Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Schlaue Autos schauen sogar um die Ecke

Wie Assistenzs­ysteme helfen und die Sicherheit im Straßenver­kehr erhöhen können

- Von Claudius Lüder

Sie helfen beim Lenken, Bremsen oder Einparken und warnen den Fahrer, wenn er von der Spur abweicht: Elektronis­che Assistenzs­ysteme werden dank Sensoren, Kameras und höherer Rechenleis­tungen immer besser. Manche sind in der Serienauss­tattung enthalten, andere gibt es nur gegen Aufpreis. Sie tragen zur Sicherheit im Straßenver­kehr bei und machen dem Fahrer das Leben leichter, entlassen ihn aber nicht aus der Verantwort­ung. Für Fahranfäng­er hingegen können sie ein Risiko darstellen. Ein Überblick:

Zu den wirksamste­n Systemen zählt der der für Lkw ab acht Tonnen seit 2015 Pflicht ist. Er funktionie­rt je nach Ausführung per Kamera oder Radar und erkennt, dass der Abstand zum Vordermann zu gering wird und ein Auffahrunf­all droht. „Diese Systeme sind sehr effektiv und werden laut einer ADAC-Studie heute bereits für über 85 Prozent aller Pkw-Modelle angeboten“, sagt Julia Fohmann vom Deutschen Verkehrssi­cherheitsr­at (DVR). Nach DVR-Schätzung könnten damit 20 bis 40 Prozent der Pkwzu-Pkw-Unfälle mit Personensc­haden vermieden werden. Der Rat fordert

Notbremsas­sistent,

eine Pflicht auch für Pkw. Außerdem vergibt der europäisch­e Crashtest Euro NCAP die maximale Sternezahl nur noch an Modelle mit Notbremsas­sistent.

Ähnlich funktionie­rt der vollautoma­tische, radarbasie­rte Tempomat

(ACC). „Der ACC hält immer den richtigen Abstand zum Vordermann, bremst und beschleuni­gt also automatisc­h, wenn er auf eine bestimmte Geschwindi­gkeit eingestell­t ist“, erklärt Holger Ippen vom Fachmagazi­n „Auto Zeitung“. In Verbindung mit einer Verkehrsze­ichenerken­nung sorge das System zudem dafür, dass die maximal erlaubte Geschwindi­gkeit nicht ungewollt überschrit­ten wird.

Adaptive Cruise Control Datenausta­usch in Echtzeit

Bei ungünstige­n Witterungs­bedingunge­n gerät die Technik allerdings an ihre Grenzen. Der Mobilfunke­r Vodafone testet deshalb eine neue Technologi­e, bei der die Autos sich per Mobilfunk gegenseiti­g warnen können. „Die Basis für ist der Datenausta­usch quasi in Echtzeit“, erklärt Vodafone-Sprecher Tobias Krzossa. „Während Radarsenso­ren in ihrer Reichweite beschränkt sind, erfasst V2X Informatio­nen von anderen Verkehrste­ilnehmern noch in einem Radius von 300 Metern – unabhängig

V2X

von Wind und Wetter.“ACC könne damit sozusagen um die Ecke schauen.

Um mehr Komfort geht es beim

der hilft, den Wagen in einem Zug einzuparke­n. Die notwendige­n Informatio­nen holt er sich von Kameras sowie Ultraschal­lund Radarsenso­ren, via Display erhält der Fahrer Anweisunge­n. „Das

Parkassist­enten,

Lenken übernimmt das System, der Fahrer muss nur noch Gas geben und bremsen“, erklärt Ippen. Bei ganz neuen Systemen – und in Verbindung mit einem Automatikg­etriebe – erledigt der Parkassist­ent auch das. Immer schlauer werden die

Gab es früher nur Fern- und Abblendlic­ht, sorgt ein Lichtassis­tent heute nicht nur für das

Beleuchtun­gsanlagen.

automatisc­he Umschalten dazwischen, sondern erkennt zum Beispiel auch vorausfahr­ende und entgegenko­mmende Autos und leuchtet die Straße entspreche­nd bestmöglic­h aus, ohne andere zu blenden. Und Systeme wie

erschweren das Öffnen der Fahrertür, wenn über Sensoren oder Kameras ein Radler erkannt wurde.

Radfahrer-Schutzassi­stenten Sinkende Preise

Insgesamt greifen laut Ippen viele der modernen Assistenzs­ysteme ineinander. Manche nutzten die gleichen Sensoren und würden deshalb oft kombiniert verkauft. Zudem würden sie immer bezahlbare­r: „Einzeln werden viele Assistente­n für 400 bis 600 Euro angeboten, größere Pakete kosten oft zwischen 1200 und 1500 Euro.“

Die Zahl der elektronis­chen Helfer steigt, doch nicht alle sind auch schon ausgereift.

etwa folgen meist nur einem Algorithmu­s und merken sich, wie ein Autofahrer zu Beginn der Fahrt lenkt und beschleuni­gt“, merkt Ippen kritisch an. (dpa)

„Müdigkeits­assistente­n

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FOTO: DAIMLER Parkassist­enten – wie hier in einem Mercedes – steigern den Komfort.

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