei bewacht. Die Bombe selber ist in einem Zelt geschützt.
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FOTO: Der Kartenauss­chnitt zeigt den Bereich der Neu-Ulmer Innenstadt, der am Sonntagmor­gen geräumt wird.

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