Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Eiszeit in Dortmund
Europa-Aus als Tiefpunkt – Stöger kritisiert Götze scharf
SALZBURG (dpa) - Mario Götze verspürte zunächst wenig Lust zum Reden. Den Nachfragen nach der harschen Kritik des Trainers an seiner Leistung beim Achtelfinalaus in der Europa League ging der Weltmeister vor der Rückreise nach Dortmund bewusst aus dem Weg. Doch seine Miene verriet mehr als tausend Worte. Stunden später war er zur einer Stellungnahme bereit, die allerdings ungewöhnlich devot ausfiel. „Ich bin dem Trainer dankbar, dass er mich auf meine Defizite hingewiesen hat, und ich werde stark daran arbeiten“, teilte er sportbild.de mit. Dass er am selben Tag nicht in den Kader der Nationalmannschaft für die beiden Testspiele berufen wurde, dürfte seine Laune zudem verschlechtert haben.
Götze will sich hinterfragen
Dass es generell kein Dortmunder in den DFB-Kader schaffte, ist ein Spiegelbild der aktuellen Saison. Denn Götze war wahrlich nicht der Einzige, der beim über weite Strecken desolaten 0:0 gegen den Außenseiter aus Salzburg enttäuschte. Doch er bekam als Einziger den Unmut des Trainers noch am Abend zu spüren. In einer für ihn ungewöhnlich deutlichen Tonart kommentierte Peter Stöger die Auswechslung von Götze zur Pause nach schwacher erster Hälfte: „Mit Mario waren wir einfach nicht zufrieden. Ordentliches Passspiel, Bewegung auf gefährlichen Positionen und Tiefgang – da war gar nichts zu sehen.“Auch am Tag danach stand der Österreicher zu seiner Kritik: „Wenn etwas nicht gepasst hat, bin ich der Meinung, dass man es ansprechen kann. Es waren aber mehrere Jungs dabei, mit denen wir nicht zufrieden sind“, sagte Stöger. Der erste Schuss auf das gegnerische Tor gelang erst in der 51. Minute.
Am Ende einer völlig missratenen Europacup-Saison mit nur einem Sieg in zehn Spielen dämmerte es allen Beteiligten, dass der Kader dringend eine Generalüberholung benötigt. „Möglicherweise verlässt man sich zu sehr auf das, was auf dem Papier steht, nämlich, dass da viel Qualität ist. Aber die müsste man dann halt auch sehen“, sagte Stöger.
Kaum aus Salzburg zurück, drohte Sportdirektor Michael Zorc den Profis mit Konsequenzen: „Wir halten die Augen sehr geöffnet und beobachten ganz genau, was hier in den letzten Monate passiert ist und was in den kommenden Monaten auf dem Platz passieren wird.“Zudem verschlechtert die Eiszeit die Position von Stöger für die in Kürze anstehenden Gespräche mit der Clubspitze über die Fortsetzung der nur bis Sommer fixierten Zusammenarbeit.
Dabei schienen das Team und auch Götze noch vor wenigen Wochen auf gutem Weg zu alter Stärke. Nun ist es kaum vorstellbar, dass der Mittelfeldspieler im Heimspiel gegen Hannover am Sonntag (13.30 Uhr) in der Startelf steht. Götze selbst gelobte Besserung: „Vielleicht sollten wir uns besser ganz schnell alle hinterfragen, ob das das Niveau ist, wie sich der BVB präsentiert.“